Vorbemerkung:                                                                                                                   03

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse -  ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

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Echolalie

Krankhaftes, papageienhaftes und anscheinend sinnloses Wiederholen (wie ein Echo) von Worten oder Satzteilen, die unmittelbar vorher von einer anderen Person ausgesprochen wurden. Echopraxie Wiederholung der Bewegung einer anderen Person durch Imitation. Die Bewegung ist nicht gewollt oder beabsichtigt und hat eine halbautomatisierte, nicht kontrollierbare Qualität. Echolalie und Echopraxie treten, laut Rothenberger, in 11 bis 44 % aller Fälle von Tourette Störung auf . Die Betroffenen haben bei einer Echolalie die Neigung das, was sie gerade gehört haben, unabhängig vom Inhalt, nachzuahmen. Dabei kann es sich auch um Inhalte oder Sprechweisen handeln, die sie als dumm, vulgär oder geschmacklos bewerten und daher eher ablehnen als bewundern. Echopraxie bedeutet das Imitieren von Handlungen und Gesten anderer Personen. Beobachtungen brennen sich in das Denken ein und der Impuls, diese Bewegungen oder Handlungen auch durchzuführen, wird immer stärker, bis es nicht mehr unterdrückt werden kann. Diese Bewegungen können sich dann auch als neuer Tic manifestieren. Ebenso kann dieses Phänomen bei der Palilalie vorkommen, welche bei 6 bis 15 % aller Tourette-Erkrankten beobachtet wird. Die Personen wiederholen eigene Äußerungen oder Worte.

Ecstasy

Der Konsum der Modedroge Ecstasy nimmt bei Jugendlichen stark zu. Parallel dazu häufen sich Berichte über schwere neurologische, psychiatrische und internistische Komplikationen nach Gebrauch von Ecstasy. Reines MDMA ist eine weiße kristalline Masse und sieht normalerweise wie weißes Pulver aus. Die Substanz, die sehr lange haltbar ist, zersetzt sich weder an der Luft noch im Licht. Charakteristisch ist ein prägnanter starker und bitterer Geschmack. MDMA ist die Abkürzung für die chemische Formel 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin. Es gehört zur Gruppe der Phenetylamine, wozu auch Amphetamine und diverse Halluzinogene (z.B. Meskalin) gehören. Erstmals synthetisiert wurde MDMA im Jahr 1898. Zu einem offiziellen Status kam es allerdings erst am 24.12.1912, als die Darmstädter Firma Merck das Patent auf eine Gruppe von Stoffen anmeldete, zu denen auch MDMA gehörte. Aber erst zwei Jahre später, am 16.05.1914 vergab das kaiserliche Patentamtamt  das Patent an die Firma.Im Laufe des Jahres 1985 trat Ecstasy ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, als eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency DEA (zuständig für die Beschaffung von Informationen über den internationalen Drogenhandel) verklagt hatte, weil die DEA Ecstasy verbieten wollte. Durch diese Kontroverse und die damit verbundene Präsenz in der Presse verbreitete sich Ecstasy in ganz Amerika. Verwendung hauptsächlich in der Technoszene.
Fast immer auftretende Nebenwirkungen sind ein trockener Mund sowie Appetitverlust. Sehr oft wird von verschiedenen Muskelreaktionen berichtet. Dazu gehören ein verkrampfter Kiefer, Augenzittern, Muskelzuckungen, Übelkeit und Krämpfe. In der Regel gehen diese ca. eine Stunde nach der Einnahme vorüber, sind allerdings bei häufigem Gebrauch und höherer Dosierung ausgeprägter. Eine Langzeitnebenwirkung ist Gewichtsverlust. Dies ist auf die Abnahme des Hungergefühls und die körperliche Bewegung während eines Raves oder einer Party zurückzuführen. Die meisten Leute sind nach der Einnahme von Ecstasy sehr erschöpft. Komplikationen nach Ecstasyeinnahme: Tachykardie, Panikstörung, Konvulsionen, Elektrolytstörungen, Hypertension, paranoide Psychose, zerebrovaskulärer Infakt, Störung der Thermoregulation mit (Hyperpyrexie, Rhabdomyolyse, DIG), Hitze-und Kältewallung, atypische Psychose, Subarachnoidalblutung Nierenversagen, Nausea, depressives Syndrom, zerebrale Sinusvenenthrombose, nicht-infektiöse Hepatitis, Vomitus, Depersonalisationssyndrom, Lagophthalmus, Kreislaufdysregulation, Mydriasis, Verhaltensauffälligkeit, Arrythmien Nystagmus, Flashbacks, Kammerflimmern, Mundtrockenheit, Hyperreflexie, Gangunsicherheit, Trismus, Bruxismus, Tremor, Harndrang, Zerebrale Krampfanfälle gehören zu den in der Literatur am häufigsten geschilderten Krankheitsbildern des ZNS nach Ecstasyeinnahme. Stimulierende sogenannte Designerdrogen aus der Ecstasygruppe werden zunehmend häufig, insbesondere von Jugendlichen konsumiert.Aus einer Untersuchung des Max-Planck-Institutes geht hervor, daß 4% der Männer und 2% der Frauen im Alter zwischen 14 - 25 Jahren "Ecstasy" konsumiert haben. (Wittchen et al 1996). Die vielschichtigen Wirkungsweisen von Ecstasy, die pharmakologisch einige Eigenschaften mit den Amphetaminen und den Halluzinogenen gemeinsam haben, determinieren verschiedene psychiatrische Störungen, wie z.B. Schlafstörungen, denen eine zunehmende klinische Bedeutung zukommt. Aufgrund der chemischen Verwandtschaft von Ecstasy und klassischen Amphetaminen sind amphetaminähnliche Wirkungen auf die Schlafarchitektur zu erwarten. In einer ersten experimentellen placebokontrollierten Schlaf-EEG-Untersuchung mit 6 gesunden Probanden fanden sich unter Gabe von 140 mg MDE amphetaminähnliche Effekte mit Verminderung von Schlafzeit, Schlafeffizienz und REM-Schlaf sowie eine Vermehrung der intermittierenden Wachzeit (Gouzoulis et al 1992). Interessanterweise wurde bei einzelnen Probanden der Tiefschlaf und die zyklische Schlafarchitektur nicht unterdrückt.In klinischer Hinsicht sind Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung nach dem Konsum von Ecstasy ein inzwischen weit verbreitetes Phänomen. Polysomnogramme von Ecstasy-Dauerkonsumenten zeigen signifikant weniger Schlaf als bei gesunden Kontrollen, insbesondere zeigte sich eine Reduzierung des Non-REM-Schlafes, wobei insbesondere Stadium II betroffen war (Allen et al 1993).In Einzelfällen liessen sich die Einschlaf- und Durchschlafstörungen dieser Konsumenten mit Trimipramin bessern. Da nicht wenige Ecstasy-Dauerkonsumenten auch komorbide Störungen wie Depressivität aufweisen, sind schlaffördernde trizyklische Antidepressiva vorzuziehen, da diese auch eine entspannende und angstdämpfende Wirkung aufweisen. 

EEG

Elektroencephalogramm, Hirnstrombild zum Nachweis fokaler oder allgemeiner krankhafter Prozesse im Gehirn und insbesondere zur Diagnostik der epileptischen Geschehen.

Eigeninitiative

Eigeninitiative ist ein neueres Konzept von Arbeitsverhalten, bei dem Personen über die üblichen Anforderungen ihres Arbeitsplatzes hinausgehen. Eigeninitiative ist selbststartend - man tut etwas ohne expliziten oder impliziten Auftrag - , proaktiv - man antizipiert zukünftige Situationen und bereitet sich darauf vor oder löst Probleme, bevor sie tatsächlich entstehen - , und persistent - angesichts Barrieren im Vollzug einer eigeninitiativen Handlung gibt man nicht auf (Frese, Fay, Hilburger, Leng, & Tag, 1997). Vorangegangene Forschung hat sowohl Arbeitsplatzmerkmale (z.B. Handlungsspielraum) als auch Personenmerkmale (z.B. Kontrollkognitionen) als Prädiktoren von Eigeninitiative identifiziert. Bei objektiv gleichem Aufgaben- und Verantwortungsbereich gibt es interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der subjektiven Interpretation dessen, was Personen als zu ihrer Arbeitsrolle dazugehörig empfinden (Ilgen & Hollenbeck, 1991). Eine neue Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung die subjektive Interpretation der ´Arbeitsrolle´ für das Auftreten von Eigeninitiative hat.  Es wird vermutet, daß Akte eigeninitiativen Handelns das Ausleben einer subjektiv breiten Arbeitsrolle darstellen könnte. Es wird ein positiver Zusammenhang zwischen (subjektiver) Breite der Arbeitsrolle und Eigeninitiative angenommen. Bei einer Stichprobe von n=75 KrankenhausmitarbeiterInnen (Pflegebereich) wurden subjektive Rollenbreite mittels Fragebogen und Eigeninitiative durch ein Interview (vergl. Frese, et al., 1997) erhoben. Entgegen der Hypothese ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Rollenbreite und Eigeninitiative. Damit scheint eigeninitiatives Handeln nicht darauf zu beruhen, daß Personen eine subjektiv breite Arbeitsrolle erfüllen.

Eifersucht

Wenn man Frauen und Männer mit hypothetischen Szenarien sexueller versus emotionaler Untreue ihres Partners bzw. ihrer Partnerin konfrontiert und bittet anzugeben, welche Art von Untreue sie mehr aufregt, wählen Männer relativ häufiger als Frauen sexuelle Untreue. Dieser Befund wird aus evolutionsbiologischer Sicht mit geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Kosten beider Arten von Untreue erklärt. Da Männer sich ihrer Vaterschaft nicht sicher sein können, zieht sexuelle Untreue der Partnerin potentiell Investitionen des Mannes in die Aufzucht von Kindern nach sich, die mit ihm nicht genetisch verwandt sind. Für Frauen hingegen ist vor allem die emotionale Hinwendung des Partners zu einer anderen Frau bedrohlich, da dies den Verlust der Kooperation des Mannes bei der Aufzucht ihrer eigenen Nachkommen bedeuten kann. Aus dieser Sicht müsste sexuelle Untreue der Frau für einen Mann weniger bedrohlich sein, wenn es sich bei dem Rivalen um seinen Bruder handelt, als wenn der Rivale ein Fremder ist, da potentielle Nachkommen im ersteren Falle genetisch stärker mit dem Mann übereinstimmen als im letzteren. Bei weiblichen Befragten lassen sich für den Vergleich ´Schwester-Fremde´ weniger klare Vorhersagen ableiten. In einem Experiment mit 198 britischen Studierenden zeigte sich eine Replikation des klassischen Geschlechtseffekts bei Reaktionen auf sexuelle versus emotionale Untreue. Im Widerspruch zur evolutionären Sicht gaben jedoch 89% der Männer und 94% der Frauen an, dass sexuelle Untreue der Partnerin bzw. des Partners mit ihrem Bruder bzw. ihrer Schwester für sie schlimmer waere als mit Fremden. Bei der Analyse von rund 1500 Testamenten in Kalifornien ergab sich ein spezifisches Muster bei Familien mit Kindern: Männer gaben im Mittel 80% des Erbes an die überlebende Gattin und nur 17% an die Kinder. Frauen wiesen den Witwern nur einen Anteil von 40% zu, dagegen ihren Kindern einen von 48%. Die Ergebnisse werden im Rahmen des Gesamtfitness-Ansatzes interpretiert: Da Frauen eine kürzere reproduktive Phase haben als Männer, ist es bei letzteren wahrscheinlicher, daß sie erneut heiraten und Kinder kriegen. Frauen können daher weniger als Männer darauf vertrauen, daß der oder die Überlebende das Vermögen an die gemeinsamen Kinder weitergeben. Die Unterschiede in den Zuweisungen sollten also nur auftreten, wenn sich die Frau bereits jenseits ihrer reproduktiven Phase befindet, der Mann aber noch in ihr. Sind dagegen beide noch in Lage, weitere Kinder zu kriegen, sollten die Anteile von Witwern und Witwen annähernd gleich sein. Diese Annahme wurde in zwei Experimenten geprüft. In beiden Studien wurden die Vpn gebeten, sich in eine Person zu versetzen, die ihr Testament macht und ihr Vermögen zwischen dem gleichaltrigen Lebenspartner und zwei Kindern aufteilt. Alter (36 Jahre vs. 51 Jahre) und Geschlecht des Erblassers wurden unabhängig variiert. Im ersten Experiment nahmen die Vpn die Zuweisung der Ressourcen selbst vor, im zweiten bewerteten sie drei vorgegebene Aufteilungen (Gleichaufteilung, Bevorzugung des Partners, Bevorzugung der Kinder). Die Ergebnisse entsprechen im wesentlichen den theoretischen Vorhersagen und sind weitgehend unabhängig von Alter, Geschlecht und erbschaftsbezogenen Zielvorstellungen der Vpn. Männer und Frauen erleben und bewerten ihre Partnerschaft zum Teil unterschiedlich. Anhand einer Längsschnittuntersuchung an über 600 Paaren verschiedener Altersbereiche werden diese Wahrnehmungsunterschiede in verschiedenen Bereichen aufgezeigt. Die Befunde bestätigen gängige stereotype Vorstellungen über die Geschlechtsspezifität dyadischer Wahrnehmungsprozesse nur zum Teil. So etwa findet die Annahme, daß Frauen eine engere Bindung an die Partnerschaft zeigen als Männer, in den Daten keine Bestätigung. Im Gegenteil scheinen Separationstendenzen (z.B. Trennungsgedanken) bei weiblichen Teilnehmern akuter und stärker als bei den männlichen Teilnehmern. Auch einstellungsmäßige Vorbehalte gegen die Auflösung der Ehe zeigen sich bei weiblichen Teilnehmern schwächer ausgeprägt. Weitere Geschlechtsunterschiede finden sich in den Vorstellungen gelingender Partnerschaft, der subjektiven Fairneß in der Beziehung sowie dem partnerschaftsspezifischen Kontrollerleben. Nach einer evolutionspsychologischen Hypothese reagieren Frauen (aus Gründen von Versorgungsinteressen, resource interests) in imaginierten Forced-Choice-Szenarien von Beziehungsuntreue mehrheitlich mit emotionaler Eifersucht bzw. finden emotionale Untreue des Partners belastender, während Männer (aus Gründen der Vaterschaftssicherung, paternity confidence) in solchen Szenarien tendentiell mit sexueller Eifersucht reagieren bzw. sexuelle Untreue der Partnerin belastender finden. Etliche in den letzten Jahren dazu durchgeführte fragebogenbasierte Studien erbrachten Evidenz im Sinne dieses Geschlechtsunterschied. Zugleich wurde aber auch dessen vorgebliche kulturelle Invarianz in Frage gestellt: in ostasiatischen und US-amerikanischen Stichproben fiel der Geschlechtsunterschied signifikant größer aus als in mittel- und westeuropäischen Stichproben (Voracek, 1999).

Eifersuchtswahn

Wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen und hintergangen zu werden.

Einschlafzuckungen

Die meisten Menschen kennen das plötzliche und blitzschnelle Zusammenzucken des ganzen Körpers kurz vor dem Einschlafen. Es gibt verschiedene Formen von Einschlafzuckungen, die harmlos sind, von den Betroffenen aber häufig schreckhaft erlebt werden. "Visuelle" Einschlafzuckungen werden z. B. von grellen Lichtblitzen begleitet, während bei "auditiven" Einschlafzuckungen Geräusche wahrgenommen werden. 

Einschlußkörpermyositis

Meist im Erwachsenenalter einsetzende, langsam fortschreitende Muskelschwäche aufgrund einer entzündlichen Muskelerkrankung; die Diagnose wird elektronenmikroskopisch anhand von Einschlüssen in (Zellkernen und Zytoplasma der Muskelfasern gestellt).

Einwilligung

Einwilligung in die Behandlung: Die wirksame Einwilligung des Patienten in die Behandlung ist die Grundlage zur Beseitigung der Rechtswidrigkeit des ärztlichen Eingriffs. Die Wirksamkeit hängt in erster Linie von einer ordnugsgemäßen Aufklärung ab, diese sollte man dokumentieren. Des Weiteren ist sie an die Willensfähigkeit des Patienten gebunden; ist diese aufgehoben (Minderjährige, Geschäftsunfähige, etc.) so geht das Einwilligungsrecht auf den Sorgeberechtigten über. Bei Bewußtlosen ist der mutmaßliche Wille des Patienten maßgebend. Einwilligungsfähigkeit bei psychisch Kranken: Die Selbstbestimmung des Patienten hat in der Psychiatrie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Aus dem medizinethischen Prinzip des Respekts vor der Autonomie des Kranken wird die Verpflichtung des Arztes zum Einholen der Einwilligung des Patienten nach individueller Aufklärung (Informed Consent) abgeleitet.1 Doch kann durch eine psychische Erkrankung die Einwilligungs- und Selbstbestimmungsfähigkeit aufgehoben sein, auf der anderen Seite kann aus der psychiatrischen Diagnose nicht die Einwilligungsunfähigkeit eines Patienten abgeleitet werden. Für den klinisch tätigen Psychiater folgt daraus, daß er im Einzelfall die Einwilligungsfähigkeit des Patienten individuell beurteilen muß. Schwere paranoide und depressive Syndrome können die Einwilligungsfähigkeit nachhaltig einschränken. Kognitive Defizite können zu Störungen des Informationsverständnisses führen. Der Informed Consent kann aber auch durch Einschränkung der freien Willensentscheidung infolge familiärer oder gesellschaftlicher Einflüsse beeinträchtigt sein. Hier steht der beratende Arzt im Spannungsfeld zwischen Fürsorge und Autonomie der Testperson.

Ekmnesie

Unter Ekmnesie versteht man die Störung des Zeiterlebens,   wobei die Vergangenheit als Gegenwart erlebt wird. Bei seniler Gedächtnisschwäche, bei Bewußtsemstrübungen und emotionalen Ausnahmezuständen.

EKT (Elektrokrampf Therapie)

Nebenwirkungen: Die Amnesie (Gedächtnisverlußt nach EKT erstreckt sich mehr auf das nicht persönliche Gedächtnis (knowledge aabout the World , impersonal memory) als auf das Persönliche Gedächtnis (selfmemory), die Amnesie kann Moante bis Jahre zurückreichen. The Effects of Electroconvulsive Therapy on Memory of Autobiographical and Public Events    Sarah H. Lisanby, MD; Jill H. Maddox, BA;  Joan Prudic, MD; D. P. Devanand, MD;   Harold A. Sackeim, PhD, Arch Gen Psychiatry.2000;57:581-590 http://archpsyc.ama-assn.org/issues/v57n6/abs/yoa8422.html, Squire LR, Slater PC, Miller PL.Retrograde amnesia and bilateral electroconvulsive therapy: long-term follow-up.Arch Gen Psychiatry.1981;38:89-95.MEDLINE Squire LR.A stable impairment in remote memory following electroconvulsive therapy.Neuropsychologia.1975;13:51-58.MEDLINESquire LR.Amnesia for remote events following electroconvulsive therapy.Behav Biol.1974;12:119-125.MEDLINESquire LR, Slater PC, Chace PM.Retrograde amnesia: temporal gradient in very long-term memory following electroconvulsive therapy.Science.1975;187:77-79.MEDLINESquire LR, Slater PC.Electroconvulsive therapy and complaints of memory dysfunction: a prospective three-year follow-up study.Br J Psychiatry.1983;142:1-8.MEDLINEWeiner RD, Rogers HJ, Davidson JR, Squire LR.Effects of stimulus parameters on cognitive side effects.Ann N Y Acad Sci.1986;462:315-325.MEDLINE McElhiney MC, Moody BJ, Steif BL, Prudic J, Devanand DP, Nobler MS, Sackeim HA. Autobiographical memory and mood: effects of electroconvulsive therapy.Neuropsychology.1995;9:501-517.

Elektra-Komplex 

Elektra-Komplex  (psychoanalyt.) Komplex inf. überstarker Bindung u. unterdrückter Liebe der Tochter zum Vater; (siehe Ödipuskomplex)

EMG

Elektromyogramm.

Emotionales Klima

Tonfall und Spielraum von Gefühlen; Qualität von Fürsorge, Empathie, Engagement und Bindung Verpflichtung; Teilen von Werten; gegenseitige affektive Verantwortlichkeit, Respekt und Rücksicht; Qualität sexuellen Funktionierens.

Empathie

Sichhineinversetzenkönnen in die Psyche anderer. Mitempfinden.

Encoding

Encoding: Umwandlung von Reizen (z.B. Druck, Dehnung, Wärme) an den Interozeptoren in Impulsmuster (d.h. in afferente Signale) und deren Weiterleitung ("Transmission") an das zentrale Nervensystem .

Engramm

Gedächtnisspur.

Entscheidungssituationen (strategische)

In strategischen Entscheidungssituationen (wie durch Spiele modelliert) hängt das Ergebnis für den einzelnen von allen involvierten Entscheidungsträgern ab. Stellen Sie sich vor, Sie wählen eine Verhaltensalternative simultan mit einem anderen Spieler und wissen demnach nicht, welche Alternative der andere wählt. Würde sich diese Situation von einer unterscheiden, in der Sie nach dem anderen Spieler entscheiden, aber zum Zeitpunkt ihres Zuges auch nicht wissen, welche Alternative gewählt wurde? Aufbauend auf Forschungsarbeiten wird im folgenden die erste Situation ´simultan´ und die zweite ´sequentiell´ genannt. Die klassische Spieltheorie sagt keine unterschiedlichen Verhaltensweisen vorher, die Empirie zeigt jedoch das Gegenteil: Beispielsweise sind Spieler eines Koordinationsspiels, die simultan ziehen, risikoaverser als Spieler, die sequentiell ziehen. Wir stellen die Hypothese ist, dass dieser ´Zeiteffekt´ auf die Aktivierung unterschiedlicher Konzepte zurückgeht. Man nimmt an, dass die sequentielle Spielstruktur mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit Konzepte sozialer Interaktionen aktiviert, die wiederum das zwischenmenschliche Vertrauen und die Risikoaversion in interdependenten Situationen verringern. Simultane Spielstrukturen hingegen, aktivieren eher Konzepte von Glücksspielen, was die Riskioaversität ansteigen lässt. In zwei Experimenten spielen Spieler jeweils ein Koordinationsspiel entweder simultan oder sequentiell. Zusätzlich wird die Salienz der interaktiven Aspekte (Experiment 1) oder die Aktivation der Konzepte ´soziale Interaktion´ und ´Glücksspiel´ (Experiment 2) experimentell variiert. Unter Standardinstruktionen zeigt sich der Zeiteffekt, ´simultane Spieler´ sind riskioscheuer als Spieler, die sich sequentiell entscheiden. Werden Konzepte sozialer Interaktionen aktiviert, dann entscheiden sich die Spieler unter simultanen und sequentiellen Bedingungen mit gleicher Wahrscheinlichkeit für die riskantere Alternative, während bei Aktivation der Glücksspielkonzepte die sichere Alternative gewählt wird. (Abele et al PsychologenKongress Jena 2000)Mit den meisten Entscheidungen, die uns das Alltagshandeln abverlangt, sind wir vertraut. Wir verfügen über Erfahrungen aus früheren, ähnlichen Entscheidungen, z.B. besitzen wir ein großes Repertoire an routinisierten Lösungen, die die Wahl einer bestimmten Handlung nahelegen. Die Anpassung an die Umwelt verlangt aber auch in wiederkehrenden Entscheidungen die Berücksichtung aktueller Information, da sich Kontexte ändern können und u.U. Handlungsmodifikationen erfordern. In solchen Entscheidungen müssen älteres Wissen (z.B. bisherige Erfolgsraten der Handlung) und aktuelle Informationen (z.B. Evidenz für zukünftigen Erfolg / Mißerfolg der Handlung) berücksichtigt und integriert werden. In der experimentellen Entscheidungsforschung wurde erst in jüngster Zeit der Einfluß älteren Wissens untersucht. Die Befunde zeigen, daß auch bewußte, überlegte Entscheidungen in starkem Maße durch älteres Wissen beeinflußt werden. Z.B. geht in Abhängigkeit von der Häufigkeit, mit der eine Handlung in der Vergangenheit ausgeführt wurde, der Einfluß von aktueller Information, die gegen die Wiederholung der Handlung spricht, zurück. Bisherige Forschung erbrachte, daß Personen in riskanten Entscheidungssituationen Wahrscheinlichkeiten nicht linear gewichten, sondern geringe Wahrscheinlichkeiten über-, mittlere und hohe Wahrscheinlichkeiten jedoch untergewichten (z.B. Tverksy & Kahneman, 1992). Dieses Verhalten führt zu einer invers S-förmig gekrümmten Gewichtungsfunktion für Wahrscheinlichkeiten. Trotz zahlreicher empirischer Bestätigungen sind die psychologischen Ursachen dieser Wahrscheinlichkeitsverzerrungen noch unklar. Die Intensität einer Emotion steigt, je unwahrscheinlicher ein Ereignis war. Somit freuen sich Personen über einen unwahrscheinlichen Gewinn mehr als über einen wahrscheinlichen Gewinn. Nach der gleichen Überlegung sind Personen, die nicht gewonnen haben, enttäuschter, wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit hoch war. Wahrscheinlichkeit und Nutzen sind daher voneinander abhängige Konstrukte. Theoretische Ableitungen zeigen, daß die Antizipation unwahrscheinlicher Gewinne die Übergewichtung von Wahrscheinlichkeiten, die Antizipation wahrscheinlicher Gewinne die Untergewichtung von Wahrscheinlichkeiten erklären kann.

Entspannungsverfahren

Hypnose, Autogenes Training, Progressive Relaxation und Biofeedback sind empirisch gut fundierte Entspannungsverfahren und werden auch als kompatible Techniken im Rahmen von Therapieplänen in Psychotherapeutischer Medizin und Psychiatrie eingesetzt. (Am besten überprüft ist progressive Muskelrelaxation).Die Übergänge zu Techniken der „Körpertherapie" sind unscharf. Die Entspannungsverfahren grenzen sich durch ihre wissenschaftliche Orientierung insbesondere von der aus religiösen Systemen stammenden Meditation ab. In lehr- und lernbarer Form schaffen die Verfahren Bedingungen, in denen die psychophysiologisch bestimmte Entspannungsreaktion einsetzen kann. Hierbei spielt das Fokussieren, Imaginieren und Attribuieren eine ebenso bedeutsame Rolle wie das regelmäßige (autonome) Üben mit seinen positiven Effekten auf die Selbstregulation und das Selbstwertgefühl. Kontrollierte Studien belegen für alle Verfahren Wirkungen bei einer Vielzahl psychosomatischer Störungen (z.B. (Kopf-) Schmerz, ess. Hypertonie) sowie bei Angst- und Schlafstörungen. Darüber hinaus ergeben sich Hinweise auf positive Effekte in Therapieprogrammen, z.B. bei Substanz-Abhängigkeiten, nicht aber bei Psychosen. Entspannungsverfahren erfüllen die Forderungen, die an moderne wissenschaftlich begründete Psychotherapie zu stellen sind. Die gewollte „Innenschau" – häufig erleichert durch den Augenschluß – kann aber zunächst auch dazu führen, daß Spannung oder Schmerzen verstärkt wahrgenommen und Angstgefühle ausgelöst werden. Man spricht von „relaxations-induzierter Angst". Diese kann besonders bei Angstpatienten wenn der Therapeut nicht geschult ist, eine vorrübergehende Verschlimmerung bewirken.

Entwicklungsphasen

Entwicklungsphasen: Zeitabschnitte der menschl. Entwicklung u. Reifung, die nach versch. Kriterien definiert werden können; 1. Einteilung nach vorwiegend somatischen Kriterien; s. Lebensabschnitte; 2. (psychoanalyt.) Einteilung hinsichtl. einer angenommenen psychosexuellen Entwicklung in orale Phase (bis 18. Lebensmonat, Befriedigung findet primär beim Saugen an der Mutterbrust statt), anale Phase (18.-36. Lebensmonat, Lust am Ausscheiden u. Zurückhalten der Exkremente), phallische Phase (ab 4.Lj., sexuelles Interesse am gegengeschlechtlichen Elternteil, u.U. Entstehung von Ödipus-Komplex bzw. Elektra-Komplex), Latenzphase, in der es bis zur Pubertät zur generellen Verdrängung sexueller Wünsche kommt, u. genitale Phase (Erwachsenenalter) mit dominierendem genitalem Lustgewinn; 3. (psychol.) Einteilung in kognitive E. hinsichtl. der Entwicklung der kognitiven Funktionen u. des Denkens (J. Piaget) in sensumotorische Phase (Säuglingsalter, Erwerb praktischer Intelligenz u. sog. Objektpermanenz mit Vorstellungsvermögen eines nicht präsenten Objekts), präoperationale Phase (3.-6.Lj., Erwerb von Symbolfunktionen, z.B. Sprache; vgl. Sprachentwicklung), konkret-operationale Phase (6.-10.Lj., Erlernen reversibler mentaler Operationen), formal-operationale Phase (12.-18.Lj., Erwerb der Fähigkeit zu hypothetischem u. deduktivem Denken).

Entwicklungskrisen (psychoanalytisch)

Früher Ödipuskomplex (der auch als Trennungskrise beschrieben wird) – reifer Ödipuskomplex (Vereindeutigung der geschlechtlichen Identifizierung) – Pubertät (Sicherung der Genitalität) – Adoleszenz (Suche nach dem außerfamiliären Liebesobjekt). 

Entzugssyndrom

Es handelt sich um eine Gruppe von Symptomen unterschiedlicher Zusammensetzung und Schwere, nach absolutem oder relativem Entzug einer psychotropen Substanz, die anhaltend konsumiert worden ist. Beginn und Verlauf des Entzugssyndroms sind zeitlich begrenzt und abhängig von der Substanzart und der Dosis, die unmittelbar vor der Beendigung oder Reduktion des Konsums verwendet worden ist. Das Entzugssyndrom kann durch symptomatische Krampfanfälle kompliziert werden. 

Entzugssyndrom mit Delir   

Ein Zustandsbild, bei dem das Entzugssyndrom (siehe vierte Stelle .3) durch ein Delir, (siehe Kriterien für F05.-) kompliziert wird. Symptomatische Krampfanfälle können ebenfalls auftreten. Wenn organische Faktoren eine beträchtliche Rolle in der Ätiologie spielen, sollte das Zustandsbild unter F05.8 klassifiziert werden. 

Enuresis

Der Lernprozeß, durch den eine sichere Blasenkontrolle geübt wird, und der abgeschlossen ist, wenn keine unwillkürlichen Blasenentleerungen mehr stattfinden, kann sich über viele Jahre hinziehen. Noch im Alter von fünf Jahren sind zwischen 10 und 20% der Kinder nicht in der Lage, nächtliches Einnässen zu verhindern.Von ihnen lernen in der dann kommenden Zeit Jahr für Jahr 15%, die Entleerungsfunktion zu beherrschen.Weniger als 1% erwirbt die Kontrolle nie. Ohne die Mechanismen, die für das verspätete Trockenwerden verantwortlich sind, im einzelnen zu kennen, gilt als ein pauschales Erklärungsmodell die Schwäche des Wechselspiels zwischen dem Stimulus, der von der Blase ausgeht, und dem kontrollierenden Sensor, der im Zentralnervensystem lokalisiert ist. Der zerebralen Komponente wird in der Übersicht des Monats besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das nächtliche Einnässen gewinnt Krankheitswert, wenn es für die Umgebung belastend und für das Kind selbst diskriminierend wird. Auch wenn keine körperlichen Gesundheitsschäden zu befürchten sind, ergibt sich aus psychologischen und sozialen Gründen eine Behandlungsbedürftigkeit. Je nach Gewichtung der Befunde, die Bedeutung für die Manifestation der Enuresis nocturna haben könnten, werden psychologische, psychiatrische, endokrinologische und auch nephrologische Methoden eingesetzt. Wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Therapie ist die Bereitschaft des Kindes zur Mitarbeit. Die Bereitschaft gründet sich auf den unbedingten Wunsch und den Willen, das Symptom zu verlieren. Nach den klinischen Kriterien der ICD-10 wird Enuresis F98.0 als ein unwillkürlicher Harnabgang ab einem chronologischen Alter von 5 Jahren und einem geistiges Intelligenzalter von 4 Jahre definiert. Organische Grunderkrankungen wie Epilepsie, neurologische Inkontinenz, strukturelle Veränderungen des Harntraktes, medizinische Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden. Die Mindestdauer der Symptomatik beträgt 3 Monate, die Häufigkeit 2x pro Monat unter einem Alter von 7 Jahren und 1x pro Monat bei älteren Kindern (ICD-10 Forschungskriterien). Nach ICD-10 soll eine Enuresis bei Vorhandensein von anderen psychiatrischen Störungen und von Enkopresis nicht diagnostiziert werden. Diese Einschränkungen sind nicht sinnvoll, da dadurch die spezifische psychiatrische Komorbidität einzelner Subgruppen verlorengeht. Deskriptiv wird an der Einteilung nach Tageszeit in Enuresis nocturna, diurna, nocturna et diurna festgehalten. Dagegen wird nach ICD-10 auf eine exakte Einteilung in primäre und sekundäre Formen der Enuresis nach Dauer eines trockenen Intervalls verzichtet. 

Auch die wichtige Differenzierung zwischen einer Enuresis und einer Harninkontinenz wird nach ICD-10 nicht vorgenommen. Enuresis bezeichnet eine normale, vollständige Blasenentleerung am falschen Platz und zur falschen Zeit. Sie tritt überwiegend nachts auf und ist tagsüber sehr selten. Eine Harninkontinenz ist gekennzeichnet durch einen ungewollten Harnabgang mit Blasendysfunktion. Diese kann strukturell, neurogen oder funktionell bedingt sein.

Enzym

= Ferment; für den Stoffwechsel aller Organismen unentbehrliche Eiweißkörper, die biochemische Vorgänge als Aktivatoren beschleunigen oder in eine bestimmte Richtung ablaufen lassen, ohne selbst verändert zu werden.

Ependymom

Ependymome entwachsen den ependymalen Zellen, die die Kanäle der Ventrikel und den Zentralkanal des Rückenmarks auskleiden. Insgesamt 5 % aller intrakraniellen Tumore sind Ependymome. Sie bilden 9 % aller Gliome. Das Ependymom des Rückenmarks macht 60 % aller Gliome des Rückenmarks aus. Ependymome der zerebralen Hemisphäre treten hauptsächlich bei Kindern und Heranwachsenden auf. Gutartige Ependymome sind häufiger als bösartige. 

Epilepsie

Epilepsien sind Erkrankungen, die anfallsweise auftreten und meist mit Bewußtseinsstörungen und/oder  anderen anfallsartigen Phänomenen der Motorik, der Sensibilität oder der sensorischen Empfindungen einhergehen. Sie sind durch ein pathologisches Erregungsmuster im Gehirn verursacht, das sich im Anfall als ein abnormes elektrisches Erregungsmuster nachweisen läßt. Es lassen sich Epilepsien ohne strukturellen organischen Befund und solche mit hirnorganischen Veränderungen feststellen (genuin, genetisch oder symptomatisch). Grundsätzlich ist es möglich, daß jedes Gehirn mit einem Anfall reagieren kann, wenn nur entsprechende Voraussetzungen vorliegen. Man unterscheidet zwischen generalisierten (grand-mal Epilepsien, Absencen) und partiellen (fokalen motorischen, sensiblen oder somato-sensorischen) Anfällen. Davon zu unterscheiden sind Störungen des Bewußtseins, anfallsartige motorische Phänomene und Synkopen, die nicht auf einer Epilepsie beruhen.

Erholung

Erholung wird häufig als Ausgleich tätigkeitsbedingter defizitärer Zustände des Organismus verstanden. Dabei wird in der Regel das Homöostaseprinzip zugrunde gelegt, bei dem Erholung vermeintlich ´automatisch´ zur Wiederherstellung des Ausgangszustandes führt. Jedoch zeigen die Bestimmungsmerkmale von Erholung (Kallus, 1995), daß es nicht genügt, nur von Streß- oder Ermüdungsbeseitigung bzw. Wiedereinlenkung des Systems zu sprechen. Vielmehr erlaubt eine ressourcenorientierte Perspektive der wichtigen Rolle von Erholungsvorgängen für den organismischen Gesamtzustand, die Leistungsfähigkeit und die Reagibiltät zu entsprechen. Erst die differenzierte und längsschnittliche Betrachtung kann dem komplexen individuellen Vorgang der Erholung gerecht werden. Folglich ergibt sich für die Erholungsforschung die Aufgabe, die funktionalen Beziehungen zwischen Beanspruchung und Erholung eingehender zu untersuchen. Auf der einen Seite sind im Sinne der Bedingungsanalyse die Verknüpfungen zwischen vorangegangenen Beanspruchungsprozessen und nachfolgenden Erholungsprozessen zu klären. Auf der anderen Seite sind im Sinne der Folgeanalyse die Beziehungen zwischen Erholungsprozessen und nachfolgenden Beanspruchungsprozessen systematischer zu betrachten. Volitionale Prozesse unterstützen die effiziente Realisierung von Absichten angesichts von Widerständen. Individuen verfügen über unterschiedliche volitionale Selbstregulations-Strategien. Diese können auch für eine effiziente Erholung von entscheidender Bedeutung sein. Auch dem Bemühen um Erholung treten Widerstände entgegen. Erholung kann durch verschiedene Umstände gestört werden. Drei solcher Widerstände gegen effiziente Erholung: Der erste liegt darin, dass eine Ablösung von einer belastenden Aktivität, beispielsweise einem Mißerfolgserlebnis, nicht gelingt. Der zweite bezieht sich auf Störungen, die außerhalb der Person liegen, wie etwa Lärm. Der dritte kann unter den Begriff Alienation, der Entfremdung vom eigenen Selbst, gefaßt werden. In diesem Fall gelingt es einer Person aufgrund einer Blockade ihres Selbstsystems nicht, die für sie persönlich geeignetste Erholungsstrategie zu finden. Aspekte von Erholung sind eng mit unterschiedlichen Aspekten des Stresskonstruktes verbunden. Während biopsychologische Aspekte der Streßreaktion experimentell gut untersucht sind, fehlen entsprechende Befunde aus der Erholungsforschung. Theoretisch eingebettet in einen mehrdimensionalen Mehr-Ebenen-Ansatz wurden experimentelle Reaktivitätsproben zur Evaluation von Erholung als Zustand und von Erholungsprozessen realisiert (8 Untersuchungen, N(gesamt)= 1813). Dabei zeigen sich bedeutsame Zusammenhänge zu psychologischen Konstrukten, wie habituelle Streßverarbeitung und aktuelles Befinden. Hinsichtlich somatischer Aspekte sprechen vor allem neuro-endokrinologische Maße an. Hier zeigen sich einerseits Parallelitäten zu bekannten Untersuchungen aus der Aktivierungsforschung (z.B. stärkere sympathoadrenerge Reaktivität bei besserem Erholungszustand) und der Emotionsforschung (z.B. Ärgerinduktion durch Störung von Erholungsprozessen). Gleichzeitig werden aber auch neuere Themenbereiche angesprochen, die eine Integration in anwendungsbezogene Forschungsbereiche ermöglichen (z.B. Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems in Abhängigkeit vom subjektiven Erholungszustand, Änderungen der sympathoadrenergen Aktivität durch erholungsfördernde Interventionen, unterschiedliche Freisetzung von Elastase aus der polymoprhkernigen Granulozyten in Abhängigkeit vom Erholungszustand). Außerdem werden Parallelen zu leistungsphysiologischen Paradigmen deutlich (Dissoziation der Reaktivität der HPA-Achse in Abhängigkeit von der psychophysischen Ausgangslage). Zusammenfassend bieten die Untersuchungen, die im Labor, bei gesunden Probanden im Feld, sowie bei Patienten in der Klinik durchgeführt wurden, einen konzeptionellen Rahmen, der die Einbettung biopsychologischer Aspekte von Erholung in Paradigmen der Streßforschung erlaubt. Hinsichtlich geeigneter Indikatoren, die Aspekte von Erholung abbilden, sind sowohl bekannte somatische (katecholaminerges Systen, HPA-Achse) als auch psychische Indikatoren der Emotionalität von Bedeutung. Als vorläufiges Erklärungsmodell für die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Belastung (Stress) und Erholung bietet sich vor allem ein biopsychologisches Ressourcenmodell an, wie es beispielsweise in der Aktivierungsforschung mehrfach thematisiert wurde. 

Erfolg

In ihrer Action-Control-Theory unterscheiden Skinner, Chapman und Baltes (1988) drei weitgehend unabhängige Formen individueller Überzeugungen: Kontrollerwartungen, Selbstwirksamkeits- und Kausalitätsüberzeugungen. In querschnittlich angelegten Untersuchungen mit Noten als Schulleistungskriterien wurde gezeigt, daß Selbstwirksamkeits-, nicht aber Kausalitätsüberzeugungen substantielle Zusammenhänge mit den Leistungskriterien aufweisen. In dieser Arbeit wird gezeigt, daß auch Kausalitätsüberzeugungen mit Schulleistungen zusammenhängen, wenn 1. curricular valide Leistungstests als Indikatoren der Schulleistung eingesetzt und 2. die intra-individuelle Gewichtung der einzelnen Ursachen berücksichtigt werden. Anhand eines längsschnittlichen Datensatzes mit 3 Meßzeitpunkten (Beginn, Mitte, Ende) der 7. Jahrgangsstufe mit ca. 2000 Schülern werden zunächst mit Hilfe des Mixed-Rasch-Modells (Rost, 1996) latente Klassen identifiziert, die sich in ihrer Gewichtung verschiedener Ursachen von Schulerfolg unterscheiden. Dabei wird angenommen, daß die Wahrnehmung von Anstrengung als zentraler Determinante des Schulerfolgs mit einer positiven Leistungsentwicklung einhergeht. Es lassen sich 5 interpretierbare latente Klassen identifizieren, von denen zwei nur geringfügig zwischen den möglichen Ursachen schulischen Erfolgs differenzieren. Zwei weitere Klassen beurteilen Anstrengung als deutlich wichtigste Ursache, unterschieden sich jedoch im Ausmaß, mit dem die kausale Potenz von Simulation verneint wird. Die letzte latente Klasse nimmt ebenfalls Anstrengung als wichtigste Ursache wahr, weist insgesamt jedoch eine deutlich geringere Differenzierung auf, als die beiden zuvor beschriebenen Klassen. Diese Personengruppen werden mit Hilfe von Mehrebenenanalysen (Bryk & Raudenbush, 1992) unter Kontrolle des Geschlechts, der Schulform und der Intelligenz in Bezug auf ihre Leistungen/Leistungsentwicklung in Mathematik und Englisch untersucht. Erwartungskonform ergeben sich signifikante Unterschiede zwischen den latenten Klassen zugunsten derjenigen differenzierten latenten Klassen, die Anstrengung als primäre Ursache von Schulerfolg wahrnehmen. Die Erforschung von (beruflichem) Expertentum war bisher vor allem auf kognitive Aspekte ausgerichtet. Außergewöhnliche Leistungen setzen jedoch nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern auch eine entsprechende Motivation voraus. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern sich berufliche Spitzenkönner außer durch kognitive Fähigkeiten auch auf motivationalen Dimensionen wie Zielen oder Leistungsmotivation von anderen Mitarbeitern abheben. Dazu wurde eine Studie durchgeführt, in der motivationale Unterschiede zwischen Experten und anderen Mitarbeitern im Querschnitt und im Längsschnitt überprüft wurden. Experten wurden dabei anhand ihrer Leistungsstärke von anderen Mitarbeitern aus derselben Domäne unterschieden. Erwartet wurde, daß sich Experten im Vergleich zu anderen Mitarbeitern andere berufliche Ziele setzen und diese Ziele stärker miteinander verknüpfen, daß sie höhere Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Leistungsmotivation und Aufgabenorientierung aufweisen. Außerdem wurde erwartet, daß Experten im Vergleich zu anderen Mitarbeitern entschlossener bei der Zielverwirklichung vorgehen. Als Studienteilnehmer wurden Forscher und Entwickler eines High-Tech-Konzerns hinsichtlich ihrer Leistungsstärke eingeschätzt und in zwei Erhebungen mittels Fragebogen und Interview zu ihrer Motivation und beruflichen Zielen befragt. Es zeigten sich zwar keine Unterschiede in den Inhalten der Ziele zwischen Experten und anderen Mitarbeitern, allerdings unterschieden sie sich in der Art der Umsetzung dieser Ziele. Experten verwirklichten diejenigen Ziele, zu denen sie entschlossen waren, während andere Mitarbeiter Ziele verwirklichten, für die sie günstige Gelegenheiten wahrnahmen. Auch verknüpften Experten ihre Ziele stärker untereinander als andere Mitarbeiter. Experten zeichneten sich im Vergleich zu anderen Mitarbeitern durch höhere Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Leistungsmotivation und Aufgabenorientierung aus. Die Wahrscheinlichkeit mit der das eigene Handeln erfolgreich sein wird, gilt als wichtiges Element der Motivation im allgemeinen und der Leistungsmotivation im speziellen. Bereits im Rahmen des Risiko-Wahl-Modells ist man davon ausgegangen, daß der Motivation subjektive Erfolgswahrscheinlichkeiten zugrunde liegen. Solche subjektive Einschätzungen der Erfolgswahrscheinlichkeit können von der objektiven Wahrscheinlichkeit abweichen. Empirische Befunde weisen darauf hin, daß man diese subjektiven Schätzungen weiter in implizite und explizite Schätzungen unterteilen kann.

Es

(psychoanalyt.) psych. Instanz, die den unbewußten Anteil der Psyche repräsentiert u. Triebregungen bzw. Wünsche umfaßt, deren Inhalte z.B. in Traum od. Fehlleistung zum Ausdruck kommen. Das Es existiert bereits bei der Geburt u. ist die primäre Quelle psych. Energie. 

Euphorisch

Zustand des übersteigerten Wohlbefindens, des Behagens, der Heiterkeit, der Zuversicht, des gesteigerten Vitalgefühls.

evidenz basierte Medizin

Die grundlegenden philosophischen Auseinandersetzungen mit dem Wissenschaftsbegriff in diesem Jahrhundert gehen auf Karl Popper zurück. Nach ihm ist Wissenschaft nicht Gewißheit, auch nicht Suche nach Gewißheit. Die wissenschaftliche Erkenntnis besteht vielmehr in der permanenten Suche nach objektiv wahren, erklärenden Theorien. Diese Suche besteht darin, den Fehler, den Irrtum zu bekämpfen und alles zu tun, um Unwahrheiten zu entdecken und auszuschließen. Ausgehend von der sokratischen Einsicht in unser Nichtwissen hat er seine Fehlbarkeitslehre begründet. Statt von Wissen im Sinne von Gewißheit redet er von Vermutungswissen oder Theorien. Manche Theorien können wahr sein, aber auch wenn sie wahr sind, so können wir das niemals sicher wissen, weil es kein objektives Kriterium der Wahrheit gibt. Es gibt aber ein Kriterium des wissenschaftlichen Fortschritts, nämlich die Bereitschaft zur ständigen kritischen Überprüfung und gegebenenfalls Verwerfung der Hypothesen. Der ständige Zweifel, der zu immer neuen Versuchen der Falsifikation führt, ist somit einer der wesentlichen Motoren für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht durch die Bemühung, immer feinere Siebe der Falsifikation zu konstruieren und dadurch zu immer richtigeren Aussagen über unsere Welt zu gelangen. Die Theorien von Popper über den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn sind auch auf die Medizin anwendbar. Wenn selbst für die exakte Naturwissenschaft gilt, daß alles Wissen nur Vermutungswissen ist ­ Popper hat dies oft mit der Ablösung des Newtonschen Weltbildes durch Einsteins Theorien belegt ­ , dann gilt dies für die Medizin um so mehr. Uns fallen leicht Beispiele von vermeintlich gesichertem Wissen in der Medizin ein, das durch wissenschaftlichen Fortschritt, durch neue Methoden oder einfach durch eine vorurteilsfreie Überprüfung widerlegt wurde. Erst relativ spät in der Wissenschaftsgeschichte wurden Zweifel und Falsifikation als Methoden des Erkenntnisgewinns erkannt und genutzt. Aristoteles' Behauptung, daß die Frau weniger Zähne als der Mann habe, war fast zwei Jahrtausende lang gültig, weil man der berühmten Autorität glaubte und nicht zweifelte. Folglich zählte man die Zähne gar nicht erst nach. Mit dem Zählen allein ist es allerdings nicht getan. Für die Methode des Zweifels müssen zunächst überprüfbare, also widerlegbare Hypothesen entwickelt werden, etwa die Hypothese "Mann und Frau unterscheiden sich nicht in der Zahl ihrer Zähne". Eine solche Hypothese, in diesem Falle wäre es eine sogenannte Nullhypothese, ist gegebenenfalls leicht widerlegbar. Da die Hypothese nicht falsifiziert ist, muß akzeptiert werden, daß diesbezüglich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht. Auch für viele andere Bereiche in der Medizin gilt, daß zunächst widerlegbare Hypothesen erstellt werden müssen, meistens auf der Basis von meßbaren Daten. Diese Hypothesen sind wissenschaftlich überprüfbar, nämlich falsifizierbar. Dagegen ist die Aussage: "Ich habe erlebt, daß dieses Medikament hilft, daß es also wirksam ist," nicht widerlegbar. Eine solche Aussage ist deshalb ohne wissenschaftliche Tiefe, und eine daraus abgeleitete Verallgemeinerung ist unwissenschaftlich. Unbestreitbar hat die Naturwissenschaft Wesentliches zum Fortschritt der Medizin beigetragen. Die medizinische Wissenschaft ist aber mehr als Naturwissenschaft. Sie ist nach einer Definition von Klaus Dietrich Bock "eine Anwendungs- und Handlungswissenschaft, die Methoden und Theorien anderer Wissenschaften, der Chemie, der Physik, der Biologie, der Psychologie und der Sozialwissenschaften unter dem Gesichtspunkt ihrer Brauchbarkeit für die Erkennung, Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten auswählt, modifiziert und empirisch Regeln für die Anwendung in Forschung und Praxis der Medizin erarbeitet." Für alle diese Teilaspekte gelten aber die Kriterien der Wissenschaftlichkeit, wie sie von Popper erarbeitet wurden. Johannes Köbberling Wissenschaft verpflichtet Eröffnungsvortrag des Vorsitzenden des 103. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, 6. April 1997

evozierte Potentiale  

messen die Intaktheit der Nervenbahnen. Es handelt sich um einfache schnell durchführbare und vergleichsweise billige Untersuchungen ohne Nebenwirkungen, die bei dieser Erkrankung häufig zur Diagnose führen und das Ausmaß der Funktionsstörungen anzeigen.

Exhibitionismus

Die wiederkehrende oder anhaltende Neigung, die eigenen Genitalien vor meist gegengeschlechtlichen Fremden in der Öffentlichkeit zu entblößen, ohne zu einem näheren Kontakt aufzufordern oder diesen zu wünschen. Meist wird das Zeigen von sexueller Erregung begleitet und im allgemeinen kommt es zu nachfolgender Masturbation. 

Expressed- Emotions

Am gesichertsten ist einen Einfluß auf den Verlauf der schizophrenen Erkrankung im Konzept der Expressed Emotions dargestellt worden, zahlreiche kontrollierte Studien konten hieraus auch einen positiven therapeutischen Effekt, wie einen guten Vorhersagewert bezüglich des Verlaufs  nachweisen. (Held Fortschr Neurologie Psych. 20000,68, Seite 46ff.. ). Ähnliche Aussagen gelten möglicherweise auch für depressive Erkrankungen.

 

High- Expressed- Emotions

Low-Expressed- Emotions

Auswirkung: Rückfallfördernd

Auswirkung: Rückfallverhütend

Viel und generalisierte Kritik

Wenig spezifische und zielgenaue Kritik

Pessimistische Sicht über die Krankheitsauswirkungen

Optimistische Sicht über die Krankheitsauswirkungen

Ansicht "Verhalten ist vom Patienten steuerbar"

Ansicht "Verhalten ist zum Teil krankheitsbedingt und nur zum Teil vom Patienten steuerbar"

Kampf der Angehörigen um die Kontrolle des Verhaltens

Setzen von Grenzen

Aggressive Selbstbehauptung des Patienten wegen des negativen emotionalen Hintergrundes

Flexible Selbstbehauptung des Patienten

Befehle

Vorschläge

Beziehungsstil rigide, konfliktbetont, polarisierend

Beziehungsstil deeskalierend

Rehabilitaitve Angebote werden kaum genutzt

Rehabilitative Angebote werden genutzt  

 

extrapyramidale Nebenwirkungen

Ein Bereich akuter und chronischer motorischer (z.B. Akathisie, Dystonie, Parkinsonismus, Spätdyskinesie) und mentaler Nebenwirkungen, verursacht durch Arzneimittel, die D2-Rezeptoren im mesostriatalen (extrapyramidalen) System des Gehirns blockieren. Sie werden typischerweise mit der Anwendung von Standard-antipsychotika (aber auch z.B. bei Medikamenten gegen Übelkeit u.a.) in Verbindung gebracht, die eine hohe Affinität für das striatale System haben. Die durch extrapyramidale Symptome verursachten Leiden führen häufig zu einer Nichteinhaltung der Medikamenteneinnahme.

 

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Faszikulationen

sind die häufigsten abnormen Bewegungen, es sind unter der Haut sichtbare, und im EMG gut darstellbare, kurze, feine, unregelmäßige Zuckungen wechselnder Muskelfasergruppen als Ausdruck überhöhter Erregbarkeit. Faszikulationen weisen gewöhnlich auf eine Erkrankung des peripheren motorischen Neurons hin, sie können aber auch bei Gesunden  bei Ermüdung und Kälte vorkommen, besonders in den Wadenmuskeln älterer Menschen.

Facettensyndrom

manualtherapeutische Definition,  pseudoradikuläres Schmerzsyndrom, ausgehend von den Gelenkfacetten der Interpedunkulargelenke; als eigenständiges Schmerzsyndrom umstritten, manche Autoren sprechen von einem dorsalen Kompartmentsyndrom des Bewegungssegments Über freie Nervenendigungen von Gelenkkapsel, Synovia und Periost der Interpedunculargelenke vermittelte nozizeptive Schmerzen bei oft durch arthrotische Veränderungen begünstigten Gelenkdistorsionen. Beschwerdendiffus-flächiger, tief empfundener, häufig stechend-brennender Schmerz, im Bereich der LWS meist durch Hyperlordosierung provozierbar; einschießender Charakter bei Fehlbewegungen.

Feindseligkeit

"high hostility" im Personönlichkeitsprofil.Das "Typ-A" Verhalten gilt seit Jahrzehnten als eine Persönlichkeitsvariante die das Herzinfarktrisiko steigert. Nach der aktuellen Studienlage scheint dabei der Feindseligkeit eine große Rolle zuzukommen. Dabei scheinen die Risiken bereits im Jugendalter meßbar. Eine Nachuntersuchung von Kollegestudenten mit  42 Jahren zeigte, daß Individuen mit eingangs hoher Feindseligkeit häufiger Koffein, Alkohol, und Tabak, konsumierten, ein höheres Gewicht hatten, einen höheren Cholesterinspiegel als ihre weniger feindseligen Altersgenossen. Sie wiesen auch einen deutlich höheren Adrenalinmorgenspiegel auf, der für die häufigen morgendlichen Herzinfarkte eine große Bedeutung hat.

Fetischismus

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll).

Fetischistischer Transvestitismus  Zur Erreichung sexueller Erregung wird Kleidung des anderen Geschlechts getragen; damit wird der Anschein erweckt, daß es sich um eine Person des anderen Geschlechts handelt. Fetischistischer Transvestismus unterscheidet sich vom transsexuellem Transvestitismus durch die deutliche Kopplung an sexuelle Erregung und das starke Verlangen, die Kleidung nach dem eingetretenen Orgasmus und dem Nachlassen der sexuellen Erregung abzulegen. Er kann als eine frühere Phase in der Entwicklung eines Transsexualismus auftreten.

Fieberkrämpfe

Fieberkrämpfe sieht man vorwiegend bei 3-5 Jahre alten Kindern in Verbindung mit Fieber ohne Zeichen einer intrakraniellen Infektion oder einer anderen nachweisbaren Ursache. Bis zu 4% aller Kinder sind betroffen, wobei eine genetische Disposition besteht. 'Benigne' oder 'einfache' Fieberkrämpfe sind flüchtig, vereinzelt und generalisiert; 'komplizierte' Attacken sind entweder vom fokalen Typ, dauern länger als 15 min oder wiederholen sich mindestens zweimal in < 24 h. Insgesamt ist das Auftreten von Fieberkrämpfen mit einer leicht erhöhten Inzidenz von späteren afebrilen Krämpfen verbunden (2% entwickeln eine Epilepsie). Die Wahrscheinlichkeit einer späteren Epilepsie und das Risiko rezidivierender Fieberkrämpfe ist wesentlich größer bei Kindern mit 'komplizierten' Fieberkrämpfen, abnormem neurologischen Vorab-Befund, Beginn innerhalb des ersten Lebensjahres oder einer Epilepsie in der Familienanamnese.

Fibromyalgie

Kardinalsyndrom der sog. "Fibromyalgie" ist das vermehrte subjektive Schmerzerleben am Muskel-Sehnenapparat, wie es auch isoliert an jeder beliebigen Muskelgruppe des Haltungs- und Bewegungsapparates beobachtet werden kann, sofern sie - aus welchen Gründen auch immer - einem erhöhten Tonus (Anspannung) unterliegt. Der Muskeltonus ist immer auch Spiegelbild der psychischen Anspannung, also ein "psychisches Erfolgsorgan" . Solche muskuläre Mehrtonisierungen bewirken Fehlhaltungen und Fehlfunktionen z. B. der Wirbelgelenke, die ihrerseits zusätzlich organisch bedingte Beschwerden bereiten können. "Typische" Druckpunkte bevorzugt in den Insertionsgebieten der Muskulatur, z. B. am Hinterhaupt, dem Schulterblatt und Becken.

Finger-Nase-Versuch

Wichtig bei Kleinhirnfunktionsstörungen z.B. nach einem Schlaganfall (akut auch bei Alkoholintoxikation). Dabei soll der Patient in weit ausholender Bewegung die Spitze seines Zeigefingers langsam auf seine Nasenspitze führen. Im Finger-Finger-Versuch soll der Patient die Zeigefingerspitzen beider Hände zusammenführen. Bei diesem Test kann besonders gut ein Intentionstremor deutlich werden, wenn in der Endphase die Fingerbewegungen zunehmend ausfahrend werden und am Ziel vorbeiführen. Auch kann eine grobe Fehleinschätzung des Ziels (Dysmetrie) beobachtet werden, und zwar entweder durch einen zu kurzen (Hypometrie) oder einen überschießenden Bewegungsablauf (Hypermetrie). Ähnlich der Knie-Hacken-Versuch Hierbei soll der Patient die Ferse des einen Beines exakt auf die Kniescheibe des anderen Beines setzen und dann langsam an der Schienbeinkante entlang  herunterfahren.

Fixierung

Fixierung = Bindung an frühere Phase der psychosexuellen Entwicklung (oral, anal, phallisch) wegen Über- oder Unterversorgung der phasenspezifischen Bedürfnisse. Zentral ist der Verlust von Befriedigungsmöglichkeiten, daher Regression auf Phasen, in denen nicht frustriert wurde.

Flooding

Flooding=Reizüberflutung Der Klient wird in einer angstauslösenden Situation in vivo (tatsächlich) belassen, bis sich das Angstniveau reduziert.

Frontalhirnsyndrom

verschiedene reine und gemischte Formen (außer bei primär temporalen und parietalen Verläufen) Konvexitätstyp: Antriebsarmut bis Apathie (z.T. "Pseudodepression"), Sprachverarmung bis Mutismus, Echolalie/Palilalie, Defizite von Denk-Flüssigkeit, Konzentration, Denk- und Urteilsvermögen  Basaltyp: Wesensänderung mit Disinhibition, Unruhe, Hyperoralität, mangelnder Hygiene, emotionaler Labilität (z.B. Euphorie, Dysphorie, Angst, Indifferenz), Zwangshandlungen, Bewegungsstereotypien

Froment Zeichen

Bei Ausfall des M. adductor pollicis wird das Daumenendglied beim Festhalten eines Papiers zwischen Daumen und Zeigefinger stark gebeugt.

Fugue, dissoziative

Eine dissoziative Fugue ist eine zielgerichtete Ortsveränderung, die über die gewöhnliche Alltagsmobilität hinausgeht. Darüber hinaus zeigt sie alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie (F44.0). Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken.

funktionelle Störung

Im ICD-10 wurde mit der "Somatoformen autonomen Funktionsstörung" eine diagnostische Kategorie eingeführt, die in vergleichbarer Form im DSM-IV nicht enthalten ist . Wie bei der Somatisierungsstörung berichten die betroffenen Patienten auch bei dieser Störung über eine Reihe unterschiedlicher körperliche Symptome, die jedoch vorwiegend auf eine vegetative Überempfindlichkeit oder Erregung des autonomen Nervensystems zurückzuführen sind. Die körperlichen Beschwerden betreffen vor allem das Herz-Kreislauf-System (z.B. Palpitationen oder Druckgefühl in der Herzgegend), das respiratorische System (z.B. Dyspnoe oder Hyperventilation), den Gastrointestinaltrakt (z.B. Gefühl der Überblähung oder Völlegefühl) oder das Urogenitalsystem (z.B. Miktionsbeschwerden oder "Reizblase"). Die aufgeführten Beschwerden und Symptome werden im deutschsprachigen Raum oft auch unter dem Begriff der "Funktionellen Störung" bzw. des "Funktionellen Syndroms" zusammengefaßt.

 

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Ganser-Syndrom

Vortäuschen einer psychischen Störung.

Gate-Control-Theorie

Diese umfaßt zwei Modellteile, wobei ein Teil die peripheren Mechanismen der Schmerzentstehung und -weiterleitung beschreibt und der andere den Aufbau und das Zusammenwirken verschiedener Schmerzkomponenten auf zentraler Ebene  Nach diesem Modell kommt es schon im Rückenmark zu komplizierten Bahnungs- und Hemmungsmustern, die darüber entscheiden, ob schmerzhafte Impulse (Schmerzreize) an zentrale Verarbeitungsinstanzen weitergeleitet werden oder nicht. Neuronale Mechanismen im Hinterhorn des Rückenmarks haben die Funktion eines Tores (Gate), welches die Projektion des peripheren Reizeinstroms (Input) zum ZNS steuert.
Obwohl die Gate-Control-Theorie von verschiedenen Seiten kritisiert worden ist und teilweise auch als widerlegt gelten kann, kommt ihr doch der Verdienst zu, entscheidend zu einem Paradigmenwechsel in der Schmerzforschung beigetragen und zahlreiche empirische Arbeiten angeregt zu haben, die sich um eine Integration physiologischer und psychologischer Aspekte des Schmerzgeschehens bemüht haben.

Gedächtnisstörungen

Synonym: Hypomnesien und Amnesien, Störungen der Erinnerungsfähigkeit: Herabsetzung oder Aufhebung der Fähigkeit, länger als ca. 10 min zurückliegende Eindrücke, Kenntnisse usw. im Gedächtnis zu behalten (daher auch wiederzugeben).Amnesien sind inhaltliche oder zeitlich begrenzte Gedächtnislücken. Arten von Amnesie sind: Man unterscheidet hinsichtlich eines bestimmten Zeitraumes:- anterograd: Erinnerungsverlust für Ereignisse, die nach dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder des ursächlichen Einflugfaktors auftreten.- retrograd: Erinnerungsverlust für Ereignisse, die vor dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder des ursächlichen Einflußfaktors auftraten. Vom Ausmaß her totale und lakunäre Amnesien. Als Sonderform der A. gilt die hypnotische A. als spontane oder suggerierte Unfähigkeit, Inhalte der Hypnose oder die Herkunft bestimmter Suggestionen aus der Hypnose zu erinnern - Kurzzeitgedächtnis: Speicherung von Information über 30 – 60 Sekunden. Testung mittels sog. Spannenmaße: Einzelinformationen oder kurze Geschichten werden im Sekundentakt vorgesprochen oder gezeigt, unmittelbar im Anschluß daran Wiedergabe durch den Patienten. – Arbeitsgedächtnis: Gleichzeitiges Behalten und Anwenden von Informationen. Testung mittels sog. „Satzspannen": Der Patient liest mehrere Sätze und soll das letzte Wort jedes Satzes wiedergeben (Bei Störung „Verlieren des roten Fadens"). – Langzeitgedächtnis: Speicherung von Information über Minuten– Jahre. Testung: Vorlesen einer Geschichte oder Demonstration von Bildern; nach 24 – 48 Stunden Reproduktion des Gehörten bzw. Gesehenen. – Lernen: Fähigkeit zur Aneignung neuer Informationen. – Prospektives Gedächtnis: Fähigkeit, sich an Dinge zu erinnern, die sich auf die Zukunft beziehen („Erinnern Sie mich morgen an dieses Thema!") – Episodisches Gedächtnis: Behalten von Dingen, die zur eigenen Person in Beziehung stehen („Was gab es heute zum Frühstück?" „Was haben wir gestern gemacht?"). – Semantisches Gedächtnis: Universelles Wissen ohne unbedingten Bezug zur eigenen Person. – Prozedurales Gedächtnis: Fertigkeiten, die ohne Nachdenken ausgeführt werden können (Anziehen, Zubinden der Schuhe, Anlegen der Krawatte). Organisches amnestisches Syndrom,  Ein Syndrom mit deutlichen Beeinträchtigungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses, bei erhaltenem Immediatgedächtnis. Es finden sich eine eingeschränkte Fähigkeit, neues Material zu erlernen und zeitliche Desorientierung. Konfabulation kann ein deutliches Merkmal sein, aber Wahrnehmung und andere kognitive Funktionen, einschließlich Intelligenz, sind gewöhnlich intakt. Die Prognose ist abhängig vom Verlauf der zugrundeliegenden Läsion. Korsakow-Psychose oder -Syndrom, Schlaf fördert in besonderer Weise die Konsolidierung von Inhalten im Langzeitgedächtnis. Die psychologischen und neurophysiologischen Mechanismen dieses Prozesses sind weitgehend unbekannt. Weitverbreitet ist die Annahme, daß Gedächtnisbildung im Schlaf hauptsächlich im REM-Schlaf (REM - ´rapid eye movement´) stattfindet. Neuere Daten zeigen, daß diese Hypothese zugunsten einer differenzierteren Sichtweise verworfen werden muß, nach der der Konsolidierungsprozeß im Schlaf einerseits von der Art der Gedächtnisleistung (deklarativ versus prozedural) und andererseits von der Schlafphase und damit assozierten neurohumoralen Veränderungen abhängt. In Untersuchungen wurde der Abruf von zuvor gelerntem Material nach Phasen frühen und späten Schlafs verglichen. Der frühe Schlaf wird durch Tiefschlaf (SWS), der späte durch REM-Schlaf dominiert. Im Vergleich zu Kontrollbedingungen, in denen der Proband zwischen Akquisition und Abruftestung wachgehalten wurde, war sowohl nach frühem als auch nach spätem Schlaf die Gedächtnisleistung generell verbessert. Die Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte profitierte aber besonders deutlich vom SWS-reichen frühen Schlaf. Prozedurales Gedächtnis wurde dagegen stärker durch den späten Schlaf gefördert, in dem REM-Schlaf dominiert. Allerdings wird für die deklarative Gedächtnisbildung der REM-Schlaf-reiche späte Schlaf dann relevant, wenn stark emotionales Stimulusmaterial verwendet wird. Umgekehrt scheint die verstärkte Konsolidierung prozeduraler Inhalte im späten Schlaf zumindest für bestimmte Leistungen die Präsenz SWS-reichen frühen Schlafs vorauszusetzen. Psychopharmakologische Studien unter Verwendung von Corticosteroidrezeptoragonisten und -antagonisten zeigten, daß eine notwendige Voraussetzung für die deklarative Gedächtniskonsolidierung im SWS-reichen frühen Schlaf die zu dieser Zeit bestehende Unterdrückung der körpereigenen Cortisolfreisetzung ist. (Erklärung für die Defizite bei Depressionen?) Weitere Studien unter Verwendung von Ketamin ergaben keine Hinweise dafür, daß der Konsolidierungsprozeß im frühen Schlaf NMDA-Rezeptor vermittelte Langzeitpotenzierungsprozesse involviert. Das phonologische Arbeitsgedächtnis gilt als eine der zentralen Determinanten des Schriftspracherwerbs. Theorien zum Erwerb der Lesefertigkeit in der Muttersprache gehen davon aus, daß am Anfang der Grundschulzeit (ggf. nach einer Phase logographischen Lesens) das sequentielle (synthetische) Lesen dominiert. Dabei werden Grapheme in Phoneme übersetzt und die Phoneme aneinandergereiht, was hohe Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis stellt. Am Ende der Grundschulzeit steht das orthographische Lesen im Vordergrund, das auf dem direkten schnellen Erkennen von Buchstabenkombinationen oder ganzer Wörter beruht. Es läßt sich die Hypothese ableiten, daß das phonologische Arbeitsgedächtnis am Anfang der Grundschulzeit die Lesegeschwindigkeit deutlich beeinflussen sollte. Dieser Einfluß sollte mit wachsender Übung und Automatisierung verschwinden. Die Annahme wurde mithilfe verschiedener Aufgaben zum phonologischen Arbeitsgedächtnis geprüft: der verbalen Gedächtnisspanne und des Vergleichs zweier unmittelbar aufeinander folgend dargebotener Rhythmen im Sekundenbereich. Das Behaltensmaterial wurde jeweils entweder akustisch oder visuell (bildlich) dargeboten. Entsprechend den Vorhersagen zeigten sich für Erstkläßer, nicht jedoch für Viertkläßler signifikante Korrelationen der erhobenen Arbeitsgedächtnismaße zur Lesegeschwindigkeit (Würzburger Leise Lese Probe). Im Laufe des normalen Schriftspracherwerbs scheint sich die Lesegeschwindigkeit in den Grundschuljahren von der Arbeitsgedächtniskapazität unabhängig zu machen.

Gedankenausbreitung ( siehe auch Schizophrenie)

Der Wahn, daß die eigenen Gedanken sich laut ausbreiten, so daß sie von anderen aufgenommen werden können. - Gedankeneingebung. Der Wahn, daß bestimmte Gedanken nicht von einem selbst stammen, sondern vielmehr dem eigenen Denken eingegeben werden. Der Kranke klagt darüber, daß seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören, daß andere daran Anteil hätten und wüßten, was er denke (Gedankenlesen). Beispiel: ,,Die Leute merken, was ich denke. Alle wissen, was in meinem Kopf vorgeht." Gedankenlautwerden ist ein Modus der Ausbreitung. (Des Patienten Gedanken werden von anderen Menschen gehört.)

Gedankenentzug (Gedankenenteignung) (siehe auch Schizophrenie)

Die Kranken haben das Gefühl, es würden ihnen die Gedanken weggenommen, abgezogen. Dies ist zu unterscheiden von dem Symptom Gedankenabreißen.

Gedankeneingebung (siehe auch Schizophrenie)

Der Kranke empfindet seine Gedanken, Vorstellungen und dergleichen als von außen her beeinflußt, gemacht, gelenkt, gesteuert, auch eingegeben, aufgedrängt. Beispiel: ,,Sie hypnotisieren mir Gedanken in den Kopf, die gar nicht meine sind"

Gedankenstopp

Gedankenstopp: sich aufdrängende, unerwünschte Gedanken, Emotionen und Handlungen werden durch autosuggestives „Stopp, hier nicht weiter“ abgebrochen.

Gefühl (siehe auch unter Affekt)

Unter Gefühl wird das bewußte Wahrnehmen und/oder Erleben der situativen Bedeutungsstruktur sowie der autonomen Anteile verstanden werden, ohne daß damit notwendigerweise eine korrekte erlebnismäßige Zuordnung zur Selbst- oder Objektstruktur oder gar eine verbalsprachliche Benennung einhergehen muß.  Expressive Komponente:  Körperperipherie mit Gesichtsausdrücken und Vokalisierungen in der Stimme. Physiologische Komponente: Durch Aktivierung bzw. Desaktivierung des autonomen und endokrinen Systems stellt die physiologische Komponente eine innere und äußere Handlungsbereitschaft her. Motivationale Komponente:   Verhaltensbahnungen in der Skelettmuskulatur und der Körperhaltung, die mit dem expressiven Signalanteil nicht deckungsgleich ist. Bewußte Wahrnehmung des Affektes als inneres Bild und als spezifische situative Bedeutung der Welt und Objekte. Sprachliche Benennung mit impliziter Bewertung der wahrgenommenen Bedeutung sowie der körperlichen Komponenten, sofern sie registriert werden.

Gerechtigkeit

Menschen glauben in stärkerem Maße daran, daß ihnen in ihrem eigenen Leben Gerechtigkeit widerfährt, als daran, daß die Welt im allgemeinen ein gerechter Ort ist, in dem alle Menschen bekommen, was sie verdienen. In 2 Untersuchungen von Lipkus, Dalbert & Siegler (1996)  konnte gezeigt werden, daß dieser persönliche Glaube an eine gerechte Welt bedeutsamer als der allgemeinen Glaube an eine gerechte Welt zur Vorhersage unterschiedlicher Indikatoren der seelischen Gesundheit ist. Ein vergleichbarer self-serving bias ist aus der Selbstkonzeptforschung bekannt, und Messick et al. (1985) zeigten, daß Menschen sich selbst mehr gerechte und weniger ungerechte Handlungen zuschreiben als anderen Menschen. Auch diese Form der positiven Illusionen trägt zur Aufrechterhaltung der seelischen Gesundheit bei (Taylor & Brown, 1988). In einem Experiment (N = 108) wurden unterschiedliche Selbstwahrnehmungen induziert (eigene Fairness; eigene Unfairness; Kontrollbedingung) und die unterschiedlichen Auswirkungen des persönlichen Gerechte-Welt-Glaubens (Welttheorie) einerseits und der Fairness-bezogenen Selbstwahrnehmung (Selbsttheorie) andererseits auf den Selbstwert (Seelische Gesundheit) aufgezeigt. Die positive gerechtigkeitsbezogene Selbstwahrnehmung und der persönliche Gerechte-Welt-Glauben hatten unabhängige positive Effekte auf den Selbstwert, die Selbstwahrnehmung eigener unfairer Verhaltensweisen wies hingegen keinen eigenständigen Effekt auf den Selbstwert auf, interagierte aber mit dem Gerechte-Welt-Glauben. Nur wenn die ProbandInnen eigenes unfaires Verhalten einräumten und gleichzeitig an eine persönliche gerechte Welt glaubten, dann war eine Einbuße des Selbstwerts zu verzeichnen. In einer ersten vergleichenden Untersuchung an arbeitslosen und nicht arbeitslosen slowakischen Abiturienten im Jahre 1996 konnten die Autoren belegen, daß insbesondere der persönliche Glaube an eine gerechte Welt als möglicher personspezifischer Puffer zu wirken scheint, der die adaptive Bewältigung von Arbeitslosigkeit fördert: Je stärker die befragten Kurzzeitarbeitslosen an eine gerechte Welt glaubten, desto zufriedener waren sie mit ihrem Leben im allgemeinen. Bei Langzeitarbeitslosen konnte ein solcher Zusammenhang jedoch nicht beobachtet werden. Diese Untersuchung wurde zwei Jahre später (1998) mit einem erweiterten Instrumentarium repliziert. Neben der allgemeinen und persönlichen Gerechte-Welt-Skala wurden die Skalen Extraversion, emotionale Labilität und Offenheit des FPI (Fahrenberg, Selg und Hampel, 1991) zur Prüfung der differentiellen Vorhersagekraft eingesetzt. Zur Erfassung des subjektiven Wohlbefindens wurde die Lebenszufriedenheitsskala von Dalbert, Montada, Schmitt & Schneider (1984) und zwei Skalen zur Erfassung der Häufigkeit positiven und negativen Erlebens (Dzuka und Dalbert, in Vorb.) eingesetzt. Zusätzlich wurde noch Selbstwert (Deusinger, 1986) erfasst. In der Untersuchung an kurzzeitarbeitslosen (weniger als 7 Monate) und langzeitarbeitslosen (mehr als 12 Monate) Abiturienten/innen (N=94), die sich gleich nach der Matura beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet hatten, sowie Universitätsstudenten (N=95) wurde erneut die Hypothese getestet, daß insbesondere der persönliche Glaube an eine Gerechte Welt als Belastungspuffer wirkt und daß diese Beziehung zum subjektiven Wohlbefinden und dem Selbstwert nach Kontrolle bedeutsamer Persönlichkeitseigenschaften signifikant bleibt. Die Ergebnisse der Untersuchung stehen mit den Hypothesen in Einklang und belegen, daß insbesonder der persönliche Gerechte-Welt-Glaube in adaptiver Beziehung zu den Maßen seelischer Gesundheit steht und daß diese Beziehungen nach Kontrolle der Persönlichkeitseigenschaften bedeutsam bleiben. Anhand einer repräsentativen Stichprobe (N = 1.661) von Bürgern einer westdeutschen Großstadt wurde überprüft, welche Faktoren die Zufriedenheit eines Kriminalitätsopfers mit der Polizei determinieren. Bei den vorliegenden Untersuchungsergebnissen zeigte sich zunächst, dass die Zufriedenheit eines Anzeigeerstatters mit der Polizei unabhängig davon ist, ob diese in der Lage war, den Täter zu ermitteln bzw. (bei Eigentumsdelikten) das gestohlene Gut wiederzubeschaffen. Dieser scheinbar überraschende Befund läßt sich jedoch gerechtigkeitspsychologisch bzw. attributionstheoretisch sinnvoll interpretieren. Aus gerechtigkeitspsychologischer Perspektive kann abgeleitet werden, dass die Zufriedenheit mit der Polizei - unabhängig von einer Ermittlung des Täters - davon beeinflußt wird, ob ein Anzeigeerstatter wahrnimmt, dass er von der Polizei angemessen und höflich behandelt wird (interaktionale Gerechtigkeit). Aus attributionspsychologischer Sicht kann - in Übereinstimmung mit Befunden aus der Dienstleistungspsychologie - darüber hinaus vermutet werden, dass ein objektiver Misserfolg der Polizei bei der Tataufklärung nur dann zu einer niedrigen Zufriedenheit führt, wenn das Kriminalitätsopfer die Ursache für den Mißerfolg auf die Polizeibeamten und nicht auf die Umstände der Tat attribuiert (z.B. auf mangelnde Kompetenz bzw. Engagement im Gegensatz zur Schwierigkeit der Aufgabe).Zentrales Bestimmungsstück eines sozialen Dilemmas ist der Konflikt zwischen individuellen und kollektiven Interessen: Unter der Perspektive der individuellen Gewinnmaximierung erscheint die Entscheidung eines jeden Akteurs zugunsten seiner eigenen Interessen rational (z.B. hohe monetäre Gewinne durch exzessive Nutzung eines kollektiven Gutes). Diese Entscheidung zieht jedoch zugleich Kosten nach sich, die von den Akteuren kollektiv zu tragen sind, und entspricht damit nicht dem Prinzip der kollektiven Rationalität.Umfangreiche Forschungsarbeiten gehen der Frage nach, in welchem Ausmaß individuelle Akteure trotz dieser dilemmatischen Anreizstruktur zur Kooperation in sozialen Dilemmata bereit sind und welche Bedingungen das individuelle Entscheidungsverhalten beeinflussen.

gereizt

Zustand des erhöhten Aufmerkens, der Gespanntheit. Der Untersucher spürt die Bereitschaft zu aggressiv getönten, affektiven Ausbrüchen, die aus scheinbarer äußerer Ruhe (gespannte Ruhe) kommen können.

Geschlechtsrollen-Selbstkonzept

Geschlechtsrollen-Selbstkonzept ist das Selbstbild, das eine Person hinsichtlich der eigenen Femininität und hinsichtlich der eigenen Maskulinität hat. Die zweidimensionale Struktur des Konstrukts gilt seit den 70er Jahren als gesichert. Es wurde allerdings von mehreren Autoren kritisiert, daß Femininität und Maskulinität im allgemeinen nur mittels Erhebung des Ausmaßes von sozial erwünschten, expressiven und instrumentellen Eigenschaften operationalisiert wird. In Untersuchungen wird davon ausgegangen, daß die Struktur des Geschlechtsrollen-Selbstkonzeptes wesentlich durch die kognitive Repräsentation von Geschlecht im Sinne einer sozialen Kategorie bzw. soziale Rolle bestimmt ist. Dementsprechend werden Komponenten, die sich im Rahmen der Geschlechtsstereotypenforschung als bedeutend erwiesen haben, zur Messung des Geschlechtrollen-Selbstkonzeptes herangezogen. So werden zusätzlich zu den sozial erwünschten expressiven und instrumentellen Eigenschaften noch sozial unerwünschte expressive und instrumentelle Eigenschaften sowie feminine und maskuline Verhaltenstendenzen erhoben.

Gesprächspsychotherapie

Bei der Gesprächspsychotherapie, deren Begründer Rogers ist, steht die Klienten- und Personenzentriertheit im Mittelpunkt. Ausgegangen wird von der hilfesuchenden Person mit ihren Gefühlen, Wünschen, Zielen und Wertvorstellungen. Die Werte und Sichtweisen des Helfers treten weitgehend in den Hintergrund. In einer warmen und vertrauensvollen Atmosphäre soll sich der Klient seinen tiefsten Ängsten und Sorgen zuwenden. Der Therapeut spiegelt dem Klienten die emotionalen Konflikte, die die Selbstverwirklichung blockieren. Indem sich der Klient diesen Konflikten angstfrei zuwendet, verschafft er sich Klarheit, erkennt sie, akzeptiert sie. Gedanken und Gefühle, die bedrohlich waren erhalten Zugang zum Bewußtsein und können Teil des Selbstkonzeptes werden. Der Klient wird von dem Therapeuten akzeptiert und angenommen, unabhängig davon, was der Klient äußert oder wie er sich gibt. Der Therapeut muß aber nicht allem zustimmen, doch muß der Klient spüren, das eine Meinungsverschiedenheit die Beziehung nicht beeinträchtigt. Der Klient erfährt anhand von Stimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung, daß der Therapeut ihm eine nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung und Anteilnahme entgegenbringt.          Grundbedürfnis des Menschen, akzeptiert und anerkannt zu werden, wird befriedigt (gerade wichtig für Menschen in schwierigen Situationen, die dieses Grundbedürfnis am ehesten entbehren mußten)       Der Klient wird dadurch selbst zu einer höheren Selbstachtung gelangen. Der Therapeut versucht sich in das Erleben des anderen einzufühlen. Er bemüht sich, die Gefühle des Klienten zu verstehen und dem Klienten dies möglichst präzise und konkret wiederzugeben. Empfindungen des Klienten, die er selbst vielleicht nur andeutet und nicht in Worte fassen kann, zu konkretisieren und zu verbalisieren;  "Verbalisierung" in genauer Form aller wesentlichen vom Klienten geäußerten persönlich-emotionalen Inhalte des Erlebens durch den Berater/in. Wichtig dabei ist, daß der Berater seine Äußerungen nie als FESTSTELLUNG ausspricht, sondern - fast fragend - als Angebot, um den Klienten zu verstehen! (siehe oben)      Der Klient erfährt keine Belehrung, kann so ohne Abwehr über seine Gefühle und Konflikte sprechen    Obwohl der Therapeut keine Ratschläge verteilt, ist er dem Klienten aktiv zugewandt.     Der Therapeut/in kann den Klienten über ein wirkliches Verstehen auch viel eher akzeptieren Im Rahmen der Klientenzentrierten Gesprächsführung sind folgende Verhaltensweisen inadäquat:  BagatellisierenDiagnostizieren,   Dirigieren, ExaminierenSich identifizieren, Interpretieren,  Intellektualisieren

Gestaltpsychologie

Etwa zeitgleich mit der behavioristischen Revolution der Psychologie, die in Amerika ihren Anfang nahm, gab es eine weitere, die ebenfalls radikal dem Strukturalismus und Funktionalismus eine Absage erteilte, allerdings auf eine völlig andere Weise: 1912 proklamierte der Deutsche Max Wertheimer die Gestaltpsychologie. Die zentrale Annahme dieser Schule lautet, daß einem aus Teilen zusammengesetzen Bewußtseinsprozeß eine Qualität zukommt, die die Summe der Einzelteile nicht hat -- eben die Gestalt. Ursprünglich befaßte sich die Gestaltpsychologie vor allem mit Wahrnehmungseffekten, vor allem dem Phi-Phänomen: Zwei Lichter, die nahe beieinander angeordnet sind und kurz hintereinander kurz aufblinken, werden als ein Licht wahrgenommen, das sich vom Ort des ersten zum Ort des zweiten bewegt. Die Gestaltpsychologie schließt aus diesem Effekt, daß unsere Erfahrungen von den Mustern abhängen, die von Reizen gebildet werden und davon, wie unsere Erfahrungen organisiert sind. Das Ganze besteht nicht nur aus Teilen, sondern aus Teilen und deren Beziehung zueinander.Die Gestaltpsychologen lehnten die Introspektion als Hauptmethode ebenso ab wie die Behavioristen, bekämpften jene jedoch trotzdem entschieden: Die Gestaltpsychologie verlangte eine als "Phänomenologie" bezeichnete Form der Erkundung, die es unternahm, Menschen nach ihren subjektiven Wahrnehmungen und ihren Urteilen zu befragen und diese Antworten als Daten der Forschung zu behandeln. Wegen dieser Vorgehensweise ist gestaltpsychologische Forschung überwiegend qualitativ, im Gegensatz zur quantitativen des Behaviorismus. Aus diesem Grund ist die Gestaltpsychologie oft als vage und unwissenschaftlich abgelehnt worden. Dennoch hat die Gestaltpsychologie durch ihre Betrachtungsweise wichtige Anstöße für viele heute aktuelle Erkenntnisse und Forschungsthemen geliefert. (nach Stangl)

Gestalttherapie

Die Gestalttherapie geht von der Gegenwartszentriertheit psychischer Phänomene aus. Der Mensch wird im Hier und Jetzt gesehen, als ein Handelnder, der für sein Verhalten verantwortlich ist und selbst entscheidet.  Die Neurose wird in dieser Therapieform als "unerledigte Situation" gekennzeichnet. Die Therapie soll eine Integration dieser unerledigten Situation und der mit ihr einhergehenden abgespaltenen Gefühle, Phantasien und Verhaltensweisen ermöglichen. Blockierungen werden oft in einer Art Explosion gelöst. "Perls will den einzelnen Menschen zu einer Ganzheit machen, in dem er ihm zum Bewußtsein seiner uneingestandenen Gefühle verhilft und dazu, auch diejenigen Teile seiner Persönlichkeit anzuerkennen, die er bisher verleugnet oder abgelehnt hat."

Gewaltbereitschaft

Das Thema Aggression und Gewalt in Schulen ist in den letzten Jahren einerseits immer wieder durch die Medien aufgegriffen und andererseits durch intensive wissenschaftliche Forschungsarbeit und zunehmende Publikationen dem interessierten Leser in Erinnerung gebracht worden. Dabei ziegt sich durchaus kein homogenes Bild. Während Ratzke, Sanders, Diepold, Krannich und Cierpka (1997) feststellen, daß es keine verläßlichen Ergebnisse gibt, die eine generelle Zunahme gewaltbereiten Verhaltens bei Kindern bestätigen, weisen andere Autoren (z.B. Korte, 1992) darauf hin, daß sich der Stellenwert von Aggression mehr in die Mitte des Schulalltags bewegt hat. Bornewasser (1998) resümiert sogar, daß selbst der Aggressionsbegriff über keine eindeutige Extension verfügt, was zur Folge hat, daß es eine Vielzahl von verschiedenen Operationalisierungen für dieses Konstrukt gibt. Als Prädiktoren dienen vor allem Aspekte des Systemvertrauens, Konfliktlösungsstrategien, erfahrene Benachteiligungen und autoritäre Erziehungsstile. Innerfamiliäre Sozialisationserfahrungen und die Einbindung in deviante Gleichaltrigengruppen sind wichtige Prädiktoren für die Entwicklung delinquenten Verhaltens Jugendlicher. Fraglich ist jedoch, inwieweit im Jugendalter familiäre Erfahrungen an Bedeutung verlieren und hinter Effekte zurücktreten, die von der Gleichaltrigengruppe und den dort geltenden Normen ausgehen. In einer repräsentativen standardisierten Befragung von 16.000 Jugendlichen aus neun bundesdeutschen Städten wurden neben Daten zu selbstberichtetem Gewalthandeln und Gewalteinstellungen auch subjektive Normen bezüglich der erwachsener Bezugspersonen und der Gleichaltrigengruppe erhoben. Ferner wurde die Einbindung in Peergroups erfasst. Eine Prüfung der theoretischen Annahmen im Rahmen eines modifizierten Einstellungs-Verhaltens-Modells mit latenten Strukturgleichungsmodellen zeigt zum einen, dass familiäre Sozialisationserfahrungen und subjektive Normen der erwachsenen Bezugspersonen Prädiktoren der subjektiven Norm der Gleichaltrigengruppe sowie der Einbindung in deviante Peer-Groups sind: Je gewaltbelasteter die Familiensituation, desto wahrscheinlicher ist auch eine Zuwendung zu devianten Gleichaltrigengruppen. Des weiteren zeigt sich, dass innerfamiliäre Gewalterfahrungen in der Kindheit, mediiert über die Gewalteinstellungen der Jugendlichen, auf das aktuelle Gewalthandeln wirken. Ergebnisse eines an der PH Heidelberg durchgeführten Forschungsprojektes:  Das Projekt bestand aus zwei Phasen: - In einer ersten Untersuchungsphase wurden 37 Kindern des zweiten Grundschuljahres 11 verschiedene gewalthaltige Alltagssituationen in Frageform vorgelegt, bei denen sie erstens beurteilen sollten, ob es sich ihrer Ansicht nach um Gewalt handelt (z.B. ´Wenn sich Kinder auf dem Schulhof prügeln, findest du, dass das Gewalt ist?´). Zweitens wurden sie aufgefordert, ihr Urteil zu begründen. - In einer zweiten Untersuchungsphase wurden denselben Kindern 9 unterschiedliche gewalthaltige Filmausschnitte vorgeführt. Nach jedem Filmausschnitt wurden ebenfalls Gewalturteil und Gewalturteilsbegründung erhoben. Um die Urteilsbegründungen der Alltagbeispiele mit den Urteilsbegründungen der Fernsehbeispiele in Beziehung setzen zu können, wurde ein umfangreiches inhaltsanalytisches Kategoriensystem zur Erfassung von Gewalturteilsbegründungen entwickelt. Zwischen Alltags- und Fernsehbeispielen ergaben sich unter anderem die folgenden Beurteilungsunterschiede: - Bestimmte inhaltsähnliche Gewaltformen (Bedrohung, Sachbeschädigung) werden als Fernsehbeispiel nicht als Gewalt angesehen, als Alltagsbeispiel dagegen schon. - Urteile über Fernsehgewalt werden sehr viel häufiger täterzentriert begründet als Urteile über Alltagsgewalt. Unter anderem ergab sich aber auf der Ebene der Begründungen auch der folgende Zusammenhang: Kinder, die viele der Fernsehbeispiele als gewalttätig ansahen, begründeten gegenüber denjenigen, die wenige der Fernsehbeispiele als Gewalt beurteilten, ihre Urteile sowohl bei den Fernsehbeispielen als auch bei den Alltagsbeispielen häufiger opferzentriert.

Im Mittelpunkt des Kooperationsprojekts der Freien Universität Berlin (Prof. Hans Merkens) der Technischen Universität Chemnitz (Prof. Klaus Boehnke) und der Universität Chicago (Prof. John Hagan, Facualty of Law) stehen geschlechts- und familienspezifische Aspekte von Jugenddelinquenz und deren mögliche Bedingungsfaktoren. Besondere Themenschwerpunkte sind dabei die Zusammenhänge zwischen, Familienstrukturen, elterlichem Erziehungsverhaltens, Wertorientierungen der Jugendlichen und Delinquenz. Bezogen auf Delinquenz gilt hier abweichendes Verhalten von Mädchen und Jungen in Schule, Elternhaus und Nachbarschaft. Die Theorie geht in ihrer ursprünglichen Form davon aus, daß Geschlechtsunterschiede in der Jugenddelinquenz geschlechtsspezifischem elterlichem Kontrollverhalten geschuldet sind, das seinerseits auf patriarchale Familien- und geschlechtsspezifische Autoritätsstrukturen rückführbar sind. Die zunehmende Entpatriarchalisierung von Familienbeziehungen macht diese Erklärung neuerdings weniger plausibel. Ziel dieses Projekte ist daher die Überprüfung einer modifizierten ´power-control theory of gender and delinquency´ in einem quasi-experimentellem Design mit ost- und westdeutschen Jugendlichen in der 8 und 9 Klasse (N=600), deren gegengeschlechtlichen Geschwistern und Eltern. Anhand von Strukturgleichungsmodellen werden Ergebnisse zu den folgenden Gesichtspunkten präsentiert. (1)Je höher in einer Familie die Akzeptanz von Dominanzideologien ist, desto patriarchalischer gestaltet sich das Familienleben. (2) Je patriarchalischer die Lebensweise einer Familie gestaltet ist, desto stärker setzen sich Dominanzideologien in geschlechtsspezifischem Erziehungshandeln durch. (3) Je ungebrochener die Verstärkung von gesellschaftlich virulenten Dominanzideologien durch elterliches Erziehungshandeln, desto wahrscheinlicher bilden sich dominante Werthaltungen und Delinquenz bei Jugendlichen heraus.

Glaukom

auch grüner Star, muß behandelnden Ärzten immer mitgeteilt werden, da eine vielzahl von Medikamenten nicht gegeben werden darf.·kongenitales ( Buphthalmus)Ursache · z.B. Sturge-Weber-Erkrankung, Symptome: · Augapfelvergrößerung· Lichtscheu, · Tränenträufeln,· Hornhauttrübung, Therapie:· möglichst frühzeitige OperationAkuter Glaukomanfall: Ursache:· meist flache Vorderkammer (sog. Engwinkelglaukom)· Untersuchung des Kammerwinkels mit Hilfe der Gonioskopie Symptome: · oft einseitige Kopfschmerzen,· Brechreiz · einseitige Sehverschlechterung, · Lichtscheu,· Regenbogenfarben um Lichter, · tastbare Härte des Augapfels,· heftige Schmerzen im Auge und periorbital,· Epithelödem der Hornhaut,· gemischte Injektion,· häufigste Ursache einer schmerzhaften, raschen, einseitgigen, gravierenden Sehverschlechterung. Therapie: · Miotika:- Parasympathomimetika, - Sympatholytica (Cave Bronchospasmus bei b-Blockern),· Hyperosmotika,· Carboanhydrasehemmer, · selbst bei einem intraokulären Druck von über 50 mmHg (Norm:ca. 15 mmHg) nicht unbedingt sofort operieren,Glaukoma chronicum simplex: Weitwinkelglaukom· häufigste Erblindungsursache in den Industrieländern,· meist Abflußstörung des Kammerwassers als Ursache, Symtome:· bogenförmiger, parazentraler Gesichtsfeldausfall,· sog. Bjerrum-Skotom,· meist älterere Patienten,· an der Papille glaukomatöse Excavation,· auch Mydriatika wie adrenalin können bei Offenwinkelglaukom,Augeninnendruck erhöhen,· absolutes Glaukom: an einem Glaukom erblindetes Auge,Therapie:· Timolol,· (Adrenalin),· Pilocarpin,· Neostigmin,Sekundärglaukome Verschluß der Vena centralis retinae, · Pseudoexfoliation der vorderen Linsenkapsel,· Linsenluxation,· perforiende Verletzung des Bulbus,· Rubeosis iridis bei Diabetes mellitus (kann zu Blutungen in dieVorderkammer, Glaukom und zur Erblindung führen) Aufrechterhalten wird der physiologische Druck durch die kontinuierliche Zirkulation des Kammerwassers im vorderen Augenabschnitt.Liegt nun dieser intraokulare Druck (IOD) schon erheblich über dem mittleren Gewebsdruck fast aller anderen Organe (mit Ausnahme der Nieren), so verträgt das Auge auch ganz extreme Drucksteigerungen bis auf 900 mm Hg - allerdings nur für Sekundenbruchteile. Längeranhaltende Abweichungen vom mittleren Druckniveau, ob nach oben oder unten, führen jedoch zu strukturellen und funktionellen Schäden. Glaukome sind durch eine andauernde pathologische Erhöhung des IOD über das physiologische Maß hinaus gekennzeichnet, der definitionsgemäß über 21 mm Hg liegt. Die daraus resultierenden Schäden betreffen vor allem den Sehnerven und die Netzhaut im hinteren Augenabschnitt. Dabei handelt es sich nicht um einen einzelnen Erkrankungsprozess, sondern um ein großes heterogenes Spektrum von Erkrankungen unterschiedlichster Ätiologie, deren gemeinsamer Nenner eben ein erhöhter IOD ist, der für eine normale Funktion des Sehnerven zu hoch ist und damit zu einer charakteristischen Neuropathie des Nervus opticus führt. „Glaukom" ist also ein Sammelbegriff ähnlich Krebs u.a. Bei den meisten Glaukomformen geht die Neuropathie des Sehnerven asymptomatisch und schleichend vor sich, führt aber unweigerlich zu funktionellen Ausfällen, nämlich einem progressiven Gesichtsfeldverlust, und schließlich zur irreversiblen Erblindung, wenn eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung nicht erfolgt. Glaukome sind demnach auch eine der häufigsten Erblindungsursachen, vor allem in den westlichen industrialisierten Ländern. Eine okuläre Hypertension als Vorstufe chronischer Glaukome, d.h. eine IOD-Steigerung jedoch noch ohne morphologische und funktionelle Schäden, kann immerhin bei über 5% aller Menschen nach dem 50. Lebensjahr festgestellt werden. Von manifesten Glaukomen spricht man erst, wenn zusätzlich zur Drucksteigerung schon eine Schädigung des Sehnerven nachweisbar ist. Manche Patienten entwickeln jedoch trotz hoher Druckwerte keine Sehnervenschädigung, also kein Glaukom, während bei anderen schon normale Druckwerte ausreichen, um eine glaukomatöse Optikus-Atrophie zu erzeugen (Normaldruckglaukome). Das bedeutet, ob ein individueller Patient ein Glaukom entwickelt oder nicht, hängt von zwei Tatbeständen ab: von der Regulation des IOD und von der Vulnerabilität der Papille für Glaukomschäden, welche von mehreren, individuell unterschiedlichen pathogenetischen Faktoren beeinflusst wird. Auch wenn der IOD sicher nach wie vor der Hauptrisikofaktor ist, ist er eben -und das ist eine neue Sichtweise, ein Paradigmenwechsel im Verständnis der Glaukome- nur ein Risikofaktor unter anderen Risikofaktoren, wie Mikrozirkulations-Störungen, genetischen Faktoren, toxischen Faktoren (z.B. freie Radikale), Autoimmun-Mechanismen, und vielen anderen mehr.(http://www.onjoph.com/ Internet-Zeitschrift Online Journal of Ophthalmology reichlich bebilderter Artikel mit entsprechend langer Ladezeit)

Gliazellen

Die Nervenzellen des Gerhirns werden von den Gliazellen umhüllt. Sie machen etwa 50% des gesamten Hirnvolumens aus. Ihre Bedeutung wird erste jetzt richtig erforscht, vermutlich sind sie in der Hirnfunktion wichtiger als man bisher gedacht hat. Die meisten Hirntumoren entstehen aus diesen Gliazellen (Gliome). Die Gliazellen kann man noch einmal in Astrocyten, Oligodendrozyten, Ependymzellen und Mikrogliazellen untergliedern. Astrocyten haben für den Stoffwechsel und die Versorgung des Gehirns eine wichtige Funktion und beteiligen sich an der Blut-Hirn-Schranke, Oligodendrocyten bilden die Markscheiden um die Nervenzellfortsätze, während die Ependym-Zellen die Gehirnkammern (Ventrikel) auskleiden. Die Mikrogliazellen entstammen dem Knochenmark und haben Aufgaben bei der Immunabwehr im Nervensystem.

Glioblastoma multiforme

Glioblastoma multiforme ist einer der bösartigsten und am schwierigsten zu behandelnden Hirntumore. Er ist der häufigste primäre Hirntumor bei Erwachsenen mittleren Alters. Er repräsentiert 30 % aller primären Hirntumore. Gliom: Die ist ein allgemeiner Name für Tumore, die aus dem Stützgewebe des Gehirns wachsen. Gliome sind die häufigsten primären Hirntumore. Astrozytome, Ependymome, Oligodendrogliome und Tumore mit zwei oder mehr unterschiedlichen Zelltypen sind die häufigsten Gliome

Glossodynie

Brennschmerz im Bereich der Zunge und anderer Schleimhautpartien im Mund (vorderer harter Gaumen, Lippen, alveolare Mukosa, meist bilateral). Auftreten vorwiegend bei Frauen nach der Menopause, Intensitätszunahme gegen Abend, fakultativ verknüpft mit Mundtrockenheit, Geschmacksstörungen und Durst. Zunahme in Anspannung, bei Müdigkeit, beim Sprechen und durch heiße Nahrungsmittel - typisch ist jedoch die vorübergehende Erleichterung durch Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme. Linderung durch Kälte, Ablenkung und Schlaf. Gehäufte Assoziation mit depressiver Verstimmung und Angst.   Diagnostik: Schmerzanamnese, Schmerzanalyse,Biographie und psychopathologischer Befund, Differentialdiagnose: Circumskripte Hypochondrie bzw. Coenästhopathie, insbesondere bei affektiven Störungen im Alter. Labor:Blutbild, B12-, Fe-, Zn-, Folsäurebestimmung Therapie: Medikamentös: Trizyklische Antidepressiva teils wirksam.

Größenidee

Eine übersteigerte Einschätzung von Wert, Macht, Wissen, Bedeutung oder Identität der eigenen Person. In extremen Fällen kann die Größenidee wahnhaftes Ausmaß annehmen.

Größenwahn

Diese expansive Wahnform reicht von der unbegründeten Selbstüberschätzung bis zu enormer Selbstüberhöhung. Der Kranke übertrifft alle Mitmenschen weit an Begabung, Kraft, Fähigkeit, Besitz. Er erlebt sich ungeheuer machtbegabt, als Herrscher der Welt und dergleichen. Oder er hält sich für Gott, einen Gesandten Gottes. Wahn hoher Abstammung. Erfinderwahn. Auch Religiöser Wahn: Der Kranke erlebt sich als von Gott gesandt oder in einer besonderen Beziehung zu Gott stehend, von Gott mit einem Heils- oder Religionsgründungsauftrag in die Welt geschickt oder dergleichen.

Grübeln

immer wiederkehrende Gedanken, die sich mit dem Problem und seinen Ursachen beschäftigen, ohne konkrete Lösungen anzustreben, die Aufmerksamkeit für andere Angelegenheiten sinkt. Im Laufe der letzten zehn Jahre gewannen Befunde zu kognitiven Auffälligkeiten immer mehr an Bedeutung für die Theorienbildung zu affektiven Störungen und Angststörungen. Die Berücksichtigung spezifischer kognitiver Auffälligkeiten erwies sich zudem als äußert wichtig für die Entwicklung wirksamer kognitiv-behavioral orientierter Behandlungsmanuale. Charakteristisch für dieses Forschungsgebiet ist eine Integration klinisch-psychologischer und kognitionspsychologischer Fragestellungen und Methoden zur näheren Analyse des Zusammenspiels von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozessen sowie Prozessen der Verarbeitung affektiver Information, wie sie sich bspw. in der neu aufgelegten Monographie von Williams, MacLeod, & Mathews (1997) zeigt. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen Probleme der Unterdrückung unerwünschter Gedanken, wiederkehrende negative Gedanken und Erinnerungen und eine damit einhergehende Fokussierung auf die eigene Person und den eigenen Zustand sowie sorgenvolles Grübeln. Diese Prozesse kennzeichnen viele psychische Störungen, im besonderen aber depressive Störungsbilder. Sie werden als Rumination oder Worry bezeichnet und werden mit einer erhöhten Vulnerabilität für Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen in Verbindung gebracht (vgl. bspw. die Response-Styles Theorie von Nolen-Hoeksema). Zunehmend wird die Reduktion dieser dysfunktionalen Prozesse zum Ziel therapeutischer Interventionen. Ungenügend geklärt sind jedoch noch die Bedingungen und Ursachen ruminativer Reaktionen, die Auswirkungen auf emotionale Zustände, deren Verhältnis zur Vulnerabilität für verschiedene emotionale Störungen und die Veränderbarkeit solcher Prozesse.

Grundstörung

In seinem Buch ,,Die Urform der Liebe und die Technik der Psychoanalyse" weist M. Bahnt (1965) darauf hin, daß die klassische Theorie der Psychoanalyse eigentlich eine ,,Einkörper-Psychologie" ist. Er führt aus: ,,Fast alle unsere Bezeichnungen und Begriffe stammen aus dem Studium pathologischer Formen und gehen kaum über die Region der Ein-Körper-Psychologie hinaus. Deswegen kann sie nur eine grobe, annähernde Beschreibung dessen liefern, was in der psychoanalytischen Situation geschieht, die doch im wesentlichen eine Zwei-Personen-Situation ist".  Die psychoanalytische Entwicklungspsychologie hat ihr Forschungsinteresse in immer stärkerem Ausmaß den frühen Objektbeziehungen zugewandt.  Balint (1970) spricht deshalb von ,,zwei Ebenen der analytischen Arbeit", die sich einerseits mit Hilfe der ’ klassischen analytischen Technik - durch Deutung von Übertragung und Widerstand - auf der Ebene der Ödipalproblematik bewegt, andererseits aber in frühe Bereiche der symbiotischen Mutter-Kind-Beziehung vorzustoßen sucht. Er nennt diese Ebene die der ,,Grundstörung" und beschreibt sie wie folgt: ,,Die Hauptmerkmale der Ebene der Grundstörung sind: 1. daß alle in ihr sich abspielenden Vorgänge zu einer ausschließlichen Zwei-Personen-Beziehung gehören - es gibt dabei keine dritte Person; 2. daß diese Zwei-Personen-Beziehung sehr eigenartig und gänzlich verschieden ist von den wohlbekannten menschlichen Beziehungen auf der ödipalen Stufe; 3. daß die auf dieser Ebene wirksame Dynamik nicht die Form eines Konfliktes hat. Die Grundstörung entwickelt sich nach Balint auf einer sehr frühen Ebene der ,,Objektbeziehung", die er , ,primäre Liebe" genannt hat. Diese ist dadurch charakterisiert, daß die Mutter vom Säugling noch nicht als eigenständige Person, sondern als ein bedürfnisbefriedigendes Wesen wahrgenommen wird, das noch ein Teil des kindlichen Selbst ist. Da jedoch die Entwicklung dieser frühen Objektbeziehung zwischen Mutter und Kind ein dynamischer Prozeß ist, entspricht der primären Liebe des Kindes auf der Seite der Mutter eine ,,primäre Mütterlichkeit", die Winnicott (1958) beschrieben hat. Balint (1970) meint, daß Arzt und Patient manchmal auf diese Ebene regredieren müssen, der Arzt dem Patienten einen ermöglichenden Raum schaffen sollte, damit der Patient einen ,,Neubeginn" wagen kann. Er schreibt: ,,Wenn es dem Analytiker gelingt, auf die primitiven, unrealistischen Wünsche des Patienten auf die rechte Weise zu antworten, kann ihm geholfen werden, die bedrückende Ungleichheit zwischen sich und seinem Objekt zu verringern. Mit dem Schwinden dieser Ungleichheit kann auch die Abhängigkeit vom Primärobjekt, die der Patient in der Phase des ,,Neubeginns" wieder aufleben ließ, ebenfalls beträchtlich nachlassen oder sogar gänzlich aufhören. Wenn die Ungleichheit und die damit zusammenhängende Abhängigkeit reduziert werden, ist die Abwehr gegen sie nicht mehr nötig, der Haß kann weitgehend aufgegeben werden, und die aggressiven, destruktiven Impulse lassen nach. " H. Thomä meint im Gegensatz zu Balint, zu dem Schluß, daß der ,,Neubeginn" kein plötzliches und einmaliges Ereignis, sondern Teil eines kontinuierlichen, immer wiederkehrenden therapeutischen Prozesses sei, den man dem Durcharbeiten an die Seite zu stellen habe.

 

H     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Hämangioblastom

Dieses gutartige tumorähnliche Gebilde entwächst den Blutgefäßen. Es ist oft zystisch. Es können einer oder mehrere Tumore existieren. Hämangioblastome repräsentieren etwa 2 % aller primären Hirntumore. Lindau-Syndrom und Hippel-Lindau-Syndrom sind vererbbare Formen dieses Tumors. Das Hämangioblastom tritt am häufigsten in der Altersgruppe zwischen 35 und 45 Jahren auf. Der häufigste Auftrittsort ist das Kleinhirn. Er wächst langsam und bildet keine Metastasen. Dieser Tumor bewirkt erhöhten intrakraniellen Druck und zerebellare Funktionsstörung. Symptome sind Kopfschmerzen, Erbrechen und Übelkeit, Gehstörungen und Gleichgewichtsprobleme.

Halluzinationen (siehe auch Schizophrenie)

Darunter versteht man Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechende gegenständliche Reizquelle, die für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden. Es kann auf sämtlichen Sinnesgebieten halluziniert werden, häufig auf mehreren Sinnesgebieten. Das Realitätsurteil ist mehr oder weniger eingeschränkt bis aufgehoben. 

Organische Halluzinose  Eine Störung mit ständigen oder immer wieder auftretenden, meist optischen oder akustischen Halluzinationen bei klarer Bewußtseinslage. Sie können vom Patienten als Halluzinationen erkannt werden. Die Halluzinationen können wahnhaft verarbeitet werden, Wahn dominiert aber nicht das klinische Bild. Die Krankheitseinsicht kann erhalten bleiben.

Haltung

 

schizoide Haltung:   

durch orale Fixierung (Störung in den ersten Lebensmonaten)  

--> Verschlossenheit und Mißtrauen anderen gegenüber.

depressive Haltung:   

durch orale Fixierung (Störung in den ersten beiden Lebensjahren)  

--> Antriebsminderung, Niedergeschlagenheit (dependent & demanding) .

zwanghafte Haltung:   

durch anale Fixierung (Störung zw. 2. und 4. Lebensjahr)  

--> Geiz und Pedanterie (Anankasmus).

phallische Haltung:   

(Konkurrenz) durch phallische Fixierung (Störung etwa im 4. Lebensjahr)  

-->leistungsorientierte und konkurrierende Haltung.

ödipale Haltung:  

(Annäherung)durch einen nicht gelösten Ödipuskonflikt (etwa im 5.-6. Lj.)  

--> Hysterische Haltung: Konversion =>Symptombildung,DissoziationÞ bis hin zur multiplen Persönlichkeit, HypochondrieÞ Überbetonung v. Symptomen

Hebephrenie

Hebephrenie ist eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden.

generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS)

Die generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS) ist eine oft erst spät erkannte seelische Erkrankung, für die eine Gleichförmigkeit des seelischen Erlebens angesichts von Umständen charakteristisch ist, wie sie normalerweise Anlass von depressiver Verstimmung, Verzweiflung, großer Angst, von Selbstanklagen oder gegen andere gerichtete Aggression sind. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung können die Lebensqualität des Betroffenen entscheidend verbessern und nachteilige individuelle und gesellschaftliche Langzeitfolgen verhindern. Heiterkeit ist ein manchmal plötzlich einsetzender, meist aber sich schleichend entwickelnder Gemütszustand, der Stunden oder Tage, manchmal auch Monate anhalten kann; in ausgeprägten Fällen kann Heiterkeit die vorherrschende seelische Verfassung eines davon Betroffenen darstellen. Mit Heiterkeit können gelegentlich körperliche Ausdrucksformen einhergehen, insbesondere ein für die Umwelt oft nicht nachvollziehbares und manchmal kaum merkliches Lächeln; körperliche Manifestationen sind jedoch nicht pathognomonisch und gehören nicht zu den obligaten Begleiterscheinungen von Heiterkeit. Erst indem sich jedoch die moderne Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der optimistische Fortschrittsglauben die gesunde, an die Realität angepasste Haltung ist, war die Entdeckung möglich, dass insbesondere der persistierende Zustand der Heiterkeit eine wirklichkeitsunangemessene pathologische seelische Gemütsverfassung darstellt. Charakteristisch für den Zustand der Heiterkeit ist eine gewisse Gleichförmigkeit des seelischen Erlebens, die selbst angesichts von schwerwiegenden Ereignissen, Schicksalsschlägen oder von Vorkommnissen fortdauert, die normalerweise Anlass zu klagendem Leid, depressiver Verstimmung, Selbstvorwürfen oder gegen andere gerichtete Anklagen sind. Von Heiterkeitszuständen Betroffene sind sich des Abgründigen der Existenz bewusst, verharren aber dennoch in einem heiter-gelassenen Gemütszustand und können sich auch dann, wenn sie mit abgründigen Erfahrungen konfrontiert sind, von ihrem Zustand der Heiterkeit nicht distanzieren oder diesen verändern. Selbst bei Ereignissen, die das Leben für den Durchschnitt der Bevölkerung außerordentlich schwer machen würden, ändert sich der Zustand der Heiterkeit bei ihnen nicht merklich, sondern scheint sich im Gegenteil noch zu vertiefen. Zu den typischen Merkmalen gehört, dass die betroffene Person das Schwerwiegende entsprechender Ereignisse oder auch deren Tragik durchaus erkennt, ohne darauf jedoch – gemessen an der Durchschnittsnorm der Bevölkerung – adäquat reagieren zu können. In schweren Fällen kann der Zustand der Heiterkeit geradezu einem Genuss der Abgründigkeit der Existenz gleichkommen. Diagnostik Um die Diagnose einer generalisierten Heiterkeitsstörung (GHKS) stellen zu können, müssen nach ICD-10/Q, Version II b) folgende Kriterien erfüllt sein: Wiederholte, mindestens über zwei Tage anhaltende akut oder schleichend einsetzende (akut rezidivierende Verlaufsform) oder chronisch gleichbleibende Heiterkeitszustände (chronische Verlaufsform), die im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung situationsunangemessen und nicht einfühlbar erscheinen, ohne dass der Betroffene jedoch die Unangemessenheit seines Zustands und/oder seines Verhaltens erkennt. In der Diagnostik der generalisierten Heiterkeitsstörung haben sich eine Reihe von testpsychologischen Instrumenten, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, gut bewährt. Für den klinischen Gebrauch scheint sich die Serene-Calmness-Scale von Berman (SCS; Berman et al. 1998) als am besten geeignet zu erweisen, da sie für den Patienten unaufwendig und in der Auswertung leicht zu handhaben ist. Allerdings liegen mit der erst seit kurzer Zeit verfügbaren deutschen Fassung des Testinstruments noch keine sehr umfangreichen Erfahrungen vor.

Symptome der generalisierten Heiterkeitsstörung nach ICD 10/Q-Version II b

Mindestens drei der im folgenden genannten Symptome müssen gleichzeitig nachweisbar sein:

· Psychische Symptome

Ausgeglichene Stimmungslage selbst angesichts von belastenden und schwerwiegenden Umständen

Gefühle des Getröstetseins, ohne dass die betreffende Person Trost von anderen erfährt

Inadäquat erscheinende Haltung von Vertrauen angesichts der Erfahrung des Abgründigen menschlicher Existenz

· Verhaltenssymptome

Inadäquat erscheinende Gelassenheit angesichts von traurigen oder anderweitig belastenden Ereignissen

Relativer Mangel an Anspannung unter alltäglichen Belastungen

Auffälliger Mangel an optimistischem Fortschrittsglauben

Motorik kann im Vergleich zum Durchschnitt eher verlangsamt sein (nicht obligat)

· Körperliche Symptome

Häufiges, unter Umständen kaum sichtbares Lächeln

In der Kölner Kohortenstudie (Leskamp u. Schole 1995) wurde eine Inzidenz von 2% der Bevölkerung ermittelt; in der holländischen Studie von Verschooren et al. (1998), die die städtischen Bezirke von Nijmwegen mit ländlichen Bezirken vergleicht, liegt die Inzidenzrate mit 2,3% bzw. 2,8% in einer vergleichbaren Größenordnung. Dagegen kommen Parker und Parker in ihrer bereits 1993 durchgeführten epidemiologischen Untersuchung der Bewohner von Ealing, eines Londoner Wohnvororts, nur zu einer Rate von 0,9%; allerdings stützen sich die Autoren noch nicht auf die heutige moderne Definition der Erkrankung gemäß ICD; deshalb ist diese Studie mit Zurückhaltung zu betrachten. Nach: Die generalisierte Heiterkeitsstörung Diagnose – Differentialdiagnose – Therapie, Ulrich Streeck, Forum Psychoanal (2000) 16:116–122

Hemicrania continua

permanent ein streng einseitiger Kopfschmerz mittlerer bis hoher Intensität besteht. Gelegentlich kommen auch migräneähnliche vegetative Erscheinungen wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit, Augentränen und Schwitzen hinzu.Extrem selten, ein Teil der Patienten spricht auf Indometacin an.   Ein Teil der Patienten spricht auf die Gabe von retadierten Opioiden an. (Newman LC, Lipton RB, Solomon S. Hemicrania continua: 7 new cases and a literature review. Headache 1993;32:237-238 )

Heparin in der Schlaganfallprophylaxe (siehe auch unter ASS)

In der internationalen Schlaganfallstudie wurde die subkutane Gabe von Heparin getestet. In diesem Teil der Studie erhielten die Patienten entweder 5000 IE Heparin s.c. pro Tag oder 12500 IE Heparin bzw. kein Heparin. Primäre Endpunkte waren Mortalität innerhalb der ersten beiden Wochen und die Mortalität und Morbidität nach 6 Monaten. Die Mortalität war zwischen den beiden Heparingruppen und der Kontrollgruppe nicht unterschiedlich. Patienten hatten unter Heparin signifikant weniger Reinsulte innerhalb der ersten beiden Wochen (2,9% versus 3,8%). Dieser positive Effekt wurde allerdings völlig durch die höhere Rate intrazerebraler Blutungen in den Heparingruppen wieder aufgehoben (1,2% versus 0,4%). In der Gruppe mit der höheren Heparindosis kam es signifikant häufiger zu systemischen Kompikationen. Zusammengefasst steht bisher der Beweis aus, dass die Gabe von Heparin oder Heparinoiden die Häufigkeit früher Reinsulte nach Schlaganfall tatsächlich vermindert. Dies liegt u.a. aber auch daran, dass die Häufigkeit von Reinsulten deutlich geringer ist als bisher vermutet.  Studien zeigen allerdings, dass niedermolekulares Heparin die Häufigkeit tiefer Beinvenenthrombosen und Lungenembolien bei Patienten mit ischämischen Schlaganfällen reduziert. Aus: Schlaganfallprävention mit Thrombozyten-funktionshemmern und Antikoagulantien, H.-C. Diener,  Internist 2000 · [Suppl 1] 41:S 40–S48,  Springer-Verlag 2000

Hemianopsie

Homonyme Ursachen:· Schädigung des Okzipitalhirns: (homonyme Hemianopsie nach kontralateral),· Schädigung der Sehstrahlung: (vordere oder hintere Schleife)(homonyme Hemianopsie nach kontralateral),· Schädigung des Traktus opticus: (homonyme Hemianopsie nachkontralateral)bitemorale Hemianopsie:Ursache:· Schädigung der ungekreuzt verlaufenden temporalen Fasern der N.opticus z.B. durch Hypophysentumor, dadurch Ausfall der nasalen Retinaanteile.

Hemispasmus facialis

Beim Hemispasmus facialis handelt es sich um unwillkürlich einschießende, meist einseitige Kontraktionen der mimischen Muskulatur durch eine Kompression des N. facialis unmittelbar nach Austritt aus dem Hirnstamm und somit nicht um eine Dystonie. Trotz der verschiedenen zufriedenstellenden therapeutischen Ansätze (Dekompressions-operation nach Janetta, membranstabilisierende Medikamente, v.a. Carbamazepin) beim Hemispasmus facialis, darf wegen der großen therapeutischen Sicherheit und einer Erfolgsrate von über 90 % die Botulinumtoxinbehandlung als Therapie der Wahl angesehen werden.

Heroin

(Nach DHS)Heroin ist ein halbsynthetisches Opiat , das aus dem Saft des Schlafmohns gewonnen wird. Opiate haben als Heilmittel und Suchtstoffe eine lange Tradition und wurden in früheren Jahrhunderten gegen Schlaflosigkeit, Fieber, Schmerzen und eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Aber auch die Gefahr von Opiaten ist lange bekannt. Heroin wurde als vermeintlich nicht suchterzeugendes Ersatzmittel für Morphium eingeführt. In Wahrheit ist es jedoch ein stärker wirksames, stärker euphorisierendes und stärker Abhängigkeit förderndes Mittel.  Heroin beeinflußt das zentrale Nervensystem und wirkt stark euphorisierend. Es vermindert Angst und Schmerzen und ruft ein blitzartiges orgiastisches Hochgefühl ("Kick", Flash", "High") hervor. Es folgt eine wohlige Dösigkeit und Müdigkeit verbunden mit dem (unrealistischen) Gefühl, im Einklang mit der Welt zu sein. Beim Abklingen der Wirkung ruft es Depressionen und massive Unruhe hervor. Dies führt neben der massiven körperlichen Abhängigkeit u. a. dazu, den angenehmen und scheinbar ausgeglichenen Zustand in der Konsumphase wiederzubeleben. Eine Überdosierung kann zu Bewußtlosigkeit, Atemlähmung und sogar zum Tod führen. Unterschiedliche Infektionen (Geschwüre, Hepatitis, AIDS) sind häufig beobachtete Folgeerscheinungen der intravenösen Applikationsform.  Heroin führt sehr schnell zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit sowie zu einer Toleranzentwicklung. Die Entzugssymptome sind sehr stark ausgeprägt, wenn die Substanz nicht regelmäßig und in ausreichendem Umfang konsumiert wird. Über die Zahl der Heroinkonsumenten in Deutschland liegen keine vollkommen gesicherten Erkenntnisse vor. In der letzten Schätzung aus dem Jahre 1997 wird für Deutschland eine Zahl von 250.000 bis 300.000 Personen angenommen, die harte Drogen (Amphetamine, Ecstasy, Kokain und Opiate) konsumieren. Die Größe der Gruppe von Konsumenten harter Drogen mit hoher Konsumfrequenz und hoch riskanter Einnahmeform (intravenöser Konsum) wird mit 100 000 bis 150.000 Personen angegeben. Hier handelt es sich fast ausschließlich um Heroinkonsumenten und Abhängige mit polytoxikomanen Gebrauchsmustern.

Hirnschaden, frühkindlicher

Allgemeine Bezeichnung. für  unterschiedliche organische Schädigungen des ZNS, die zw. dem 6. Schwangerschaftsmonat u. dem 3.-6.Lj. auftreten; Urs.: z.B. Hypoxie oder Sauerstoffmangel (häufigste Urs.) in utero od. während der Geburt, Infekte, Hirnblutung, Trauma, Kernikterus u. Fetopathie; bes. gefährdet ist das Kind in der Perinatalperiode (um die Geburt herum). Je nach Ausmaß u. Ort. der Hirnschädigung unterschiedlich stark ausgeprägte Sympt., z.B. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, minimale zerebrale Dysfunktion, Verhaltensstörungen, frühkindl. exogenes Psychosyndrom (s. Psychose), psychomotorische Retardierung, Intelligenzdefekt, evtl. infantile Zerebralparese od. epileptische Anfälle; Diagn.: Früherfassung von Störungen durch Beurteilung der somat. u. motor. Entwicklung, der frühkindlichen Reflexe u. der psych. Entwicklung; Therapie: je nach Symptomatik frühzeitig Krankengymnastik,  Logopädie.

Hörsturz

Ohne erkennbare Ursache plötzlich auftretende, meist einseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit oder Ertaubung. Gleichzeitig können Ohrgeräusche (90 %) und/oder Druckgefühl im Ohr (50 %) und/oder Schwindel (30 %) und/oder eine Diplakusis (15 %) bestehen. Obwohl sich in einigen wenigen Studien, die an selektierten Patienten gegen Placebo durchgeführt wurden, eine bemerkenswerte Spontanerholung des Hörsturzes zeigte, wissen wir noch viel zu wenig über den Verlauf unter einer Nulltherapie und langfristig danach. Die Angaben zur Spontanerholung streuen zudem zwischen 32 und 68%, so daß keine gesicherte Aussagen über die tatsächliche Höhe der erhofften Spontanheilung getroffen werden kann. Es ist vollkommen unklar, ob die Nichtdurchführung einer Behandlung in allen Fällen zum Erfolg führt, sich das Hörvermögen langfristig als stabil erweist oder eine möglicherweise höhere Rezidivquote die Folge ist. Es besteht zudem eine zunehmende Bereitschaft, den Vorwurf einer Falschbehandlung gegen den Arzt im Falle der Persistenz eines Hörschadens oder Tinnitus zu erheben, ganz zu schweigen bei Hörverschlechterungen. (Dies ist die derzeitige Begründung für die Behandlung mit Infusionen und Cortison, die ansonsten nicht wirklich gesichert ist.) Die Vorstellung, daß Herz- Kreislauf-Risikoparameter gehäuft bei Hörsturzpatienten vorhanden sind wurde vielfachuntersucht. Es wurde Nikotinabusus, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Hypercholesterinämie für die Genese der kochleovestibulären Störungen große Bedeutung zugemessen.  Auswertungen zeigen sich jedoch, daß diese für den Herzinfarkt oder Durchblutungsstörungen festgelegten Risikofaktoren nicht gehäuft vorkommen.

Humor

"Es gibt sicher eine breite Palette von Humor, von einer reifen Heiterkeit bis zu einem witzelnden Verleugnen aller ernsthaften Themen, und doch ist bei allen der Versuch, das Schwierige von seiner heiteren Seite zu nehmen, unübersehbar, vor allem auch in dem entsprechenden interaktionellen Angebot, ´du brauchst dir keine Sorgen um mich zumachen, ich lache selber darüber`." (Rudolf, 1996, S. 147).  Galgenhumor zeigt die verzweifelte Variante: Heiterkeit, wenn die Situation schon aussichtslos zu sein scheint. Der Humor zur Abwehr depressiver Themen ist nicht selten schwarzer Humor, der speziell destruktive, ängstigende und deprimierende Themen zum Gegenstand hat. "Wie deutlich der Selbstheilungsversuch durch Humor beim Ausbruch wirklicher Depressionen versagt, zeigen die Beobachtungen von Kraus (1977) an depressiven Patienten. Nicht nur, daß ihnen das Lachen vergangen ist, sie verstehen anscheinend nicht, was an einem Witz lustig sein soll, sie nehmen den Text konkretistisch und sind außerstande, den spielerisch-assoziativen Bedeutungswechsel vorzunehmen, der die Situation plötzlich in einem heiteren Licht erscheinen läßt." (a.a.O., S. 147)

HWS Schleudertrauma

Für die Beurteilung eines Beschleunigungstraumas der Halswirbelsäule sind anamnestisch von Bedeutung: (nach Mumentahler Neurologie, 10 Aufl,Thieme Verlag 1997)

- Unfallgeschehen als solches =>Fahrzeugtypen, (relative) Geschwindigkeit, zusätzlicher Aufprall vorn oder nicht, Knautschzonen, Fahrzeugschaden

- Mechanisches des Verletzten =>Gurte, Kopfstütze (wie eingestellt), Sitzlehne

- unmittelbare Auswirkungen =>Bewußtseinsstörung, äußere Verletzung, (Gurte, Schädelschürfungen)

-Haltung bei Aufprall =>geradeaus, schräg, Kopfdrehen

-Erwartung =>Anprall vorausgesehen, abgestützt, Muskeln angespannt

- unmittelbares Verhalten =>selbständig ausgestiegen, Auskunft. Fahrzeug verschoben, Fahrzeug heimgefahren

- Schicksal anderer Fahrzeuginsassen deren Stellung usw.

:- aktuelle Lebenssituation in persönlicher und beruflicher Hinsicht

- Versicherungsrechtliche Aspekte

- anschließende Symptome, Wann aufgetreten?

Kopfschmerzen

Schwindel

Nackenschmerzen

Beweglichkeit des Nackens

Schulterschmerzen

Armschmerzen

psychische Symptome

zervikale Wurzelreizsymptome

Symptome der langen Bahnen

Für die Beurteilung eines Beschleunigungstraumas der Halswirbelsäule sind bei der klinischen Untersuchung von Bedeutung: (nach Mumentahler Neurologie, 10 Aufl,Thieme Verlag 1997)

Kopf-  Ruhehaltung, spontane Bewegungen, Beweglichkeit bei gezielter Untersuchung

Halswirbelsäule- Beweglichkeit für Drehen, Neigen, Inklination und Reklination, Kopfdrehen in maximaler Flexion und Extension, Blockierungen, Irritationszonen

Augenmotilität- Nystagmus

Muskulatur- Schmerzhaftigkeit der paravertebraler Muskeln, Schmerzhaftigkeit des Schultergürtels

Sensibilität- Kopfhaut okzipital, Kieferwinkel und Hals, radikulär an oberen Extremitäten, dissoziiert an Rumpf und Extremitäten

Motorik-segmentale Ausfälle obere Extremitäten, Paraparese, Hyperreflexie, Pyramidenbahnzeichen.

Reflexe- Abschwächung einzelner an den oberen Extremitäten, Hyperreflexie, Pyramidenbahnzeichen

Miktionsstörungen

neuropsychologische Ausfälle- Ermüdbarkeit, Reizbarkeit, Schwierigkeiten bei komplexen Leistungen, neurastheniforme Reaktionen, Depression. 

Hyperästhesie

Als Hyperästhesie wird eine in der Regel vorübergehende, den Reiz überdauernde Mißempfindung bei Druck oder Nadelstich in der Randzone eines Sensibilitätsausfalles bezeichnet.

Hyperkinetische Störungen

Diese Gruppe von Störungen ist charakterisiert durch einen frühen Beginn, meist in den ersten fünf Lebensjahren, einen Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen, und eine Tendenz, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen; hinzu kommt eine desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende Aktivität. Verschiedene andere Auffälligkeiten können zusätzlich vorliegen. Hyperkinetische Kinder sind oft achtlos und impulsiv, neigen zu Unfällen und werden oft bestraft, weil sie eher aus Unachtsamkeit als vorsätzlich Regeln verletzen. Ihre Beziehung zu Erwachsenen ist oft von einer Distanzstörung und einem Mangel an normaler Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Bei anderen Kindern sind sie unbeliebt und können isoliert sein. Beeinträchtigung kognitiver Funktionen ist häufig, spezifische Verzögerungen der motorischen und sprachlichen Entwicklung kommen überproportional oft vor. Sekundäre Komplikationen sind dissoziales Verhalten und niedriges Selbstwertgefühl.

Hypermetrie

infolge Koordinationsstörung (s.) über das Ziel hinausschießende, falsch abgemessene Bewegung.

Hypermnesie

Steigerung der Erinnerungsfähigkeit, zum Beispiel in Fieberzuständen, drogeninduziert, eventuell in Untergangserlebnissen.

Hyperpathie

(pathos = leiden). Oft schon leichte sensible Reize lösen einen äußerst unangenehmen, oft brennenden Schmerz aus, der erst nach wenigen Sekunden einsetzt, sich nach Aus-setzen des Reizes noch weiter verstärkt und in die Umgebung ausbreitet und erst allmählich wieder abklingt. Auftreten bei Teilschädigung peripherer sensibler Nerven oder auch bei Narbenbildung.

Hypersomnie

Hypersomnie ist definiert entweder als Zustand exzessiver Schläfrigkeit während des Tages und Schlafattacken (die nicht durch eine inadäquate Schlafdauer erklärbar sind) oder durch verlängerte Übergangszeiten bis zum Wachzustand nach dem Aufwachen. Bei Fehlen einer organischen Ursache für die Hypersomnie, ist dieses Zustandsbild gewöhnlich mit anderen psychischen Störungen verbunden.

Hypofrontalität

Hypofunktion des Präfrontalkortex.

Hypomanie

Eine Störung, charakterisiert durch eine anhaltende, leicht gehobene Stimmung, gesteigerten Antrieb und Aktivität und in der Regel auch ein auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit. Gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit, übermäßige Vertraulichkeit, gesteigerte Libido und vermindertes Schlafbedürfnis sind häufig vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß, daß sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen. Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und flegelhaftes Verhalten können an die Stelle der häufigen euphorischen Geselligkeit treten. Die Störungen der Stimmung und des Verhaltens werden nicht von Halluzinationen oder Wahn begleitet.

Hypomotilität

Eine verminderte Fähigkeit zu Bewegungen.

Hypophyse

In der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) werden Hormone oder Vorstufen von Hormonen ausgeschüttet. Damit ist die Hypophyse zusammen mit dem Zwischenhirn gewissermaßen die Schnittstelle zu den hormonabhängigen bzw. hormonaktiven Körperorganen, wie Brustdrüsen (Milchproduktion), Eierstöcken (Zyklus der Frau), Nebennieren (Blutdruck), Schilddrüse und Hoden.

Hypophysenadenom

Dies ist ein gutartiger, langsam wachsender Tumor der Hypophyse. Er repräsentiert 8 % aller intrakranieller Tumore. Das Hypophysenadenom tritt am häufigsten bei Erwachsenen jungen oder mittleren Alters auf. Das Hypophysenadenom wird klassifiziert nach sekretierend und nicht-sekretierend. Die Mehrzahl sind sekretierende Tumore, die man weiter nach dem abgesonderten Hormon sekretiert. Sondert der Tumor Prolaktin ab, sind bei Männern Impotenz, bei Frauen Ausbleiben der Menstruation und Sekretion von Milch aus der Brustdrüse häufige Symptome. Dies ist das häufigste sekretierende Hypophysenadenom. Sondert der Tumor Wachstumshormon ab, so kommt es zu Gigantismus Akromegalie. Die Sekretion von ACTH führt zur Cushing-Krankheit. Die seltenen TSH sekretierenden Tumore bewirken Schilddrüsen-Überfunktion. Adenome befallen oft das optische Chiasma. Dies führt zu Kopfschmerzen und Verlust der Sehfähigkeit.

Hypothalamus

Dem Hypothalamus kommt eine wesentliche Funktion für die Aufrechterhaltung des inneren Milieus zu. Er gehört zum Zwischenhirn und liegt unterhalb des Thalamus in enger Nachbarschaft zum 3. Ventrikel. Zellen des Hypothalamus können somit Zustand von Blut und Liquor messen (Temperatur, Salzgehalt, Hormonkonzentrationen) und über Verschaltungen sowohl auf das untergeordnete vegetative Nervensystem als auch auf die Ausschüttung verschiedener Hormone Einfluß nehmen. Besondere Bedeutung hat das Zusammenspiel von Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Einerseits über die Ausschüttung verschiedener chemischer Substanzen ins Blut, andererseits über direkte Nervenverbindungen bestehen viele Regelmechanismen zwischen beiden Organen, welche einen Großteil der hormonellen Vorgänge des Körpers steuern. Außerdem kann der Hypothalamus unter anderem über die Formatio reticularis eine übergeordnete Steuerung z.B. von Herz-Kreislauffunktionen oberhalb der Zentren in der Medulla oblongata ausüben. Bestimmte Zonen des Hypothalamus steuern auch komplexe Verhaltensweisen des Individuums (Abwehr-, Fluchtverhalten, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Thermoregulation), wobei sich die Zentren anatomisch nur ungenau abgrenzen lassen. Enge Verbindungen zum Hypothalamus besitzt das Limbische System (siehe dort). Hier werden äußere und innere Einflüsse integriert und emotional gefärbt. Außerdem spielen die beteiligten Strukturen eine Rolle bei der Bildung des Gedächtnisses.

Hysterie

Hysterie der Begriff "Hysterie" wird sowohl in der Alltags- als auch in der Wissenschaftssprache auch heute noch häufig verwendet, wegen seiner negativen Konnotation und der Gefahr der Stigmatisierung sollte er jedoch vermieden. In den neueren psychiatrischen Diagnose- und Klassifikationssystemen DSM-IV und ICD-10  ist die Diagnose "Hysterie" nicht mehr explizit aufgeführt. Die ursprünglich unter dem Hysteriebegriff subsumierten Auffälligkeiten sind dort auf die Kategorien der dissoziativen und der somatoformen Störungen aufgeteilt. Unter Bezugnahme auf die Vorarbeiten des französischen Psychiaters Briquet aus dem 19. Jahrhundert wurde Anfang der siebziger Jahre eine Neuformulierung des Hysterie-Konzepts vorgenommen und unter dem Begriff des Briquet-Syndroms eingeführt.  Der heute gebräuchliche Begriff der Somatisierungsstörung geht unmittelbar auf das Briquet-Syndrom zurück.

hypnagoge Halluzinationen

Bei hypnagogen Halluzinationen erleben die Betroffenen Traumerfahrungen bei Schlafbeginn. Die oft bedrohlichen Traumbilder wirken besonders erschreckend, weil sie die unmittelbare Realität - z. B. die Umgebung im Schlafzimmer - reflektieren.

Hypochondrie

Das entscheidende Merkmal der Hypochondrie sind anhaltende Ängste vor einer körperlichen Erkrankung oder die Überzeugung, körperlich schwer krank zu sein. Gemeint ist eine ängstlich getönte Beziehung zum eigenen Leib, an dem Mißempfindungen wahrgenommen werden können; objektiv unbegründete Befürchtung, krank zu sein oder zu werden. Bei der nicht wahnhaften Hypochondrie werden in gesteigerter Aufmerksamkeit die leiblichen Regungen ängstlich-sorgenvoll beobachtet und überbewertet. Zur Unterscheidung von der wahnhaften Hypochondrie: Diese tritt als wahnhafte Gewißheit von einer Krankheit auf. Die nicht wahnhafte Hypochondrie dagegen besteht in der Befürchtung, der Vermutung, dem Verdacht, krank zu sein. - Übergänge zwischen nicht wahnhafter und wahnhafter Hypochondrie sind anzunehmen: wenn aus der Befürchtung, an Krebs, an Syphilis, an einer Herzkrankheit (Karzinophobie, Syphilophobie, Kardiophobie) zu leiden, die wahnhafte Gewißheit, daran zu kranken, wird, ist aus der nicht wahnhaften eine wahnhafte Hypochondrie geworden.   Wie bei anderen somatoformen Störungen werden auch bei der Hypochondrie von den betroffenen Personen körperliche Beschwerden und Symptome erlebt, diese werden jedoch fehlinterpretiert und als Beweis für das Vorhandensein einer schweren körperlichen Erkrankung angesehen. Häufig anzutreffen sind Ängste vor einem Hirntumor oder vor AIDS sowie die Überzeugung, krebskrank zu sein. Diese Ängste und Überzeugungen erweisen sich zumeist als sehr stabil und lassen sich auch durch wiederholte medizinische Untersuchungen und die Versicherung mehrerer Ärzte, daß den Symptomen keine körperliche Krankheit zugrundeliegt, kaum beeinflussen. Häufigkeit etwa 3% der Bevölkerung

Hypokinesen

Bewegungsverarmung im Bereich der Extremitäten und des Rumpfes sowie die Hypomimie. Die Akinese oder Amimie ist die  ,,schwere" der Hypokinese.

 

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Ich-Störungen (siehe auch Schizophrenie)

Unter Ich-Störungen versteht man (nach Jaspers): Störungen des Einheits-Erlebens im Augenblick; der Identität im Zeitverlauf; der Ich-Umwelt-Grenze (Appersonierung/Transitivismus). Hierbei meinen die Kranken, daß ihr Denken, ihr Fühlen und ihre Handlungen von außen gesteuert werden und sie dadurch keine Kontrolle mehr über sich selbst haben. Die Kranken neigen dazu, in diesem Zustand dies dadurch zu erklären, daß sie z. B. durch außerirdische Mächte, bestimmte Apparate oder feindliche Strahlen beeinflußt und gelenkt werden. Manche Patienten glauben in einem solchen Fall, daß andere wissen können, was sie selbst denken, und daß "Gedankenübertragung" stattfindet, daß ihnen also z. B. durch andere Menschen, Maschinen oder außerirdische Kräfte Gedanken eingegeben, aufgezwungen oder entzogen werden. Ähnlich wie bei den Wahnvorstellungen können die Betroffenen erst nach Abklingen der akuten Krankheitsepisode erkennen, daß es sich um krankheitsbedingte Störungen des Erlebens, also um "Einbildungen" gehandelt hatte.

Idealisierung

Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren, indem sie anderen übertrieben positive Eigenschaften zuschreibt.

Ideenflucht

Ein nahezu ständiger Fluß beschleunigter Rede mit abrupten Sprüngen von Thema zu Thema, die meist auf verständlichen Assoziationen, ablenkenden Reizen oder Wortspielen beruhen. In schweren Fallen kann die Sprache desorganisiert und unzusammenhängend sein.

Identifikation

Identifikation = bei Frustration des Auslebens triebhafter Bedürfnisse durch Verbote kann es zur Identifikation mit der verbietenden Person kommen. Ziel der Identifikation ist die Minderung des Angstzustandes, der durch das Verbot entstanden ist. Gegen eine andere Person gerichtete Es-Impulse (z.B. Wut) werden durch die Identifikation mit dieser Person abgewehrt, z.B. Schüler-Lehrer oder Sohn-Vater. Identifikation spielt bei der Über-Ich Bildung eine wichtige Rolle. Aus der vertikalen Organisation sozialer Kategorien (vgl. TURNERs Annahmen A.5-9) lässt sich eine Hypothese zur (chronischen) Mehrfachidentifikation folgern: Positive Soziale Identität kann auf mehreren Ebenen hierarchisch repräsentierter Kategorien gleichzeitig gewonnen werden - allerdings sind die vertikal jeweils benachbarten Identifikationskategorien gehemmt: die nächst-niedrigere wegen der Intra-Klassen-Assimilation, die nächst-höhere wegen der Inklusion der ja abgewertete/n Outgroup/s. Es sollten negative Korrelationen zwischen der Identifikation auf Ebene i und Ebene i+1 resultieren. Identifiziert sich eine Person z.B. mit ihrem Nationalstaat, wird sie sich nicht gleichzeitig mit dem übernationalen Verbund (der die Vergleichsnation/en enthält) identifizieren; eine ostdeutsche Selbstkategorisierung z.B. müsste die nationalstaatliche verhindern, könnte aber eben dadurch die europäische fördern. 

Illusion

Fehlwahrnehmung oder Fehlinterpretation eines realen äußeren Reizes, z.B. das Rauschen von Blättern wird als Stimmengewirr gehört (s.a. Halluzination). Illusionäre Verkennungen sind dadurch gekennzeichnet, daß etwas wirklich gegenständlich Vorhandenes für etwas anderes gehalten wird, als es tatsächlich ist. Illusionen sind also verfälschte wirkliche Wahrnehmungen. Das Vorhandensein des Wahrnehmungsgegenstandes unterscheidet das illusionäre Erlebnis vom halluzinatorischen. (Z. B.: Das ängstliche Kind verkennt im nächtlichen Wald Büsche als drohende Gestalten.) Auch Personenverkennung. Zur Unterscheidung von Wahnwahrnehmungen: Hierbei wird der Gegenstand richtig wahrgenommen (gesehen, gehört, gespürt), doch wird ihm eine abnorme Bedeutung, meist im Sinne der Eigenbeziehung, zugedacht. Bei einer Reihe von visuellen Illusionen (z.B. Müller-Lyer Täuschung), ist bekannt , daß sie sich im Wahrnehmungsurteil niederschlagen. Andererseits haben diese Wahrnehmungstäuschungen häufig nur einen sehr geringen oder gar keinen Einfluß auf motorische Handlungen wie Greifen oder Zeigen. Üblicherweise werden diese Dissoziationen im Zusammenhang mit dem dorsalen und ventralen System der visuellen Verarbeitung diskutiert. Neben diesen relativ bekannten räumlichen Dissoziationen finden sich auch eine Reihe zeitlicher Dissoziationen. Diese wurden überwiegend zwischen dem zeitlichen Reihenfolge-Urteil (einem Wahrnehmungsurteil) und der Einfach-Reaktion (einer motorischen Handlung) beobachtet. 

immunologische Systemerkrankungen

Bei fast allen immunologischen Systemerkrankungen können psychische und neurologische Symptome auftreten. Im Gegensatz dazu finden sich umgekehrt jedoch kaum quantitative Daten darüber, wie häufig depressive, paranoid-halluzinatorische oder dementielle Syndrome durch immunologische Systemerkrankungen verursacht werden. Da eine psychische Störung in Einzelfällen sogar das präsentierende Symptom einer immunologischen Systemerkrankung darstellen kann, ist es für Psychiater, Psychotherapeuten und Neurologen von Bedeutung, an immunologische Differentialdiagnosen psychischer Störungen zu denken. Bei den immunologischen Systemerkrankungen unterscheidet man im wesentlichen 3 Krankheitsgruppen, a) die Kollagenosen oder systemischen Autoimmunerkrankungen, b) die primären Vaskulitiden sowie c) weitere Immunopathien, zu denen das Antiphospholipid Syndrom (APS), das Sneddon-Syndrom und der M. Behçet gehören  In der Gruppe der Kollagenosen findet man psychiatrische und neurologische Symptome sehr häufig beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) und beim Sjögren-Syndrom (SS) . Ein ZNS-Befall bei der progressiven systemischen Sklerose (Sklerodermie) und bei der Mischkollagenose (Overlap-Syndrome, Sharp-Syndrom) stellt eine Rarität dar.  Auch bei den primären Vaskulitiden werden psychiatrische und neurologische Symptome beschrieben. Häufig sind sie bei der isolierten Angiitis des ZNS, bei der Takayasu-Arteriitis, bei der Arteriitis temporalis und bei der Panarteriitis nodosa. J. Bauer, Der Nervenarzt 9·97 696ff

Impulsivität , Impulskontrolle

Impulsivität:„schnelles und heftiges Antworten auf Reize versus Zurücklehnen und Planen vor dem Handeln" und „Widerstand leisten versus Nachgeben gegenüber Trieben, Impulsen und Motivationen" differenziert und zur folgenden Aussage kommt: „Impulsivity is the tendency to respond quickly rather than inhibiting the response" Der komplexe psychische Problembereich der Impulsivität wird  in 2 Subkomponenten, eine Antriebsdimension und eine Kontrolldimension, unterschieden. Diese Unterteilung entspricht einem Verständnis von Verhalten als Resultante aus mehr oder weniger ins Bewußtsein tretenden andauernden Kräften und Gegenkräften von Antrieb und Hemmung. Die Seite der Hemmung bildet sich im Konstrukt der Impulskontrolle ab, während der andere Aspekt als impulsiver Antrieb bezeichnet wird. Impulsivität wird mit einer zunehmenden Zahl psychischer Störungen in Zusammenhang gebracht. So findet sich in der 4. Revision der DSM-Klassifikation zunächst die eigenständige diagnostische Kategorie der sog. „Störungen der Impulskontrolle nicht andernorts klassifiziert", die im einzelnen die intermittierende explosible Störung, die Kleptomanie, die Pyromanie, das pathologische Spielen und die Trichotillomanie umfaßt und zeitlich begrenzte, umschriebene Verhaltensstörungen beschreibt. Von Bedeutung ist die Impulsivität auch bei den Eßstörungen, insbesondere der Bulimia nervosa, bei stoffgebundenen Suchterkrankungen, bei verschiedenen Formen selbstschädigenden Verhaltens und auch bei der Aufmerksamkeits-und Hyperaktivitätsstörung des Kindesalters. Impulshandlungen kö nnen schließlich im Verlauf nahezu aller psychiatrischen Erkrankungen vorkommen, u. a. bei verschiedenen Formen geistiger Retardierung und bei schizophrenen sowie affektiven Psychosen. Auf dem Gebiet der Persönlichkeitsstörungen ist Impulsivität schließlich als ein überdauerndes, zentrales Persönlichkeitsmerkmal bei den antisozialen und insbesondere Borderline-Persönlichkeiten von Bedeutung und war sogar namensgebend für die ICD-10-Kategorie der impulsiven Persönlichkeitsstörung.

Inaktivitätsatrophie

Verschmächtigung intakter Muskeln infolge von Nichtgebrauch (nicht Muskelschwund - Muskelatrophie — durch Schädigung motorischer Nerven oder Krankheitsvorgänge im Muskel).

inapparent

verborgen, klinisch stumm, ohne erkennbare Krankheitssymptome.

Indikation:
Grund zur Anwendung diagnostischer Maßnahmen oder einer Therapie.

induzierte wahnhafte Störung

Es handelt sich um eine wahnhafte Störung, die von zwei Personen mit einer engen emotionalen Bindung geteilt wird. Nur eine von beiden leidet unter einer echten psychotischen Störung; die Wahnvorstellungen bei der anderen Person sind induziert und werden bei der Trennung des Paares meist aufgegeben. 

Inkohärenz

Sprechen oder Denken, das für andere grundsätzlich unverständlich ist, weil Wörter oder Satzteile ohne logischen oder sinnvollen Zusammenhang verbunden werden. Die Störung tritt innerhalb von Sätzen auf, im Gegensatz zur Entgleisung, bei der die Störung zwischen Sätzen auftritt. Dies wird manchmal als ,,Wortsalat" bezeichnet, um das Ausmaß der linguistischen Desorganisation aufzuzeigen. Leichte ungrammatikalische Konstruktionen oder idiomatische Formen, die für eine bestimmtes regionales oder kulturelles Umfeld, Mangel an Bildung oder niedrige Intelligenz charakteristisch sind, sollten nicht als Inkohärenz bezeichnet werden. Der Begriff wird im allgemeinen nicht verwandt, wenn die Sprachstörung offenbar auf eine Aphasie zurückgeführt werden kann.

Instinkthandlungen

sind angeborene Verhaltensweisen, die jedoch durch Umwelteinflüsse modifiziert werden können. Ablauf einer Instinkthandlung:Ein physiologischer Mangelzustand (Motiv) führt dazu, daß ein Individuum Reize sucht, die diesen Mangelzustand beseitigen (Appetenzverhalten). Hierbei kann es auf einen Schlüsselreiz (bzw. Attrappe) treffen, der durch einen angeborenen auslösenden Mechanismus (AAM) eine nach einem festen Schema ablaufende Endhalndlung auslöst.Die Endhandlung kann nicht unterbochen werden. Bei Ablauf der Endhadlung ist der Handlungsantriebsabfall am größten. Dennoch kann nach der Endhandlung die Instinkhandlung von vorne beginnen, wenn der physiologische Mangelzustand nicht behoben wurde.Attrappen Sind künstliche Schlüsselreize. Die Endhandlung wird um so heftiger, je prägnanter bestimmte Merkmale ausgeprägt sind (Kindchenschema).Attrappen Sind künstliche Schlüsselreize. Die Endhandlung wird um so heftiger, je prägnanter bestimmte Merkmale ausgeprägt sind (Kindchenschema). Übersprunghandlungen Wenn gleichzeitig zwei Motive bestehen, deren Endhandlungen nicht vereinbar sind (z.B. Angriff - Flucht), wird die Spannung so groß, daß eine Übersprunghandlung einsetzt, die keinem der ursprünglichen Motive entspricht. Der Mensch kratzt sich am Kopf, wenn er unsicher ist. Diese Übersprunghandlung kann als ritualisierte Ausdrucksbewegung verstanden werden. Leerlaufhandlung Bei einer Leerlaufhandlung ist ein Motiv so stark, daß auch ohne adäquaten Schlüsselreiz die dem Motiv entsprechende (Leerlauf)Handlung gezeigt wird, z.B.: Ein Hund reißt in Folge eines unbefriedigten Jagdtriebes den Pantoffel seines Herrchens. Prägung: (Festlegung von auslösenden Objekten, z.B. Eltern) eine besondere Art des Lernens- erfolgt schnell - in einer kurzen sensiblen Phase - wird nicht verlernt,      Bedürfnishierarchie (nach MASLOW)1. Physiologische Motive (s.o) 2. Sicherheit (körperliche Unversehrtheit) 3. Zuwendung 4. Anerkennung 5. Selbstverwirklichung  Instinkte können als hierarchisch organisierte Organisationsprogramme definiert werden, in denen Lebewesen unter bestimmten Stimmmungen, seien sie nun durch äußere Reize, innere Ablaufsprozesse oder zeitliche Periodiken ausgelöst, in organisierte Muster von Verhalten eintreten, die bestimmten Funktionen dienen. Manche dieser Stimmungen sind vereinbar, manche sind es nicht.  Das faktische Verhalten motorischer oder sonstiger Art wird häufig in unterschiedlichen Programmen benutzt, so daß man von einem Verhaltenssegment nicht notwendigerweise auf das steuernde Organisationsprogrammes schließen kann. Ein Instinkt besitzt als verhaltensregulierendes System drei Komponenten:  eine detektorgefilterte Umwelt (=AM, Schlüsselreize, Sensorium, Reizfilter), einen spontanen oder endogenen Antrieb (= Stimmung, Triebe, spezifische Handlungsbereitschaft) und  Erbkoordination (antriebs- oder themaspezifisches, festverdrahtetes Innervationsprogramm der Motorik). Diejenigen Handlungsabläufe, die mit einem im somatischen verankerten Belohnungssystem verbunden sind, wie die Inkorporation oder die Sexualität sind nur beschränkt modifizierbar. Es kann zu einer Fülle von unterschiedlichen Umweghandlungen kommen. Man kann Vogelnester, Haifischflossen oder Hamburger essen, schlußendlich muß man aber etwas zu sich nehmen. Andere Handlungsabläufe wie zum Beispiel das Aufzuchtverhalten haben keine körperlich umschriebene terminale Handlung. Unter einem angeborenen auslösenden Mechanismus (AM/AAM) versteht man "die Gesamtheit alles Strukturen des Organismus, die an der selektiven Auslösung einer Reaktion wesentlich beteiligt sind (unter Ausschluß motorischer Instanzen)". Der Begriff ist seit seiner Einführung in die Ethologie umstritten und wird auch heute noch diskutiert. Häufig wird auch von einem neuronalen Reizfilter oder Filtermechanismus geredet. Sie sprechen auf bestimmte Schlüsselreize an.  Unter Appetenzverhalten wird von der jeweiligen Stimmung abhängiges Suchverhalten verstanden, das schließlich zum Auffinden eines Schlüsselreizes führen kann, unter dessen Einfluß der AM in Gang gesetzt wird. Dieses Verhalten imponiert als sei es von Zielvorstellungen geleitet.Der berühmte konditionierte Speichelreflex, den Pawlow auf sein Glockensignal auslösen konnte, ist Teil des Appetenzverhaltens Nahrungsaufnahme und wird deshalb bedingte Appetenz genannt. Hätte Pawlow mit freibeweglichen Tieren gearbeitet, hätte er gesehen, daß er in Wirklichkeit das gesamte Appetenzverhalten zur Nahrungssuche und -aufnahme aktiviert hatte. Die Tiere hätten dann neben der Speichelsekretion angefangen zu suchen, zu schnüffeln etc. Es ist auch deutlich zu machen, daß solchermaßen konditionierte Reize wie die Glocke nur im Zusammenhang mit der entsprechenden Stimmung, also in diesem Falle dem Hunger als übergeordnetem Organisationszentrum, wirksam wird. Befindet sich das Tier bereits in einer ausgeprägt differenten Stimmung wie z. B. Aggression, wird der Glockenton nur sehr beschränkt wirksam werden. Die Endhandlungen (= Konsummation) sind artspezifische formkonstante Bewegungsgestalten, die man bei verwandten Tieren wiederfindet. Nach Lorenz sind solche erbkoordinierten Bewegungsabläufe in der Phylogenese sogar konservativer als die Morphologie der Organe (Lorenz 1987). Die funktionellen Zentren sind hypothetische Konstrukte deren Annahme notwendig ist, um das Geschehen angemessen abzubilden. Zentren auf gleicher Funktionsebene hemmen sich gegenseitig. Die Zentren werden durch die Veränderung innerer Schwellenwerte (Triebreize Freuds) und durch die Schlüsselreize und AMs aktiviert. Über die Aktivierung der Appetenz auf den verschiedenen Ebenen wird das Tier zu der Endhandlung hingeführt. Die zwei Pasen einer Instinkthandlung können also als Appetenzverhalten und als darauf folgende Konsummation beschrieben werden. Die Suchphase (Appetenz) zeigt eine situationsangepaßte Variabilität und verwendet soweit verfügbar Lernerfahrungen oder Einsicht. Die Endhandlung, meist eine Erbkoordination ist von "banaler Stereotypie" . Die Konsummation kann als treibverzehrend oder kathartisch beschrieben werden und entspricht dem psychoanalytischen Konzept der Abfuhr von Libido. Schlüsselreize (Signal- oder Kennreize) sind eben solche Reize, die den AM auslösen. Wobei solche AM auch eine Lerngeschichte besitzen und und der Terminus AAM angeborene Anteil überbetont. Schlüsselreize können auch in Koevolution zwischen Empfänger und Sender entwickelte Zeichen und ihr Code sein. Man spricht dann von Auslösern. Der Begriff betont die innerartliche Entwicklung von Sender-Empfängersystemen, der Bedarf an Informationen ist wechselseitig, beide Seiten werden auf gute Verständigung ausgelesen (vs. Räuber-Beute-System). Auslöser sind also Bestandteile eines wechselseitigen Kommunikationssystems. Die Gesamtheit der Verhaltensweisen mit Mitteilungsfunktion wird Ausdrucksbewegungen genannt.

Institutionen als psychologischer Begriff

sind Normenkomplexe, die das Geflecht sozialer Beziehungen ordnen und die Zuordnung von Machtpositionen regeln. Sie sind verbunden mit gefestigten und verinnerlichten Normen. (Beispiel: Ehe, Recht, Eigentum, Familie, Matriarchat). Stereotype die Realitität vereinfachende, in Konzepte gliedernde Muster, z.B. durchschnittliche Einschätzungen des „Idealen Arztes". Stereotype sind Vorstellungen, die sich empirisch überprüfen! Das bedeutet nicht, daß sie der Realität entsprechen! Autostereotype sind auf die eigene Gruppe gerichtet. Heterostereotyte sind auf eine fremde Gruppe gerichtet. Soziale Stigmatisierung wenn diskriminierende Hererostereotytpe formuliert werden. Sündenbock Auf den Sündenbock projiziert die Gruppe regelmäßig ihre Enttäuschungund Feindseligkeit. Solche Emotionen können aufgrund intrapsychischer Konflikte entstanden sein.

Instrumentalität

Strukturelle Theorien der Geschlechterstereotype gehen üblicherweise davon aus, dass diese gesellschaftliche Arbeitsteilungen reflektieren.  Es wird vermutet, dass unabhängig vom biologischen Geschlecht einer Person ein hohes Maß an Instrumentalität einen positiven Prädiktor für beruflichen Erfolg darstellt, sowie dass beruflicher Erfolg mit einem Anstieg der Instrumentalität einhergeht. Diese Hypothesen werden mit Daten der Erlanger Längsschnittstudie zur beruflichen Laufbahnentwicklung von Akademikerinnen und Akademikern im Vergleich (BELA-E) geprüft. Bei dieser Studie wurden nahezu 2000 Absolventinnen und Absolventen unterschiedlicher Fachrichtungen nach ihrem Universitätsexamen zum ersten Mal und etwa eineinhalb Jahre später zum zweiten Mal befragt (dritte Befragung: drei Jahre später). Die vorzustellende Teilauswertung analysiert den reziproken Zusammenhang zwischen Instrumentalität, Expressivität (gemessen sowohl zu t1, als auch zu t2; Operationalisierung zu t2 als direkte und als indirekte Veränderungsmessung) und Berufserfolg (gemessen zu t2; Operationalisierung anhand objektiver und subjektiver Kriterien) bei Frauen und Männern, die unterschiedliche Fachrichtungen (Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, technische Fächer) studiert haben. In Übereinstimmung mit den Hypothesen ist - unabhängig von Geschlecht und studierter Fachrichtung - Instrumentalität - nicht aber Expressivität - ein bedeutsamer Prädiktor sowohl objektiver, als auch subjektiver Aspekte des Berufserfolgs. Gleichzeitig zeigen sowohl die direkte, als auch die indirekte Veränderungsmessung der Instrumentalität - nicht der Expressivität - einen positiven Zusammenhang mit Berufserfolg.(Abele et al PsychologenKongress Jena 2000)

Intelligenzminderung

Gemäss ICD-10 wird unter einer Intelligenzminderung eine sich in der Entwicklung manifestierende, stehengebliebene oder unvollständige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten verstanden, wobei besondere Beeinträchtigungen von Fertigkeiten vorliegen, die zum Intelli-genzniveau beitragen, wie z.B. Kognition, Sprache, motorische und soziale Fähigkeiten. Ferner liegt stets eine Beeinträchtigung des Anpassungsverhaltens vor. Die Lernbehinderung wird nicht als separate psychiatrische Kategorie der ICD-10 geführt. Sie ist gemäss internationaler Terminologie als grenzwertige Intelligenz im Bereich von IQ 85-70 definiert. Für die Intelligenzminderung (Geistige Behinderung) ist neben dem verminderten Intelligenz-niveau die erschwerte Anpassung an die Anforderungen des alltäglichen Lebens bedeutsam. Dies gilt in geringerem Ausmass auch für die Lernbehinderung. Personen mit Intelligenzminderungen sind nach Schweregrad in ihrer Unabhängigkeit in der Selbstversorgung, im Erlernen schulischer und beruflicher Fertigkeiten, in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung aufgrund von Lernschwierigkeiten beeinträchtigt. Medizinische Komorbidität und die Prävalenzrate für psychiatrische Störungen sind mindestens 3-4mal so hoch wie in der allgemeinen Bevölkerung Schweregradeinteilung Leichte Intelligenzminderung Der IQ-Bereich liegt zwischen 50 - 69. Die Personen erwerben Sprache verzögert, jedoch in einem Umfang, daß eine alltägliche Konversation normal gelingt. Die meisten erlangen eine volle Unabhängigkeit in der Selbstversorgung (Essen, Waschen, Ankleiden, Darm- und Blasenkontrolle und in praktischen und häuslichen Tätigkeiten bei allerdings verlangsamter Entwicklung). Schwierigkeiten treten beim Erlernen schulischer Fertigkeiten, insbesondere beim Erlernen des Lesens und der schriftsprachlichen Äußerungen auf. Die meisten sind für eine Arbeit anlernbar, die praktische Fähigkeiten und angelernte Handarbeit verlangt. Eine emotionale und soziale Unreife kann bestehen, so daß sie u.U. eigenständig den Anforderungen einer Ehe oder Kindererziehung nicht nachkommen können. Mittelgradige Intelligenzminderung (F 71) Der IQ liegt gewöhnlich im Bereich zwischen 35 und 49. Die Leistungsprofile können sehr unterschiedlichsein. Das Ausmaß der Sprachentwicklung reicht von der Fähigkeit, an einfachen Unterhaltungen teilzunehmen bis zu einem Sprachgebrauch, der lediglich für die Mitteilung der Grundbedürfnisse ausreicht; einige lernen niemals sprechen, verstehen einfache Anweisungen; andere lernen Handzeichen. Die Fähigkeiten zur Selbstversorgung entwickeln sich verzögert, einige Personen benötigen lebenslange Beaufsichtigung. Schulisch lernen einige grundlegende Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Zählen. Als Erwachsene sind sie in der Lage, einfache praktische Tätigkeiten zu verrichten, wenn die Aufgaben einfach, gut strukturiert sind und eine Beaufsichtigung besteht. Ein völlig unabhängiges Leben im Erwachsenenalter wird selten erreicht. Die Betroffenen sind in der Regel körperlich voll beweglich und aktiv, fähig, Kontakte zu pflegen, sich zu verständigen und einfache soziale Leistungen zu bewältigen. Schwere Intelligenzminderung (F 72) Die Störung ähnelt hinsichtlich des klinischen Bildes dem unteren Leistungsbereich der mittelgradigen Intelligenzminderung. Die meisten Personen mit schwerer Intelligenzminderung haben ausgeprägte motorische Beeinträchtigungen. Der IQ liegt gewöhnlich im Bereich zwischen 20-34. Schwerste Intelligenzminderung (F 73) Der IQ wird auf unter 20 eingeschätzt. Dies bedeutet, daß die betroffenen Personen unfähig sind, Aufforderungen oder Anweisungen zu verstehen oder sich danach zu richten. Meistens sind sie immobil oder sehr bewegungseingeschränkt, inkontinent und auch non-verbal nur zu sehr begrenzter Kommunikation fähig. Sie können weniger oder gar nicht für ihre Grundbedürfnisse sorgen und benötigen ständige Hilfe und Überwachung. Sprachlich verstehen die Betroffenen im günstigsten Fall grundlegende Anweisungen und können bestenfalls einfache Forderungen formulieren. Einfachste visuell-räumliche Fertigkeiten wie Sortieren und Zuordnen können erworben werden; mit Beaufsichtigung und Anleitung können sie in geringem Maße an häuslichen und praktischen Aufgaben beteiligt werden. 

Intellektualisierung

Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren  mit übermäßig abstraktem Denken, oder indem sie generalisiert, um störende Gefühle zu kontrollieren oder zu minimieren.

Introjektion

Introjektion = phantasierte Einverleibung eines primären Liebesobjektes, das nicht verfügbar ist, z.B. Daumenlutschen als Ersatz für verlorene Mutterbrust. 

Insomnien

Insomnie ist ein Zustandsbild mit einer ungenügenden Dauer und Qualität des Schlafes, das über einen beträchtlichen Zeitraum besteht und Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und frühmorgendliches Erwachen einschließt. Insomnie ist ein häufiges Symptom vieler psychischer und somatischer Störungen und soll daher nur zusätzlich klassifiziert werden, wenn sie das klinische Bild beherrscht. Schlafmangel kann man einteilen nach Art des Schlafdefizits. - Einschlafstörungen sind das verzögerte Einschlafen von einer halben bis zu mehreren Stunden Dauer. Sie finden sich vor allem als akute Schlafstörungen mit überwiegend zwischenmenschlichen bzw. psychosozialen Belastungsfaktoren. "Einschlafstörungen sind häufig Abschaltstörungen", was insbesondere nicht-medikamentöse Schlafhilfen nahelegt (siehe später). - Durchschlafstörungen sind ein häufiges Aufwachen nach dem ersten Einschlafen mit oberflächlichem und wenig erholsamem Schlaf. Sie finden sich z. B. auch bei chronischen Schlafstörungen, die eine gezielte fachärztliche Untersuchung erfordern. - Früherwachen ist das vorzeitige Aufwachen von einer bis zu mehreren Stunden Dauer, was dann die Gesamtschlafzeit erheblich zu verkürzen vermag. Es kann zwischenmenschliche, psychosoziale oder äußere Ursachen haben, aber auch auf organische, besonders aber seelische Einflüsse zurückgehen (z. B. Depression). Deshalb bedarf es bei längerer Dauer ebenfalls einer gezielten fachärztlichen Untersuchung. Zu den primären Insomnie rechnet man jene Form von gestörtem Schlaf, die keine Ursachen erklärt werden kann. 

Instanzenmodell

Das Instanzenmodell trennt das triebhafte, das moralische und das dazwischen vermittelnde, realitätsorientierte:Das Es ist ab der Geburt (wohl auch schon pränatal) vorhanden und funktioniert nach dem Lustprinzip, d.h. es verlangt nach sofortiger Befriedigung aller als lustvoll erlebter Impulse, es ist der Sitz irrationaler Leidenschaften. Alle Vorgänge im Es sind unbewußt, hier finden sich Eros (Liebestrieb) und Thanatos (Todestrieb).Das Über-Ich ist der Sitz des Gewissens und des Ich-Ideals, das sich während der Erziehung durch Internalisierung (Übernahme und Verinnerlichung ) der elterlichen Regeln bildet (z.B. durch Identifikation). Das Über-Ich enthält bewußte, vor- und unbewußte Anteile und ist der Gegenspieler des Ichs. Das Ich ermöglicht die Anpassung der Wünsche des Es und der Gebote des Über-Ichs an die Realität (Realitätsprinzip) und gilt als Vermittler zwischen beiden. Mit Hilfe der Abwehrmechanismen lassen sich ungerechtfertigte Ansprüche beider Instanzen abwehren. Das Ich hat bewußte, vor- und unbewußte Anteile. Freud vergleicht das Ich mit einem Reiter, das Es mit dem Pferd (in diesem Bild wäre das Über-Ich der Schiedsrichter).

Insuffizienzgefühle

Das Gefühl, nichts wert zu sein, unfähig, untüchtig, unentschieden, ungeschickt, entschlußunfähig, dumm, verständnislos, häßlich etc. zu sein. Das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit ist verlorengegangen. 

Interozeption (Begriff aus der verhaltenstherapeutischen Psychosomatik)

Die Wahrnehmung von Vorgängen aus dem Körperinnern wird als Interozeption bezeichnet, wobei unter diesem Begriff zwei verschiedene Wahrnehmungsformen zusammengefaßt werden, nämlich die Propriozeption und die Viszerozeption Körpersignale, welche im Rahmen der Propriozeption wahrgenommen werden, stammen vorwiegend aus dem Bereich der Haut und aus dem Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen und Gelenke). Bei der Viszerozeption haben die wahrgenommenen Körpersignale dagegen ihren Ursprung in den inneren Organen (lateinisch: viscera = Eingeweide). Die Viszerozeption wird zumeist als Interozeption im engeren Sinne verstanden und wurde bisher vor allem am kardiovaskulären, aber auch am respiratorischen sowie am gastrointestinalen Organsystem näher untersucht.Bei der Interozeption handelt es sich um ein mehrdimensionales Konstrukt. Eine gute Wahrnehmungsfähigkeit bezogen auf einen bestimmten Körperbereich (z.B. die Wahrnehmung der Herzfrequenz) muß nicht notwendigerweise mit einer ähnlich ausgeprägten Fähigkeit bezogen auf einen anderen Bereich des Körpers (z.B. die Blutzuckerwahrnehmung) einhergehen. Es erscheint somit wenig sinnvoll, einer Person ganz allgemein eine gute oder schlechte Fähigkeit zur Interozeption und Symptomwahrnehmung zu bescheinigen, sondern dies sollte immer nur bezogen auf einen bestimmten Wahrnehmungsbereich geschehen. Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, daß bei der Interozeption generell immer nur Zustandsänderungen wahrgenommen werden und nicht das absolute Niveau eines physiologischen Zustandes 

Intoxikation

Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen von Bewußtseinslage, kognitiven Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen. Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanz und nehmen bis zur vollständigen Wiederherstellung mit der Zeit ab, ausgenommen in den Fällen, bei denen Gewebeschäden oder andere Komplikationen aufgetreten sind. Komplikationen können ein Trauma, Aspiration von Erbrochenem, Delir, Koma, Krampfanfälle und andere medizinische Folgen sein. Die Art dieser Komplikationen hängt von den pharmakologischen Eigenschaften der Substanz und der Aufnahmeart ab.

Inzidenz

Zahl der Neuerkrankungen/Zahl aller Beobachteten in einem bestimmten Beobachtungszeitraum.

Irritabler Darm,„irritable bowel syndrome" oder IBS

Mehr als drei Monate andauernd oder intermittierende abdominelle Mißempfindung oder Schmerzen, die  durch Defäkation gebessert werden und/oder • mit einer Änderung der Stuhlfrequenz oder  mit einer Änderung der Stuhlkonsistenz einhergehen. Zur genaueren Kategorisierung werden empfohlen: • weniger als 3 Defäkationen pro Woche oder mehr als 3 Defäkationen pro Tag; • abnorme Stuhlkonsistenz: schafkotartig oder nicht geformt/wässrig; • abnorme Defäkation: Pressen, Dranggefühl, Gefühl der inkompletten Entleerung; • Abgang von Schleim; • Blähungen oder das Gefühl des aufgetriebenen Abdomens. Das IBS wird für Studienzwecke oft in drei Subtypen unterteilt, nämlich mit vorherrschender Obstipation, Diarrhö bzw. Schmerz. Die wenigsten IBS-Patienten, die behaupten, sie hätten Durchfall, haben tatsächlich eine Diarrhö, sondern bezeichnen nur häufigen oder breiigen Stuhlgang oder einen heftigen Stuhldrang so. Da die meisten Patienten mit chronischer Obstipation auch abdominelle Beschwerden (Völlegefühl, Aufgetriebensein) angeben, ist die Trennung zwischen IBS und chronischer Obstipation oft willkürlich. Es handelt sich um die häufigste „Diagnose" im Bereich der klinischen Gastroenterologie: 10 bis 20% aller gesunden Erwachsenen nehmen wegen solcher Beschwerden Medikamente ein; die Hälfte von ihnen sucht innerhalb eines Jahres den Arzt auf. Bei 20-50% aller Patienten, die einen Gastroenterologen aufsuchen, besteht die abschließende „Diagnose" wegen des Fehlens einer klassischen organischen Erkrankung in einer Klassifikation als funktionelle Beschwerde.

N. ischiadicus

Tritt die Schädigung im Bereich des Gesäßes ein, können neben der von den Nn. peronaeus et tibialis versorgten Muskulatur auch die Kniebeuger betroffen sein. Schäden kommen durch proximale Femurfraktur, Tumorkompression, intraglutäale Injektion und Hüftoperation vor. Langes unbewegtes Sitzen auf harter, unregelmäßiger Unterlage kann zu schweren Schäden führen, wenn der Betroffene z. B. durch Rausch oder Sedation (Suizidversuch) muskulär besonders entspannt ist und unbeweglich sitzt. Scheinbar eindeutige Peronäuslähmungen sind tatsächlich nicht selten partielle Ischiadikusparesen. 

Isolierung

Isolierung = ein verbotenes Bedürfnis wird in Gedanken oder durch eine symbolische Handlung teilbefriedigt. Diese Befriedigung wird jedoch isoliert, sie wird als fremd, nicht zur eigenen Person gehörig, erlebt. Derartige Handlungen treten besonders in Verbindung mit der Zwangsstörung auf, z.B. exzessives Reinigen der Toilette bei verbotenen sexuellen oder analen Triebimpulsen.

 

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Jakob-Creutzfeldt-Krankeit

Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankeit entspricht bezüglich der Symptome der natürlich vorkommenden Erkrankung Creutzfeldt - Jakob - Erkrankung  Allerdings sind im Gegensatz zur CJD von dieser Krankheit bisher besonders jüngere Menschen betroffen. Der Alterdurchschnitt liegt hier bei 29 Jahren. Insgesamt sind an dieser Krankheit nachgewiesenermassen bisher 85 Personen in England und 4 in Frankreich verstorben (Stand: November 2000). Diese Erkrankung ist durch Prionen (Eiweiße)übertragbar.  Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Es handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Das Gen, welches die Information für dieses Prion-Protein trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Der Zusatz "Sc" steht für Scrapie- spezifisch, der von "C" für cellulär, also für körpereigen. Die Prionen (PrPSc) unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert. Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen. Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können, oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und führt zu vielfältigen Symptomen wie: Lähmungen, Tremor, Chorea, Ataxie,Myoklonien,epileptische Anfälle und am Ende völlige Verblödung. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich mehrere Jahren.

Jargonaphasie

Mit dem Begriff Jargon beschreibt man eine Art der Sprachproduktion die sich aus einer großen Anzahl von Paraphasien, Neologismen und Paragrammatismus zusammensetzt. Jargonartige Äußerungen sind für den Untersucher meist unverständlich.

Jet Lag

Die häufigste zirkadiane Rhythmusstörung wird durch den sogenannten Jet Lag verursacht, der bei Überschreitung verschiedener Zeitzonen entsteht. Flüge zwischen Europa und Amerika verursachen z. B. Jet-Lag-Symptome, die eine Woche oder sogar länger andauern können. Typische Symptome sind Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, Tagesschläfrigkeit, Verdauungsstörungen, Gereiztheit und Konzentrationsstörungen. Manche Menschen benötigen eine ganze Woche, um sich den neuen Zeitgebern anzupassen, anderen gelingt dies erheblich schneller. Die Zeitspanne der Anpassung ist allerdings auch abhängig von der Anzahl überschrittener Zeitzonen. Einer milden Form eines Jet Lags sind viele Menschen zweimal im Jahr ausgesetzt, nämlich zu Beginn und Ende der Sommerzeit, wenn die Uhr eine Stunde zurück- bzw. vorgestellt wird.

Jugendgewalt und psychische Krankheit

Eine Studie in Neuseeland beobachtete 961 junge Erwachsene, die  94% einer Geburtenkohorte einer Stadt darstellten (damit sehr repräsentativ waren) und von April 1972, bis April 1973 geboren wurden,  im Alter von 5, 7, 9, 11, 13, 15, 18, und 21 Jahren. Alle wurden psychiatrisch untersucht, bei allen wurde die Anzahl von kriminellen Delikten sowohl nach eigenen Angaben, als auch nach offiziellen Urteils- Aufzeichnungen registriert. Die 12 Monatsprävalenz psychischer Störungen betrug in der Studie insgesamt 40% ähnliche den   37% anderer Studien der selben Altergruppe. Depressive Störungen 17.9%, Angststörungen 17.7%, manische Episoden 2.0%; Eßstörungen 1.4%, Alkoholabhängigkeit 9.8%; Marijuanaabhängigkeit 9.5%; und Schizophrenie-Spektrum Störungen 4.1%.  1.6% waren durchschnittlich 25 Tage stationär in der Psychiatrie und 4.7% waren eine oder mehrere Nächte im Gefängnis. Individuen die nach den DSM-III-R Interviews als Alkoholabhängige, Marijuanaabhängige, und an Schizophrenie leidend eingestuft wurden, waren  1.9 (95% confidence interval [CI], 1.0-3.5), 3.8 (95% CI, 2.2-6.8), und 2.5 (95% CI, 1.1-5.7) mal wahrscheinlicher wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen angeklagt bzw. dafür ursächlich, als Kontrollpersonen ohne diese Leiden. Personen mit mindestens einer dieser drei Erkrankungen stellten 1/5 der Gesamtpopulation dar, aber die Hälfte aller "Gewaltverbrechen" ging von ihnen aus. 10% von der Gruppe der an  Schizophrenie leidenden, hier war am häufigsten ein Bedrohungsgefühl und eine Vorgeschichte mit einer Störung des Sozialverhaltens.auslösend (daneben bestand hier häufig eine Komorbidität zu den anderen beiden Störungen). Bei den Alkoholabhängigen war die Ursache in der Enthemmung durch die  Alkoholwirkung gesehen worden, bei den  Marijuanaabhängigen bestand häufig bereits zuvor eine Vorgeschichte mit einer Störung des Sozialverhaltens.    Die Autoren der Untersuchung vermerken zurecht, daß solche Ergebnisse auch bei den Wissenschaftlern unbeliebt sind, da sie Vorurteile gegen psychisch Kranke schüren können. Allerdings kann durch die Erforschung solcher Zusammenhänge auch die Entwicklung von Strategien gefördert werden, rechtzeitig der Gewalt im Zusammenhang mit psychischen Störungen (und damit auch den Ängsten der Öffentlichkeit) entgegen zu wirken. Die Daten sind, darauf sei explizit hingewiesen, an jungen Erwachsenen erhoben worden, die meist nicht wegen ihrer Krankheit in Behandlung waren und bei denen zuvor meist keine Diagnose gestellt worden war. Statistiken bei behandelten älteren Schizophrenen ergeben niedrigere Zahlen. Schon andere Autoren hatten darauf hingewiesen, dass  beginnende schizophrene Störungen bei Jugendlichen häufig als Störung des Sozialverhaltens fehldiagnostiziert werden, da bei oberflächlicher Betrachtung deren Verhalten antisozialer Aktivität ähnelt. Störung des Sozialverhalten auf Grundlage bizarrer Vorstellungen ist oft eine Vorstufe schizophrener Erkrankungen. Gewalttätigkeit unter Jugendlichen sollte als Ergebnis der Studie auch aus prophylaktischen Gründen Anlaß für eine psychiatrische Diagnostik sein. Louise Arseneault et al. Mental Disorders and Violence in a Total Birth Cohort: Results From the Dunedin Study Arch Gen Psychiatry. Oktober 2000;57:979-986