Vorbemerkung:                                                                                                                   07

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse - ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

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N. radialis

Lähmung: Maximalvariante ist die „Fallhand" durch eine Parese der Finger- und Handgelenkstrecker, ein Ausfall der Ellenbogenstreckung und partiell der Beugung (Mm. brachioradialis et brachialis). Wichtig ist die sekundäre, rein mechanische Beeinträchtigung der Fingerspreizer und –beuger durch die Fehlstellung des Handgelenks und die Zunahme der Fehlstellung beim Versuch, die Faust zu schließen. Bei der zentralen Fallhand (= distal betonte zentrale Armlähmung) bewirkt der Versuch des Faustschlusses die Dorsalflexion des Handgelenks. Die Sensibilität ist nur dorsal auf der ulnaren Seite der Hand gestört. Eine Abgrenzung gegen eine Wurzelläsion C 6/C 7 erlaubt die scharfe Dissoziation von M. biceps brachii (intakt) und M. brachioradialis (paretisch) bzw. die entsprechenden Reflexbefunde. Für eine Wurzelschädigung spricht wiederum eine Dissoziation der Fingerstrecker (C7) und radialen Handgelenkstrecker (C6). Radikuläre Sensibilitätsstörungen C 6/C 7 betreffen die Dorsal- und Palmarseite der Hand. Die Schwerpunktpolyneuropathie bei Bleivergiftung betrifft betont die Strecker am Arm.  Subtypen der Radialislähmung: Drucklähmungen in der Axilla betreffen alle Anteile (obere Radialislähmung). Nervenverletzungen bei Humerusfraktur und lagerungsbedingter Drucklähmungen („Parkbanklähmung" im Schlaf, Operation) sparen den M. triceps brachii und seinen Reflex aus. Paresen des N. radialis profundus am proximalen Unterarm (Supinatorlogensyndrom) sind rein motorisch und betreffen die Finger- und ulnaren Handgelenksstrecker. Oft gibt es eine lokale Ursache, manchmal nur eine ungewohnte Muskelbelastung. Noch weiter distal lokalisierte Läsionen ohne Beteiligung der Handgelenkstrecker sind traumatisch bis auf die rein sensible Druckläsion am Handgelenk durch festsitzende Armbänder (oder Handschellen = Arrestantenlähmung). 

Randomisieren

Die Zuordnung geschieht zufällig.

Rationalisierung 

Rationalisierung = Versuch, eine verbotene Triebbefriedigung oder ein Verbot mit scheinlogischen Argumenten zu begründen, z.B. Patient rationalisiert sein flirtendes, sexualisiertes Verhalten den Schwestern gegenüber damit, daß er dies nur tut, um das Klima zu verbessern.Die tatsächlichen Beweggründe für ihre Gedanken, Handlungen oder Gefühle werden durch Ausarbeitung von Erklärungen verborgen. 

Raucher

Rauchen verursacht eine 10fach höhere Morbidität und Mortalität als alle anderen mißbrauchten Drogen (außer Alkohol) zusammen [Smoking tobacco and health. A fact book. Washington DC: U.S. Department of Health and Human Services, revised October 1989. DHHS publication CDC 87-8397. ]. Andererseits hat eine Entwöhnung vom Rauchen positive Auswirkungen auf die Gesundheit (innerhalb eines Monats: Abnahme von Symptomen und Infektionen des Respirationstraktes; nach einem Jahr und später: Abnahme des Risikos von Herzinfarkten und anderen kardiovaskulären Ereignissen um 50% und mehr [The health benefits of smoking cessation. A report of the Surgeon General. Washington DC: U.S. Department of Health and Human Services, 1990. ]). Gleichzeitig sind aber Entwöhnungsversuche, die ca. 3/4 der Raucher jedes Jahr gern unternehmen würden, mit sehr hohen Rückfallraten von ca. 65% innerhalb von 3 Monaten und über 80% im 1. Jahr assoziiert. Da die Verhaltenstherapie mit kognitiven Elementen ­ meist in Gruppensitzungen ­ allein die Abstinenzrate zwar auf ca. 30% für das 1. Jahr erhöht, aber für den einzelnen immer noch eine größere Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall als für Abstinenz beinhaltet, sind Zusatzbehandlungsverfahren dringend notwendig. Einerseits hat der Einsatz transdermaler Nikotinapplikationen zur Verringerung von Entzugssymptomen gerade in Kombination mit Verhaltenstherapie die Abstinenzraten erhöht, andererseits konnte die Wirksamkeit von verschiedenen Antidepressiva (Doxepin, Fluoxetin u.a.) in diesem Zusammenhang auch bei Rauchern ohne Depression nachgewiesen werden. Da Nikotin im ZNS seine Hauptwirkung außer im Locus coeruleus im mesolimbischen dopaminergen System entfaltet, lag es nahe, zur Rückfallprophylaxe eine dopaminerg wirksame Substanz einzusetzen. Bupropion ist ein in den USA zugelassenes Antidepressivum, das hauptsächlich als Dopaminwiederaufnahmehemmer wirkt.Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Es hat seine Wirksamkeit als Entwöhnungsmedikament bei Rauchern im Vergleich zu Plazebo bereits in einer großen kontrollierten Studie gezeigt [Hurt RD, Sachs DPL, Glover ED, et al. A comparison of sustained- release bupropion and placebo for smoking cessation. N Engl J Med 1997;337:1195­202. ]. Bupropion, das über 9 Wochen gegeben und dann wieder abgesetzt wurde, entweder allein oder in Kombination mit einem Nikotinpflaster ist einer  einer Therapie mit Nikotinpflaster allein oder Plazebo überlegen. In der Bupropionststudie betrugen die Abstinenzraten nach 6 bzw. 12 Monaten  in der Plazebogruppe 18,8 bzw. 15,6%, in der Gruppe mit Nikotinpflaster 21,3 bzw. 16,4%, in der Bupropiongruppe 30,3% bzw. 35,5% (p < 0,001 im Vergleich zu Plazebo), in der Gruppe mit Bupropion und Nikotinpflaster 38,8 bzw. 35,5% (p < 0,001 im Vergleich zu Plazebo). Nach 7 Wochen hatten die Probanden in der Plazebogruppe durchschnittlich 2,1 kg an Körpergewicht zugenommen, im Vergleich zu 1,6 kg in der Gruppe mit Nikotinpflaster, 1,7 kg in der Bupropiongruppe und 1,1 kg in der Gruppe mit Kombinationsbehandlung (p < 0,05 im Vergleich zu Plazebo). Die Gewichtszunahme nach 7 Wochen war in der Gruppe mit Kombinationsbehandlung signifikant geringer als in der Bupropion- und in der Plazebogruppe (p < 0,05 für beide Vergleiche) Jorenby DE, Leischow SJ, Nides MA, et al. A controlled trial of sustained-release bupropion, a nicotine patch, or both for smoking cessation. N Engl J Med 1999;340: 685­91.

Reaktanz

ist eine "Trotzreaktion": Man befolgt z.B. vernünftige Ratschläge nicht, weil man sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt.

Reaktionsbildung 

Reaktionsbildung = ein bestraftes Bedürfnis kann nicht mehr ausgeführt werden und wird durch eine gegenteilige Handlungsweise ersetzt, so können sie ausgelebt und gleichzeitig für das Über-Ich akzeptierbar werden, Es werden ersatzweise Verhalten, Gedanken oder Gefühle gezeigt, die ihren eigenen unannehmbaren Gedanken oder Gefühlen diametral gegenüberstehen z.B. ein Verein zur Überwachung der Sexualmoral, der erotische Literatur zensiert und damit die permanente Beschäftigung mit Sexualität legitimiert.

Reaktionszyklus,sexueller (Masters u. Johnson)

1.)Erregungsphase,

2.)Plateauphase,

3.)Orgasmus,

4.)Rückbildungsphase (nicht Erschöpfungsphase!)

Je älter, desto länger dauern diese Phasen. Hohe Koitusfrequenz in jüngeren Jahren korreliert mit längerer sexueller Aktivität im Alter. Die Sexualität wird vorwiegend durch die Lernerfahrung, weniger durch genetische Disposition determiniert.

Rebound-Phänomen

Dieses Rückschlagphänomen stellt das überschießende Zurückschnellen einer gegen Widerstand gedrückten Extremität bei plötzlichem Wegfall dieses Widerstandes dar und ist  Ausdruck einer zerebellaren (Kleinhirn) Asynergie.

Reflexe  

siehe Muskeleigenreflexe.

Regression

Regression = Rückkehr zu frühkindlichen Verhaltensweisen, z.B. Bettnässer aus Angst vor der Schule. Besonders bei extremer Frustration kommt es zur Regression auf die Phase der oralen Triebbefriedigung. Beim Patienten im Krankenhaus kann es infolge von Schwäche, Erschöpfung und Schmerzen zur Regression kommen; der Patient fühlt sich dann als Kleinkind – eine Rolle, die häufig von der Institution Krankenhaus noch unterstützt wird. 

Reizblasensymptomatik der Frau

Bei der Reizblasensymptomatik handelt es sich um ein funktionelles Syndrom (autonome somatoforme Störung) mit Spannungscharakter, bei dem ständiger Harndrang im Mittelpunkt steht. Dysurie und Pollakisurie können begleitende Symptome sein. Syndromtypisch fehlt der erklärende Körperbefund. Meist verheiratete, häufig sexuell unbefriedigte Frauen zwischen 35 und 70 Jahren Symptomatik:ständiger Harndrang, selten imperativer Harndrang, (Beschwerden werden in der Regel nur im Wachzustand wahrgenommen.) Zunahme der Beschwerden in angstmachenden Situationen (z.B. wenn keine Toilette erreichbar ist) Häufig auch Spannungskopfschmerz, Verspannungen in Schulter-Nacken-und Bauchmuskulatur Pathophysiologisch ist von einer muskulären Verspannung im gesamten Beckenbereich, besonders des Beckenbodens sowie des M. rectus abdominis auszugehen. Dyssynergie des Schließmuskels und des M. detrusor vesicae Hyperreflexie mit verminderter Blasenkapazität Intravesikale Druckmessungen zeigen: herabgesetzte Reizschwelle,  unterschwellige Reize können schon zur Reaktion des M. detrusor vesicae führen. (ähnlich wie bei funktionellen Magendarmbeschwerden. 

Remission

(vom lat.: remissio = zurücksenden, nachlassen) heißt Rückgang seelischer oder körperlicher Krankheitszeichen, jedoch noch keine vollständige Wiederherstellung der Gesundheit (Heilung). 

Reporting

Reporting: Verbale und/oder motorische Äußerung von interozeptiven Wahrnehmungen (Berichtsverhalten).

Residuum, Schizophrenes 

Ein chronisches Stadium in der Entwicklung einer schizophrenen Krankheit, bei welchem eine eindeutige Verschlechterung von einem frühen zu einem späteren Stadium vorliegt und das durch langandauernde, jedoch nicht unbedingt irreversible "negative" Symptome charakterisiert ist. Hierzu gehören psychomotorische Verlangsamung, verminderte Aktivität, Affektverflachung, Passivität und Initiativemangel, qualitative und quantitative Sprachverarmung, geringe nonverbale Kommunikation durch Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Modulation der Stimme und Körperhaltung, Vernachlässigung der Körperpflege und nachlassende soziale Leistungsfähigkeit.

Resignieren

den gegebenen emotionalen Zustand akzeptieren, ohne die begleitenden Gefühle auszudrücken oder zu unterdrücken.

Ressourcenaktivierung

Eine Fülle über die verschiedensten Therapieformen und -settings verteilter Forschungsergebnisse weist darauf hin, daß man Patienten besonders gut helfen kann., indem man an ihre positiven Möglichkeiten, Eigenarten, Fähigkeiten und Motivationen anknüpft, indem man die Art der Hilfe so gestaltet, daß der Patient sich in der Therapie auch in seinen Stärken und positiven Seiten erfahren kann. Eine der wichtigsten Ressourcen, die für den therapeutischen Veränderungsprozess genutzt werden können und sollten, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen des Patienten. Für ein gutes Therapieergebnis spielt es nach hunderten von Forschungsbefunden eine sehr wichtige Rolle, in welchem Ausmaß der Patient seinen Therapeuten als ihn unterstützend, aufbauend, in seinem Selbstwert positiv bestätigend erlebt. Dabei kommt es vor allem darauf an in welchem Ausmaß der Patient sich selbst als fähig zu einer guten Beziehung erleben kann. Die Bedeutung, die eine gelungene Aktivierung dieser wichtigen Ressource für das Therapieergebnis hat, ist unmittelbar einleuchtend: Wenn ein in seinem Selbstwert angeschlagener Mensch sich als Psychotherapiepatient nicht auf seine problematischen Seiten reduziert, sondern in seinen positiven Zielen und Fähigkeiten erkannt, bestätigt und unterstützt fühlt, dann erlebt er sich allein dadurch schon in veränderten Bedeutungen mit direkten positiven Auswirkungen auf sein Wohlbefinden, aber auch mit einer erhöhten Aufnahmebereitschaft für veränderungsorientierte therapeutische Interventionen. Nur selten nimmt die Mehrzahl von Therapeuten sich bietende Gelegenheiten wahr, den Patienten oder Familien oder Paare sich in seinen oder ihren positiven Seiten erleben zu lassen. In den meisten von uns bisher analysierter; Therapieprozessen von ganz unterschiedlichen Therapieformen ist das Prinzip der Ressourcenaktivierung eher mißachtet als ausdrücklich gepflegt worden. Und auch in den Ausbildungsgängen der verschiedenen Therapierichtungen sucht man meist, gliicklicherweise nicht immer, vergeblich nach Ausbildungsbestandteilen, bei denen ein Training in der Aktivierung positiver Ressourcen im Mittelpunkt tritt. In einer sich am empirischen Ergebnisstand orientierenden Psychotherapie müßte dieses Wirkprinzip in der Therapiepraxis, in den Ausbildungsgängen und in der Supervision eine stärkere ausdrückliche Aufmerksamkeit erfahren, als es gegenwärtig geschieht. Eine optimale Nutzung des Wirkfaktors der Ressourcenaktivierung verlangt, daß der Therapeut sein therapeutisches Angebot ganz auf die Möglichkeiten und Eigenarten des Patienten abstellt. Dafür ist eine möglichst große Flexibilität und Variabilität im therapeutischen Repertoire erforderlich Therapeuten, die ihr therapeutisches Angebot nur innerhalb der Grenzen einer bestimmten Therapieschule variieren können, sind in ihren Möglichkeiten zur Nutzung dieses Wirkfaktors stark eingeschränkt. Die optimale Nutzung dieses wichtigen therapeutischen Wirkfaktors erfordert Psychotherapeuten, die über die Begrenzungen der einzelnen Therapieschulen hinaus ausgebildet wurden und handeln können. Was sind die wirklich wirksamen Ingredienzien der Psychotherapie?  - K.Grawe

Restless-legs-Syndrom

das Restless-legs-Syndrom sind unruhige, ruhelose Beine. Dazu kommen manchmal Mißempfindungen im Bereich der Unterschenkel, die vor allem im Liegen auftreten und sich auf körperliche Bewegung hin bessern. Das zwingt zu ständigem Herumlaufen und verhindert damit die Nachtruhe. Die Folgen beider Beschwerdebilder sind vor allem erhöhte Tagesmüdigkeit mit allen Konsequenzen.

Retrobulbärneuritis

oft Frühsymptom der Multiplen Sklerose aber auch isoliert auftretend, · normale Papille,  meist plötzlich herabgesetzte Sehschärfe,   Gesichtsfeldausfall: sog. Zentralskotom,· oft Schmerzen bei Augenbewegungen· „der Patient sieht nichts und der Arzt auch nicht"· bei intrabulbärer Neuritis unscharf begrenzte Papille. Die Retrobulbärneuritis ist ein Krankheitsbild, welches in der Regel durch einen akuten, meist einseitigen Visusverlust variablen Grades charakterisiert ist. Fluktuationen der Sehleistung in der Initialphase und später unter Belastung kommen vor. Initial betroffen sind v. a. Patienten unter dem 50. Lebensjahr, Frauen etwas häufiger als Männer. Anamnestisch werden in über 90 % retrobulbäre Schmerzen bei Augenbewegungen angegeben. Diese können dem Visusabfall vorausgehen oder ihn begleiten. Als typische Symptome und Befunde gelten herabgesetzte zentrale Sehschärfe, Beeinträchtigung des Farbsinnes, eine afferente Pupillenstörung und variable Gesichtsfelddefekte (typisch ein „Escape"phänomen, d. h. es kommt beim Wechsel der Beleuchtung vom gesunden zum kranken Auge nicht zu einer Dilatation der kranken Pupille, wie beim relativen Afferenzdefizit, sondern nur zum Ausbleiben der initialen Konstriktion (d. h. die Pupille verharrt in ihrer Stellung). Eine beidseitig träge Lichtreaktion kann Hinweis auf einen beidseitigen Sehnervenprozeß sein. Die Papillenmorphologie ist bei genauer Biomikroskopie in bis zu 50 % pathologisch verändert und zeigt eine lokale Randunschärfe oder globale Hyperämie, Obskuration der peripapillären Nervenfaserschicht und mit entsprechender Latenz eine Abblassung. Evozierte Potentiale (VEP) weisen als nicht spezifische Veränderung eine Latenzverzögerungen nach.

Rett-Syndrom

Dieses Zustandsbild wurde bisher nur bei Mädchen beschrieben; nach einer scheinbar normalen frühen Entwicklung erfolgt ein teilweiser oder vollständiger Verlust der Sprache, der lokomotorischen Fähigkeiten und der Gebrauchsfähigkeiten der Hände gemeinsam mit einer Verlangsamung des Kopfwachstums. Der Beginn dieser Störung liegt zwischen dem 7. und 24. Lebensmonat. Der Verlust zielgerichteter Handbewegungen, Stereotypien in Form von Drehbewegungen der Hände und Hyperventilation sind charakteristisch. Sozial- und Spielentwicklung sind gehemmt, das soziale Interesse bleibt jedoch erhalten. Im 4. Lebensjahr beginnt sich eine Rumpfataxie und Apraxie zu entwickeln, choreo-athetoide Bewegungen folgen häufig. Es resultiert fast immer eine schwere Intelligenzminderung. 

Nach eindeutig normaler Entwicklung Abnahme des Kopfwachstums zwischen dem 5. Lebensmonat und 4. Lebensjahr, Gleichzeitig Verlust der erworbenen zielgerichteten Handbewegungen zwischen 5. und 30. Lebensmonat, Gleichzeitig Kommunikationsstörung mit beeinträchtigter sozialer Interaktion und Störungen der Koordination beim Gang und den Rumpfbewegungen , Verlangsamung mit Störung der expressiven und rezeptiven Sprache, Stereotype Handbewegungen, nur weibl. Geschlecht betroffen Das Rett- Syndrom ist eine neurologische Störung und führt zu einer Verkleinerung des Zentralnervensystems. Im ZNS sind bestimmte Bereiche betroffen, nämlich die Basalganglien und hiervon insbesondere der Thalamus und die Substantia nigra. Störungen der Basalganglien führen bei Erwachsenen zum Parkinson-Syndrom. Die Substantia nigra ist für den Dopaminhaushalt verantwortlich. Es kommt durch die Störung zu einer Unterversorgung mit Dopamin. Es kommt nach einer unauffälligen prä- und perinatalen Entwicklung zu einer kognitiven und funktionalen Entwicklungsstagnation und anschließender Rückentwicklung.Der genetische Entstehungsmechanismus für das Rett-Syndrom ist bis heute nicht ganz geklärt. Obwohl die Forschung seit Oktober 1999 ein Stück weiter ist. Seit dem kennt man nun das verantwortliche Gen, das MeCP2 (gesprochen Mäkpietu), das auf dem X-Chromosom liegt, und das an der Produktionssteuerung eines noch unidentifizierbaren Proteins beteiligt ist. Ist das Gen, MeCP2, defekt, gelingt die Steuerung dieses Proteins nicht mehr. Dieses Protein ist zwar noch nicht identifiziert, jedoch vermuten Forscher, vor allem an der Stanford University und am Baylor Collage of Medicine in Houston, dass dieses Protein bedeutend für die Hirnentwicklung ist. Dass das verantwortliche Gen auf dem X-Chromosom liegt, wurde schon lange vermutet, da das Rett-Syndrom nur bei Mädchen beschrieben wird.Um das alles etwas mehr zu erklären, hier kurz Grundsätze der Genetik: In jeder Zelle unseres Körpers finden wir 46 Chromosomen in 23 Paaren; 23 Chromosomen kommen von der Mutter, 23 Chromosomen kommen vom Vater. Die Chromosomen sind die Träger der Gene, die wie eine „Blaupause“ arbeiten und so die Art und Weise unserer Entwicklung bestimmen. Nur in den Eizellen der Frau und den Spermazellen des Mannes befinden sich jeweils nur der einfache Chromosomensatz, also nicht 46 sondern 23, damit der kindliche Organismus nicht den vierfachen Chromosomensatz enthält. Bei der Befruchtung vereinen sich Eizelle und Spermazelle, so dass wieder 46 Chromosomen zusammen sind. Ein Chromosomenpaar bestimmt das Geschlecht eines Menschen, nämlich das X- und das Y-Chromosom. Frauen haben zwei X-Chromosomen (XX), je eines von Vater und Mutter. Männer haben ein X-Chromosom von der Mutter und ein Y-Chromosom vom Vater (XY). Frauen haben demnach zwei X-Chromsomen, obwohl sie nur eins für die genetischen Informationen benötigen. Darum wird ein X-Chromosom „abgestellt“ bzw. ausgeschaltet. Etwa die Hälfte der Zellen schaltet das von der Mutter kommende aus und die andere Hälfte das vom Vater kommende. Dieser Vorgang (X-Inaktivierung) geschieht nach einem zufälligen Muster.Tritt nun eine Mutation auf einem X-Chromosom auf, ist Mädchen eine Kompensationsmöglichkeit gegeben, da sie ja zwei davon besitzen, von denen eines abgestellt wird. Jungen ist diese Kompensationsmöglichkeit nicht gegeben.Tritt auf dem Gen MeCP2 nun eine Mutation auf, führt das bei Jungen zu einer Fehlgeburt, bzw. zum Tod kurz nach der Geburt. Bei Mädchen führt diese Mutation zum Krankheitsbild des Rett-Syndroms. Wie schwer oder leicht die Mädchen betroffen sind, hängt davon ab, wie viele Zellen das X-Chromosom mit dem mutierten Gen nach der X-Inaktivierung enthalten oder nicht enthalten: Sind bei der X-Inaktivierung viele X-Chromosomen, die das mutierte Gen tragen, ausgeschaltet worden, ist die Ausprägung gering; sind bei der X-Inaktivierung viele X-Chromosomen, die das normale Gen tragen, ausgeschaltet worden, ist die Ausprägung stark.  Symptomatik  Der Entwicklungsverlauf des Rett-Syndroms lässt sich in vier Stadien einteilen. Selbstverständlich bedeutet diese Einteilung nicht, dass die Entwicklung bei allen Mädchen mit Rett-Syndrom genau diesem Schema folgend und zeitgleich abläuft. Variationen im Ausmaß sowie vom Zeitpunkt sind möglich und von Individuum zu Individuum unterschiedlich.  Bevor das erste Stadium erreicht wird, sind die Betroffenen nicht auffällig: sie werden nach, in der Regel, unkomplizierter Schwangerschaft geboren und erleben eine normale körperliche, sensomotorische und sprachliche Entwicklung in den ersten 6-18 Monaten. Mögliche Normabweichungen in der Entwicklung des Kindes sind wohl zu gering, als dass sie besorgniserregend für Eltern oder Ärzte wären. Um Hilfe bitten Eltern, wenn ihr Kind in das erste Stadium des Verlaufmodells (Phase der Stagnation) eintritt.Mit ca. 6 bis 18 Monaten beginnt die motorische Entwicklung zu stagnieren. Außerdem wird der Kopfumfang nicht größer bzw. die Zunahme des Kopfumfanges stagniert. Zudem lässt die Aufmerksamkeit und die Aktivität der Mädchen nach. Eltern berichten, dass ihr Kind in diesem Stadium plötzlich aufhörte zu Spielen oder all die Dinge nicht mehr tat, die es zuvor getan hatte. Hatte ein Kind beispielsweise schon Laufen gelernt, nutztte es nun in keiner Situation mehr das Krabbeln. Auch vermeiden die Kinder den direkten Blickkontakt. Diese Phase kann einige Monate andauern.  Im zweiten Stadium (Regressionsphase), das zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr für einige Wochen oder Monate anhält, gehen bereits erworbene Fähigkeiten (funktioneller Gebrauch der Hände, Sprache) verloren, eine allgemeine Rückentwicklung wird beschrieben. Außerdem tauchen die typischen Handbewegungen  (waschende, wringende und klatschende Bewegungen) auf. In dieser Phase wirken die Mädchen autistisch. Sie sind sozial und emotional in sich zurückgezogen, isoliert, können wenig Kontakt zu ihrer Umwelt aufnehmen und verfallen zudem in plötzlich auftretende Schreiphasen. Durch Beschreibungen dieser Kinder seitens der Eltern, nimmt man an, dass die Mädchen in diesem Stadium die Fähigkeit verlieren, Situationen als Ganzes zu erfassen, Reize in Beziehung zueinander zu setzen. Lindberg spricht in diesem Zusammenhang von Störungen der sensorischen Perzeption und Integration. „Die Signale aus ihrem eigenen Körper und von der Außenwelt scheinen sie zu überwältigen und zu verwirren, anstatt ihnen sinnvolle Informationen zu übermitteln.“ (Lindberg, S. 20)   So wirken sie verstört und geängstigt bei jeder Veränderung in ihrer Umwelt. Eine Mutter beschreibt das so: „(...) Sie fürchtete sich vor allem – Geräusche, Fremden, Wasser und überhaupt vor allen möglichen Veränderungen. Wenn sie sich erschreckte, begann sie zu schreien, hysterisch und untröstlich. Wenn man versuchte, sie aufzunehmen, blieb sie verzweifelt und versuchte mit Gewalt loszukommen. Sie konnte auch nicht mehr auf einem Stuhl sitzen, sie musste auf dem Boden essen. Nur im Bett und mit ihrer Puppe fühlte sie sich sicher.“ Andere Elternberichte: „Sie hörte von einem Tag zum anderen auf zu greifen – wenn man ihr einen Löffel in die Hand gab, tat sie so, als ob der heiß wäre.“ „Sie begann zu erbrechen während dem Essen – es schien als ob sie das Essen in ihrem Mund nicht spüren könnte und war überrascht, wenn es den Hals hinunterrutschte.“ (zit. nach Lindberg, 1991).  Das Gangbild der Mädchen die laufen können, wird unsicher. Überhaupt wird die Grobmotorik unkoordiniert und mit abrupten Bewegungen. Im dritten Stadium (Jantzen 1998 nennt es die „pseudostationäre Phase), dass vom Vorschulalter bis ins Teenageralter dauern kann, beginnen die Mädchen ihre ihnen verbliebenen Fähigkeiten langsam wieder zu nutzen, ein Kontakt zur Umwelt wird wieder aufgebaut, so dass die Kinder nun nicht länger autistisch wirken. Die Entwicklung stabilisiert sich leicht, allerdings verstärken sich die Handstereotypien. Die Rumpfataxie [Ataxia griech. = Unordnung; Störung der Bewegungsabläufe und der Haltungsinnervation mit Auftreten unzweckmäßiger Bewegungen infolge gestörter funktioneller Abstimmung der entsprechenden Muskelgruppen. dtv Wörterbuch Medizin] ist nun deutlich, Anfälle treten häufig auf, sowie Skoliose. Darüber hinaus wird von Gewichtsverlust gesprochen. In der vierten Phase, in die die Mädchen erst nach vielen Jahren gelangen, ist eine weitere Verbesserung im kognitiven Bereich zu erkennen. Kommunikation ist verstärkt möglich, zwar kaum über  Lautsprache, dennoch über gezielten Blickkontakt. Die epileptischen Anfälle gehen in ihrer Häufigkeit zurück. Eine deutliche Verschlechterung ist im Bereich der Orthopädie und Motorik auszumachen. Hier zwingen Skoliose, Abmagerung, Schwäche und Spastizität die Mädchen meist zur Immobilität. Es ist für Eltern und Pädagogen nicht selten schwer festzustellen, in welchem Stadium die Mädchen sich befinden.  Zwei gleichaltrige Mädchen können so unterschiedlich in ihrem Entwicklungsstand sein, dass es schwer zu glauben ist, dass sie unter den Bedingungen des gleichen Syndroms leben. Die Diagnose Rett-Syndrom kann mit Sicherheit erst gestellt werden, wenn die Mädchen etwa fünf Jahre alt sind. Bis dahin werden häufig Fehldiagnosen, etwa frühkindlicher Autismus, von den Kinderärzten gestellt.  In der gängigen Literatur zum Rett-Syndrom heißt es, die Mädchen würden, bezüglich der Intelligenz, kaum über einen Entwicklungsstand von Einjährigen hinwegkommen, bzw. sich auf der ersten bis zweiten Entwicklungsstufe nach Piaget befinden. Barbro Lindberg hat allerdings in ihren Studien beobachtet, dass die Mädchen die Stufe des präoperationalen Denkens erreichen. Die Annahme, Mädchen unter den Bedingungen des Rett-Syndroms seien schwer geistig behindert, muss wohl mit dem fortschreitenden Wissen über die Entwicklungspsychologie dieses Syndroms, immer mehr differenziert werden. Aufgrund von Elternberichten und Erfahrungen und Beobachtungen durch Pädagogen wird davon ausgegangen, dass „(...) die Mädchen „mehr“ verstehen, als ihnen unmittelbar anzumerken ist.“ (Jantzen 1998). Zur Lebenserwartung liegen noch keine epidemologischen Studien vor. Da das Syndrom erstmalig 1966 beschrieben wurde wundert das nicht. Die Forschung geht allerdings davon aus, dass die Lebenserwartung bei Frauen mit Rett-Syndrom nicht geringer als normal ist.

Risikozuschlag der privaten Krankenversicherer

1. Der Krankenversicherer kann bei einer Änderung der Tarife wegen einer Verminderung des Beihilfeanspruchs einen Risikozuschlag nicht erheben,wenn der ursprüngliche Versicherungsvertrag einen Risikozuschlag nicht vorsah. 2. Auf eine abweichende, vom VN unterschriebene Vereinbarung kann sich der Versicherer nach Treu und Glauben nicht berufen. 3. Der Versicherer ist nicht berechtigt, bei einem wegen der Verminderung des Beihilfeanspruchs erforderlich werdenden Zusatztarif das nunmehrige. Alter des VN als Eintrittsalter zugrunde zu legen. (OLG München, Urteil vom 30.11.1999)

Rolle

Divergenztheorem der Gruppendynamik wenn mehre Personen über einen längeren Zeitraum zusammen sind, differenzieren sich verschieden Rollen. Rollenverhalten wird durch Erwartungen und Ansprüche anderer geprägt. Formelle Rollen Positionsspezifische (formelle) Erwartungen sind durch schriftliche Gesetzestexte und Erlasse definiert. Sie beschreiben das Berufsbild und die damit verbundenen Rechte und Pflichten eines Arztes. Informelle Rollen (=Personenspezifische) zufällige Rollen Durch eigenes Verhalten werden Erwartungen induziert (z.B. Klasenbester, Klassenclown). Erworbene Rolle veränderliche Rolle, kann formell u. informell sein (Beipiele s.o.). zugeschriebene Rolle läßt sich nicht willentlich verändern (z.B. Alter, Geschlecht) Rollenkonflikte entstehen aufgrund divergierender Erwartungen die durch die Rollen entstehen. Man unterscheidet zwischen Interrollenkonflikten entstehen, wenn die Erwartungen zwischen den Rollen nicht vereinbar sind, z.B. wenn der Vater seinen eigenen Sohn als Lehrer unterrichtet. Intrarollenkonflikte entstehen, wenn innerhalb einer Rolle verschiedene Verhaltensweisen unvereinbar werden. (Ein Arzt, der seinen eigenen Patienten begutachten soll). Rollensektor ist der Bereich, in dem bestimmte Erwartungen gestellt werden (Krankenhaus für den Arzt) Rollensequenz ist die Abfolge verschiedener Rollenerwartungen (Arzt, Vater, Ehemann) Rollenkonformität Erwartungen wird entsprochen (Arzt im weißen Kittel) vs. Rollenabweichung Erwartungen wird nicht entsprochen (Arzt im Overall). Rollenidentifikation ist völliges Aufgehen in der Rolle vs. Rollendistanz Rollenträger stellt sein Handeln in Frage.

Rückenmark

Das Rückenmark ist das zentrale Nervenbündel, das die Information von und zum Gehirn und in den Körper bringt. Es ist beim Erwachsenen mittlerer Größe ca. 45 cm lang und verläuft im Wirbelkanal der Wirbelsäule, die durch 30 Wirbel : 7 Hals-(cervikal-), 12 Brust-(thorakal-), 5 Lenden-(lumbal-), 5 Kreuz-(sacral-) und 1-2 Coccygealsegmente gebildet wird. (C1 und C2 sind die ersten beiden Halswirbel, T8 ist der 8. Brustwirbel.

Ruhemembranpotential der Zelle

Ein Ruhemembranpotential findet sich in allen lebenden Zellen. Dabei handelt es sich um eine elektrische Potentialdifferenz (Spannungsdifferenz) aufgrund einer ungleichen Ionenverteilung zwischen der intrazellulären Flüssigkeit (IZF) und der extrazellulären Flüssigkeit (EZF). Die dafür verantwortlichen Ionen sind v.a. Na+ (Natrium), K+ (Kalium) und Cl- (Chlorid). Bei Muskel- und Nervenzellen beträgt die elektrische Potentialdifferenz je nach Zelltyp 50-100 mV (Silbernagel 1991). Die Plasmamembran von Zellen besteht aus einer Lipiddoppelschicht mit darin ein- oder aufgelagerten Proteinmolekülen, welche als Ionenkanäle die Interaktion der Zelle mit ihrer Umgebung kontrollieren. Interessant für die vorliegende Arbeit sind solche Proteine, welche das neuronale Membranpotential aufrechterhalten und diejenigen, welche die vorübergehende Änderung des Potentials während der Signalübertragung regulieren. Die ungleiche Ionenverteilung zwischen IZF und EZF kommt dadurch zustande, daß nur wenige Kationen und Anionen die Membran-lipidschicht ungehindert (passiv) passieren können, da die Lipiddoppelschicht für die meisten Ionen impermeabel d.h. undurchlässig ist. Allerdings werden durch aktiven Transport, also unter Energieverbrauch, laufend Na+-Ionen aus der Zelle und K+-Ionen durch Transportproteine (Carrier) in die Zelle gepumpt (= Natrium-Kalium-Pumpe). Somit ist die Konzentration von Na+ im Zellinneren ca. 20mal niedriger als außen. Die Konzentration von K+ ist dagegen im Inneren rund 35 mal höher als außen. Ein elektri-scher Ladungsunterschied zwischen IZF und EZF entsteht durch die Aktivität der Na+-K+-Pumpe jedoch vorerst noch nicht. Für K+ ist die Membran der ruhenden Zelle über passive Ionenkanäle, d.h. ohne Energieverbrauch, viel besser durchlässig als für Na+. Deshalb diffundieren K+-Ionen aufgrund des hohen Konzentrationsunterschiedes von der IZF zur EZF zurück. Diese passive Rückdiffusion von K+ führt nun wegen der positiven Ladung dieser Ionen zu einer 'Ladungsverzerrung' bzw. Potentialdifferenz, wobei das Zellinnere negativer wird als das Zelläußere. Es entsteht ein K+-Diffusionspotential, welches so lange ansteigt, bis der weitere K+-Ausstrom durch das steigende elektrische Potential ver-hindert wird. Im Ruhezustand ist die Zellmembran auch für Chlorid-Ionen (Cl- ) relativ gut durchlässig. Da die EZF aufgrund des K+-Diffusionspotentials positiv ist, wird das Cl- entgegen seinem chemischen Gradienten (in der IZF befinden sich wesentlich weniger Cl--Ionen als in der EZF) aus der Zelle hinausgetrieben, bis dieser chemische Gradient so groß ist, daß er dem weiteren Cl--Auswärtsstrom entgegenwirkt. Das bei diesen Prozessen entstehende Gleichgewichtspotential für K+ und Cl- entspricht in etwa dem Ruhemembranpotential der Zelle. Dabei ist die IZF um etwa 90 mV negativer als die EZF. Wie bereits erwähnt, weisen alle lebenden Zellen ein Ruhemembranpotential auf. Doch nur die erregbaren Zellen wie Nervenzellen und Muskelzellen besitzen die Fähigkeit, die Io-nenleitfähigkeit auf einen Reiz hin zu verändern, was wesentliche Potentialveränderungen zur Folge hat (Silbernagel 1991). Nervenzellen sind darauf spezialisiert, Veränderungen des Membranpotentials für die Übertragung und Verarbeitung von Information zu nutzen (Spitzer 1996).

 

S     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

SAE Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE, Mikrovaskuläre Enzephalopathie)  

 

Sadomasochismus

Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung.

saisonal abhängigen Depression (SAD)

Der immer wiederkehrende saisonale Rhythmus (Beginn des Auftretens der Befindlichkeitsstörung regelmäßig zwischen Anfang Oktober und Ende November und Abklingen der Beschwerden regelmäßig zwischen Mitte Februar und Mitte April) zusätzlich zur depressiven Verstimmung Symptome wie erhöhtes Schlafbedürfnis, verbunden mit morgendlicher Müdigkeit, Verlangen nach Kohlehydraten und Gewichtszunahme Bei einigen Patienten stehen die körperlichen Beschwerden im Vordergrund, hier besonders die verminderte Energie und nicht so sehr die ebenfalls auftretende Verstimmung.

Scham

Scham signalisiert eine Diskrepanz zwischen Ich und Ich-Ideal. Dieses Ich-Ideal kann als die fantasierte Erwartung durch das „Auge des Anderen" interpretiert werden, das auf die eigene Person gerichtet ist. Beim Schamgefühl wird eine generelle, interne Ursache als Auslöser attribuiert; es bezieht sich auf Merkmale und Eigenschaften, welche die Person als Ganzes betreffen. Das Ausdrucksverhalten manifestiert: Das als mangelhaft empfundene Selbst soll vor den kritisch-verachtenden Blicken eines wichtigen Anderen verborgen werden. Scham reguliert das Verhältnis zwischen Individuum und sozialer Umgebung und kann sowohl zur vermehrten Anpassung als auch zur verstärkten Autonomie motivieren . Wurmser bezeichnet deshalb die Scham als „Wächter des Selbst". Obwohl das „Verbirg Dich!" die dominierende Selbstinstruktion ist, die ans Gegenüber appelliert „Laß mich in Ruhe!", signalisiert das auffallende Erröten einen anderen Aspekt, nämlich das Motiv, die Beziehung aufrechtzuerhalten. Moser u. von Zeppelin fassen die beiden Aspekte in folgende Formel: „Scham signalisiert eine Selbstveränderung gemäss der vermuteten Intention des Objektes. ‘Ich weiss, daß etwas nicht gut ist, aber bleibe bei mir und verachte mich nicht’. Durch das Schamsignal wird das Objekt gezwungen, sein Verhalten zu ändern und zu warten, bis eine neue Form von Selbstdarstellung gefunden ist"

Schizoaffektive Störungen  

Episodische Störungen, bei denen sowohl affektive als auch schizophrene Symptome auftreten, aber die weder die Kriterien für Schizophrenie noch für eine depressive oder manische Episode erfüllen.   Parathyme psychotische Symptome bei affektiven Störungen rechtfertigen die Diagnose einer schizoaffektiven Störung nicht.

Scharlatanerie

Der beste und umfangreichste Führer durch Scharlatanerie und Quacksalberei und zur aufgeklärten Entscheidung bezüglich therapeutischer Verfahren ist  Quackwatch. Auf Deutsch (Übersetzung aus dem amerikanischen durch saarländische Nervenärzte)unter http://neuropsychiater.org/quackw.htm im Internet zugänglich.

Schizophrenie

Die schizophrenen Störungen sind im allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet. Die Bewußtseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive Defizite entwickeln können. Die wichtigsten psychopathologischen Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn oder das Gefühl des Gemachten, Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen, Denkstörungen und Negativsymptome. Der Verlauf der schizophrenen Störungen kann entweder kontinuierlich episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein, oder es können eine oder mehrere Episoden mit vollständiger oder unvollständiger Remission auftreten. Die Diagnose Schizophrenie soll bei ausgeprägten depressiven oder manischen Symptomen nicht gestellt werden, es sei denn, schizophrene Symptome wären der affektiven Störung vorausgegangen. Ebensowenig ist eine Schizophrenie bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während eines Entzugssyndroms zu diagnostizieren. Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache, katatone Symptome fehlen entweder oder sind wenig auffallend. Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache, katatone Symptome fehlen entweder oder sind wenig auffallend.   Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von den im Vordergrund stehenden psychomotorischen Störungen, die zwischen Extremen wie Erregung und Stupor sowie Befehlsautomatismus und Negativismus alternieren können. Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden. Episodenhafte schwere Erregungszustände können ein Charakteristikum dieses Krankheitsbildes sein. Die katatonen Phänomene können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand mit lebhaften szenischen Halluzinationen verbunden sein.

Hebephrenie ist eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden.

Schizotype Störung 

Eine Störung mit exzentrischem Verhalten und Anomalien des Denkens und der Stimmung, die schizophren wirken, obwohl nie eindeutige und charakteristische schizophrene Symptome aufgetreten sind. Es kommen vor: ein kalter Affekt, Anhedonie und seltsames und exzentrisches Verhalten, Tendenz zu sozialem Rückzug, paranoische oder bizarre Ideen, die aber nicht bis zu eigentlichen Wahnvorstellungen gehen, zwanghaftes Grübeln, Denk- und Wahrnehmungsstörungen, gelegentlich vorübergehende, quasipsychotische Episoden mit intensiven Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen, meist ohne äußere Veranlassung. Es läßt sich kein klarer Beginn feststellen; Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.

Schlaf-Apnoe-Syndrom

Es handelt sich um nächtliche Atemregulationsstörungen. Die wichtigsten Symptome sind neben erhöhter Tagesmüdigkeit und zwanghaften Einschlafattacken das laute Schnarchen nachts, das aber plötzlich von einer Atempause gefolgt, die wiederum von einem fast "explosionsartigen" Schnarchton begleitet wird, mit dem alles von vorne beginnt. Das laute Schnarchen ist vor allem eine Zumutung für die anderen, die Atempause eine Gefahr für den Betroffenen (und oft eine Schreck-Minute für den Partner, der "an das Schlimmste denkt"). Solche immer wieder auftretenden Atem-Stops können zu regelrechten Erstickungsanfällen und einer damit durch das Gehirn notfallmäßig ausgelösten "Weckreaktion" führen. Die Folgen sind langfristig verhängnisvoll: Der Patient findet zum einen keinen erholsamen Tiefschlaf und erreicht immer nur oberflächliche Schlafstadien. Noch gefährlicher aber ist die ständige Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr für das Gehirn. Das Ersterkrankungsalter liegt meist in der zweiten Lebenshälfte. Männer, oft mit beträchtlichem Übergewicht, sind häufiger betroffen als Frauen.

Schlaftrunkenheit

Schlaftrunkenheit (Aufwachen im Verwirrtheitszustand)kommt am häufigsten bei Säuglingen und Kleinkindern, gelegentlich aber auch bei Erwachsenen vor. Die Episoden werden oft durch heftiges Schreien und wilde Bewegungen eingeleitet. Der Schlafende macht den Eindruck, als sei er wach, wirkt äußerst verwirrt und aufgeregt und weist alle Versuche des Tröstens oder der Beruhigung energisch zurück. Es ist sehr schwer, Schlafende während einer parasomnischen Episode aufzuwecken. Die Schlaftrunkenheit kann bis zu einer halben Stunde anhalten und klingt in der Regel ab, wenn die Erregung nachläßt. Am Ende der Episode wacht der Schlafende kurz auf und schläft anschließend sofort wieder ein.

Schlafwandeln

Diese Aufwachstörung kommt vor allem bei älteren Kindern vor. Die Ausdrucksformen reichen von einfachen Handlungen, wie das Verlassen des Bettes und Umherwandeln im Schlafzimmer, bis zu komplexen Handlungsabläufen, bei denen die Betroffenen in der Wohnung umhergehen oder sogar ins Freie laufen. Manche Schlafwandler sprechen zudem im Schlaf, wenn auch in sehr unverständlicher Weise. Es kommt auch vor, daß Schlafwandler äußerst komplizierte Handlungen ausführen, die zweck- und zielgerichtet erscheinen, aber ohne bestimmte Absicht erfolgen. Während des Schlafwandelns stellen sie z. B. Möbel um. Obwohl sich Schlafwandler in der Regel nicht verletzen, sollten zur Vorbeugung bestimmte Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. In den meisten Fällen liegen weder körperliche noch psychiatrische Störungen vor, so daß kein eigentlicher Behandlungsbedarf besteht. Gewöhnlich läßt das Schlafwandeln mit zunehmenden Alter nach und klingt schließlich ganz ab. Nur in seltenen Ausnahmen setzt es sich vom Kindes- bis ins Erwachsenenalter fort oder tritt in dieser Altersphase überhaupt erst in Erscheinung.

nach ICD  10: Schlafwandeln

aus dem Tiefschlaf heraus auftretendes Umhergehen während des Schlafs

meist starre Mimik, wenig Reagibilität auf Außenreize, erschwerte Erweckbarkeit

bei Verlassen des Schlafraumes (oder des Hauses) beträchtliches Verletzungsrisiko

extrem selten auch fremdaggressive Handlungen

Triggerung durch z.B fiebrige Erkrankungen, psychischen Stress, Alkohol, Lärm

wenige Minuten nach Erwachen von der Episode keine psychische Beeinträchtigung mehr nach gelegentlicher kurzfristiger Desorientierheit

Amnesie nach dem Aufwachen (direkt nach der Episode oder am Morgen)

Auftreten meist im ersten Drittel des Nachtschlafs

Schlafterror

Schlafterror ist eine extrem dramatisch verlaufende Aufwachstörung, die für die Familienangehörigen besonders belastend ist. Zu Beginn der Episoden fahren die Betroffenen häufig mit einem gellenden Schrei aus dem Schlaf und zeigen deutliche Anzeichen von Angst (Pupillenerweiterung, schnelle Atmung, Herzrasen, Schwitzen und Erregung). Es kommt vor, daß sie plötzlich aus dem Bett springen, im Zimmer umherlaufen oder aus dem Haus stürzen. In diesem Zustand der Raserei können sie sich selbst oder andere verletzen. Wer Zeuge solcher Episoden wird, ist über die extremen Äußerungen entsetzt und erschüttert. Die Betroffenen hingegen erleben sie nicht bewußt und haben nach dem Aufwachen keine Erinnerung an die Ereignisse. Im Gegensatz zu Alpträumen enstehen während der Episoden des Schlafterrors keine lebhaften Traumbilder.

Schlaflähmung

Schlaflähmung ist durch eine beim Aufwachen auftretende Bewegungslosigkeit charakterisiert, die meistens direkt im Anschluß an einen Traum einsetzt. Das Gefühl der Lähmung erstreckt sich auf die gesamte Skelettmuskulatur mit Ausnahme der an Atmung und Augenbewegungen beteiligten Muskeln. Hypnagoge Halluzinationen und Schlaflähmung treten auch zusammen auf und kommen besonders häufig bei Narkolepsie vor. Sie können allerdings auch bei hohem Schlafmangel in Erscheinung treten. Aus medizinischer Sicht sind sie ungefährlich, können aber psychisch äußerst belastend sein.

Schlaganfall

Ischämische Insulte werden eingeteilt in:

a)      transitorische ischämische Attacken, darunter versteht man fokale neurologische Funktionsstörungen die sich innerhalb von 24 Stunden vollständig zurückbilden. Sie müssen immer ein Anlaß sein prophylaktisch nach behandelbaren Ursachen zu suchen.

b)        Progrediente (oder fluctuierende) Insulte, über Stunden oder Tage nehmen die Ausfälle an Schwere und Ausmaß immer mehr zu.

c)          Vollendete oder komplette Infarkte, mit stabilem Defizit oder teilweiser Rückbildung, der Begriff beinhaltet keine Aussage über das Ausmaß des neurologischen Defizits.

 

Infarktmuster

Äthiologie

Risikofaktoren

Mikroangiopathie

 

 

Lakunäre Infarkte

 

 

1) Einzelne

Lipohyalinose

Diabetes m., Hypertonus

 

Arterio-arterielle Embolie

Diabetes m., Hypertonus, Hypercholesterinämie

 

kardiale Embolie

1)Vorhofflimmern

2) andere kardiale Quellen

2.)Multiple

Lipohyalinose,

Hypertonus,

 

kardiale Embolie

1)Vorhofflimmern

2) andere kardiale Quellen

Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie

Lipohyalinose

Diabetes m., Hypertonus

Makroangiopathie

 

 

Teritorialinfarkt

kardiale Embolie

1)Vorhofflimmern

2) andere kardiale Quellen

 

Arterio-arterielle Embolie

1)Karotisstenose

2)Aortenarteriosklerose

Hypertonus

Diabetes m

Hypercholesterinämie

 

Dissektion

Trauma

Infektion

 

lokale Thrombosen

Gerinnungsstörungen, lokale Arteriosklerose, Vaskulitis, Drogen

hämodynamisch induzierte Infarkte

extrakranielle Stenosen

intracranielle Stenosen

Dissektion

Hypertonus, Diabetes, Hypercholesterinämie, Traumen

 

Kardiale Emboliequellen

häufige Ursachen

seltenere und nicht eindeutig gesicherte Ursache

ideopathisches Vorhofflimmern

nicht bakterielle Endokarditis

sick- sinus-Syndrom

Myxom

akuter Myokardinfarkt

Mitralklappenvorfall

linksventrikuläres Aneurisma

anderer Arhythmien

Kardiomyopathie

länger zurückliegender Herzklappenersatz

Herzklappenkrankheit

Mitralringverkalkung

Vorhofseptumaneurisma

 

infektiöse Endokarditis

 

offenes Foramen ovale

 

 

Schlaganfallrisikofaktoren:

Risikofaktor

Relatives Risiko (x-fach)

Prävalenz (%)in der Bevölkerung

 

Arterielle Hypertonie

4-5

25-40

 

Herzkrankheiten (nicht spezifiziert

2-4

10-20

 

Ideopathisches Vorhofflimmern

6-10

5

 

Diabetes mellitus

2-3

4-8

 

Alkohol

1-4

30-40

 

Hyperlipidämie

1-4

6-20

 

Zigarettenrauchen

2-4

20-40

 

Karotisstenose

 

 

 

-symptomatisch

1-3

3

 

-asymptomatisch

3-5

2

 

 

 

Schmerz akuter

Die Funktion des Schmerzes ist, auf eine vorhandene oder drohende Gewebsschädigung oder auf eine potentielle gefährliche Reizsituation hinzuweisen.   Dementsprechend erscheint beim chronischen, benignen Schmerz die Annahme einer ausschließlich schützenden Funktion erst einmal problematisch. Eine schützende Funktion des chronischen Schmerzes kann anhand der Gate-control-Theorie des Schmerzes dennoch erwogen werden. In dieser Theorie wurde zum ersten Mal betont, daû der Schmerz nicht ausschließlich eine physiologische, sondern auch eine psychologische Dimension hat. Die physiologische Dimension des Schmerzes besteht aus einem neuronalen (Aufnahme, interneuronale Modulation, Leitung und Dekodierung des Reizes im ZNS), einem vegetativen (z. B. Blutdruckanstieg) und einem motorischen Aspekt (z. B. Antwort auf Schmerz wie z. B. Flucht).Die psychologische Dimension enthält kognitive (z. B. Gedanken zur möglichen Ursache und eigenen Möglichkeiten zur Schmerzstillung) und affektive Aspekte (z. B. das emotionale Erleben). Die psychologische nimmt modifizierenden Einfluß auf die physiologische Dimension und ist für das Schmerzverhalten von entscheidender Bedeutung. Die emotionale Dimension kann bei langer Dauer der Schmerzen immer mehr ins Zentrum rücken und auch kognitive Aspekte prägen (z. B. Hoffnungslosigkeit, Passivität angesichts der fruchtlosen eigenen und ärztlichen Bemühungen, den Schmerz zu bekämpfen). Die emotionale Dimension ist dabei vom Erfolg der durchgeführten Behandlung abhängig.

Dimensionen des Schmerzes :

die Lokalisation und die eventuelle Ausstrahlung;

die Intensität (sinnvollerweise auf einer 10 cm visual-analog Skala) dokumentiert

die Qualität (d. h. Schmerzbeschreibung in Worten des Patienten und anhand von standardisierten Instrumenten, wie McGillPain-Questionnaire);

der Zeitpunkt des Auftretens (z. B.nachts o. ä.) und der Verlauf (d. h.ständig ohne schmerzfreie Perioden, fluktuierend);

Umstände, unter welchen der Schmerz auftritt;

was den Schmerz verstärkt bzw.lindert und

der Zusammenhang mit allfälligen anderen Beschwerden.

Bei vorwiegend organisch bedingten Schmerzen lassen sich die genannten Aspekte problemlos erfassen und entsprechen unserem Verständnis über die Anatomie und Physiologie (Radanov in Orthopäde 1998 ´ 27:846-853  Springer-Verlag 1998)

Spontane Subarachnoidalblutung (SAB)

Schuldgefühle

Schuldgefühle werden wie Schamgefühle auf interne Ursachen attribuiert, aber im Gegensatz zu letzteren betreffen sie nicht globale, sondern spezifische Merkmale der Person. Schuldgefühle resultieren aus wahrgenommenem eigenen Vergehen  und beziehen sich typischerweise auf Verhalten bzw. auf unterlassenes Verhalten. Schuldig fühlen sich Menschen, wenn sie eine Regel oder Norm verletzt haben. Im nonverbalen Ausdruck vermischen sich Zeichen von Kummer, Sorge, Angst und Unterwerfung. Damit signalisieren Schuldgefühle auch die Unterordnung unter die Regeln und Normen einer sozialen Gemeinschaft und drücken die Absicht aus, den verursachten Schaden zu reparieren. Schuldgefühle motivieren zur Wiedergutmachung eines selbstattribuierten Vergehens und zur Wiederherstellung einer als gefährdet erlebten Beziehung . Reue, Wiedergutmachung, Sühne, Buße und Strafe sind häufig im religiösen   Rahmen ritualisiert.

Schuldzuweisungen

Läßt man ein komplexes Geschehen von zwei unabhängigen Personen schildern, so ergeben sich Unterschiede in der jeweiligen Akzentsetzung und Interpretation. Besonders extrem fallen solche Unterschiede aus, wenn die Berichterstatter in unterschiedlichen Rollen an den Geschehnissen beteiligt waren. Wünsche nach Kontrolle und Selbstwertschutz beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen Ereignisse darstellen. So werden andere Teilaspekte einer Episode berichtet, wenn Personen davon erzählen, wie sie jemanden geärgert haben, als wenn sie davon erzählen, wie sie geärgert wurden (Baumeister, Stilwell & Wotman, 1990).  Während beide Beteiligte das Verhalten des Gegenübers als eigentliches Problem darstellten, beschrieben sie ihr eigenes Verhalten im allgemeinen als situativ begründete und berechtigte Reaktion. Diese Differenzen können als selbstwertdienliche Verzerrungen interpretiert werden. Die Darstellung von Konfliktepisoden erfolgt anscheinend selbst in funktionierenden Partnerschaften in verzerrter und polarisierender Weise.

Schuldwahn

Der Kranke wähnt, er habe gegen Gott, die Gebote, eine höhere sittliche Instanz etc. gefehlt (Versündigungswahn) oder er habe gegen Gesetze verstoßen, Vertrauen mißbraucht etc.Es kann sich dabei um wahnhafte Einbildung handeln oder um eine von pathologischen Schuldgefühlen herrührende maßlose Über-Wertung von realen Verfehlungen oder Vergehen. Der Kranke fühlt sich schlecht und minderwertig, unverzeihlich und unrettbar verdammt und verstoßen. Es kann sich auch um eine Unterlassungsschuld handeln, z. B. sich nicht genügend um die Kinder gekümmert, selbst nicht rechtzeitig einen Arzt aufgesucht zu haben und ähnliches. Häufig sind ferner Selbstbezichtigungen wegen Onanie, Schwangerschaftsunterbrechung, sexueller Perversionen etc. Selten findet man eine Seinsschuld: Das Dasein als Mensch sei an sich schuldhaft oder man habe einen Auftrag im Leben, nämlich seine Selbstwerdung, versäumt. Im Gegensatz dazu Schuldgefühle: Der Kranke fühlt sich für eine Tat, für einen Gedanken oder für Wünsche verantwortlich, die seiner Ansicht nach vor einer weltlichen oder religiösen Instanz verwerflich sind.

Schulmedizin

Medizin die sich auf wissenschaftlich überprüfte Fakten stützt. Eigentlich ein unsinniger Begriff, der leider auch von Hochschulmedizinern gerne in den Mund genommen wird: In Wahrheit geht es um die wissenschaftliche Medizin, die sich selber ständig neu in Frage stellen muß, eine Eigenschaft, die sich beim Begriff "Schule" nicht unbedingt aufdrängt.

Schwäche

Unter Schwäche versteht man eine funktionelle Beeinträchtigung, die durch Training zumindest teilweise zu beheben ist. (Schaden ist eine strukturelle Beeinträchtigung).

Schwindel

Selbstbehauptungstraining

Selbstbehauptungstraining = Training der sozialen Kompetenz durch Rollenspiele, Modellernen und Verstärkung durch den Therapeuten („assertiveness training“). Die Vorgehensweise entspricht der systematischen Desensibilisierung. Allmählich werden immer schwierigere Verhaltensweisen eingeübt, die dem Probanden bisher Angst machten (z.B. fremde Menschen auf der Straße ansprechen und nach dem Weg fragen, alleine auf eine Party gehen, unbekannte Menschen des anderen Geschlechts zu einem Drink einladen, eine Rede vor vielen Menschen halten, etc. )

Selbstbeobachtung

Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder Belastungsfaktoren, indem sie ihre eigenen Gedanken, Gefühle, Beweggründe und Verhaltensweisen reflektiert und angemessen reagiert. Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren, indem sie gegensätzliche Affektzustande aufsplittert, wobei sie daran scheitert, die positiven und negativen Eigenschaften der eigenen Person und anderer in ein zusammenhängendes Bild zu integrieren. Weil ambivalente Affekte nicht simultan erlebt werden können, werden ausgeglichene Sichtweisen und Erwartungen über sich selbst und andere vom emotionalen Bewußtsein ausgeschlossen. Selbst- und Objektbilder wechseln dann zwischen entgegengesetzten Polen ab: ausschließlich liebevoll, stark, wertvoll, versorgend und freundlich - oder ausschließlich schlecht, verhaßt, ärgerlich, zerstörerisch, zurückweisend oder wertlos.

Selbsteinschätzungen des Gesundheitszustandes

Selbsteinschätzungen des Gesundheitszustandes werden im Kontext chronischer Erkrankungen als wichtige Determinanten gesundheitsrelevanten Verhaltens und des langfristigen Erfolgs medizinischer oder rehabilitativer Interventionen angesehen. Ärztliche Urteile und medizinisch-diagnostische Daten andererseits bestimmen Auswahl und Anwendung medizinischer Versorgungsleistungen. Bisher existieren kaum vergleichende Untersuchungen über die Zusammenhänge von Selbsteinschätzungen und ärztlichen Urteilen zum körperlichen Gesundheitszustand und zu ihrer prognostischen Relevanz. In einer Längsschnittstudie an 353 Patienten nach Herzinfarkt, PTCA und Bypass-Operation wurden medizinisch-diagnostische Daten, klinische Urteile und Selbsteinschätzungen des körperlichen Zustandes schriftlich zu vier Zeitpunkten erfaßt: zu Beginn und am Ende der Rehabilitation sowie ein halbes Jahr und drei Jahre nach dem kardialen Ereignis. In bivariaten Analysen zeigten sich konsistente Mittelwertunterschiede und nur schwache Zusammenhänge zwischen Arzt- und Patientenangaben zu Beschwerden, krankheitsbedingten Beeinträchtigungen und zum globalen Gesundheitszustand. Die Urteile von Klinikärzten wurden vor allem von den medizinisch-diagnostischen Befunden zur Schwere der Koronarsklerose und zur Schädigung des Herzmuskels beeinflußt. Die Selbsteinschätzung des körperlichen Gesundheitszustandes hingegen war konsistent über alle Meßzeitpunkte eng mit der psychischen Befindlichkeit korreliert und nicht mit medizinischen Befunden. Faktorenanalytisch ließen sich aus allen Indikatoren des Gesundheitszustandes von Herzpatienten vier stabile Dimensionen ermitteln: subjektives psychophysisches Befinden, körperliche Leistungsfähigkeit, Herzschädigung und Koronarprobleme. Die untersuchten Arzt- und Patientenurteile repräsentierten jeweils andere Dimensionen des Gesundheitszustandes. In einem multivariaten Vorhersagemodell konnte die besondere prognostische Relevanz der Dimension subjektives Befinden für den somatischen Krankheitsverlauf und die psychische Befindlichkeit 3 Jahre nach dem kardialen Ereignis aufgezeigt werden. Die Ergebnisse bestätigen, daß Selbsteinschätzungen der Patienten den Rehabilitations- und Krankheitsverlauf bedeutsam beeinflussen, daß sie jedoch im ärztlichen Urteilsprozeß kaum Berücksichtigung finden. Ärger, Optimismus, Selbstwirksamkeit und Soziale Unterstützung als Prädiktoren von Krankheitssymptomen von Herz- und Lungenpatienten Die Genesung von schweren Krankheiten wird auch durch personale und soziale Bewältigungsressourcen beeinflußt. Beziehungen zwischen Ärger, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Sozialer Unterstützung und Krankheitssymptomen wurden bei Herz- und Lungenpatienten untersucht. An einer Untersuchung nahmen 381 Herzpatienten und 245 Lungenpatienten aus Berlin teil. Varianzanalysen mit Messwiederholung und Regressionsanalysen erbrachten zum ersten Meßzeitpunkt zwei Prädiktoren von Krankheitssymptomen, nämlich Optimismus und Ärger. Zum zweiten Meßzeitpunkt wurden Optimismus und Soziale Unterstützung als beste Prädiktoren von Krankheitssymptomen identifiziert. Implikationen der Ergebnisse werden diskutiert, darunter auch ein LISREL Modell für die Vorhersage der Krankheitssymptome von Herz- und Lungenpatienten sowie ihrer Genesung im allgemeinen.

Selbstregulation

Selbstregulation, aufgefasst als eine Form der Handlungsregulation, beruht auf dem reflektierten und gesteuerten Zusammenspiel kognitiver und motivational-emotionaler Ressourcen einer Person. In der Literatur werden die verschiedenen kognitiven (inhaltliches Vorwissen, Wissen über Lernstrategien und metakognitive Fähigkeiten) und motivationalen Komponenten auch als Voraussetzungen selbstregulierten Lernens diskutiert, wobei der Stellenwert dieser Varablen je nach theoretischer Ausrichtung variiert.

selbsterfüllende Prophezeiung

Die durch Druck der Gesellschaft entstehende Rollenübernahme, an deren Ende eine veränderte Persönlichkeit der Stigmatisierten (Körperbehinderte, Junkies, Kriminelle, psychisch Kranke) steht, nennt Hohmeier 'unmittelbare Sozialisation'.Gemeint ist damit, daß bereits mit der Stigmatisierung ein Prozeß in Gang gesetzt wird, der einen Zwang zur Identifizierung mit der devianten Rolle bewirkt, der sogenannten 'self-fulfilling prophecy' (selbst erfüllende Prophezeiung). “Stigmatisierte übernehmen infolge des Konformitätsdrucks Verhaltensweisen, die man bei ihnen vermutet. Entsprechend paßt sich ihr Selbstbild mit der Zeit den Zuschreibungen sowie den Bedingung ihrer sozialen Situation an.” Diese Rollenübernahme vollzieht sich in der Sozialisation in verschiedenen Phasen. In der 'primären Sozialisation', während der Kindheit, werden die wichtigsten Bestandteile der Außenseiterrolle, durch Vermittlung kultureller und sozialer Wirklichkeit gelernt. Der Betroffene lernt, wie die Gesellschaft abweichendes Verhalten definiert.Die weitere Sozialisation vollzieht sich mittels Interaktion mit 'Normalen'. Durch die in Interaktionen enthaltenen Vorstellungen und Erwartungen an die Rolle des Stigmatisierten und durch die bereits erwähnten Elemente der Unsicherheit, wird der Betroffene ständig an sein 'Anders'-sein erinnert. Schließlich muß der Betroffene Kontakt zu einer Organisation aufnehmen, da er aufgrund seiner bestimmten Eigenschaft gezwungen ist, deren Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Dabei wird er die Rolle des Klienten annehmen müssen, was zu einer weiteren Stigmatisierung führt. Somit hat sich die Prophezeiung erfüllt.

Selbstverletzungsverhalten 

(nach Doris Neppert, Selbstverletzendes Verhalten bei Frauen Erklärungsansätze und Konsequenzen für die soziale Arbeit Diplomarbeit im Studiengang Sozialwesen an der Fachhochschule Kiel)

Auch  Automutilation, man versteht darunter das Zufügen einer Verletzung am eigenen Körper, die mit Gewebeschädigung einhergeht, wobei keine bewußte suizidale Intention vorliegt""Selbstverletzungsverhalten bezeichnet die wiederholte selbstzugefügte, direkte, körperliche Verletzung ohne suizidale Absicht. Am häufigsten ist Selbstverletzendes Verhalten in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter zu finden. 72 % gaben an, daß sie sich in die Haut schnitten, 35 % fügten sich Verbrennungen zu, 30 % schlugen sich, 22 % verhinderten die Wundheilung, 22 % zerkratzten sich schwer die Haut, 10 % rissen sich Haare aus und 8 % brachen sich Knochen (Favazza & Conterio, 286) Im englischen Sprachraum gibt es eine Vielzahl von Begriffen für diesen Symptomkomplex : self - injurious behavior (Winchel & Stanley), self - destructive behavior (Green), self - mutilation (Favazza) etc., sowie spezifische Bezeichnungen, wie deliberate self harm (Romans et al.), self - damaging (Lacey) self inflicted wounds, wrist cutting, wrist - slashing (Grunebaum & Klerman), self - wounding (Tantum & Whitakker), self-mutilation (Suyemoto & Macdonald) und self-cutting (Himber, Judith). Brodsky et al. 1995 60 Patientinnen der New Yorker Hospital - Payne Whitney Psychiatric Clinic interviewt, die 1992 aufgenommen wurden und die Diagnose Borderline Persönlichkeitsstörung hatten. 30 Patientinnen machten Angaben zu Selbstverletzendem Verhalten, 57% davon gaben an zwischen 1 und 10 mal in ihren Leben Selbstverletzungsepisoden gehabt zu haben, 43 % hatten zwischen 11 und 500 Episoden erlebt. (Brodsky, Beth S. & Cloitre, Marylene & Dulit, Rebecca A. : Relationship of Dissoziation to Self - Mutilation and Childhood Abuse in Borderline Personality Disorder in : Am.J.Psychiatry, 1995 (152 : 1788 -1792)) Von den 240 befragten Frauen mit Selbstverletzendem Verhalten in der Studie von Favazza und Conterio (Favazza, Armando R. & Conterio, Karen : Female habitual self-mutilators in : Acta. Psychiatr.Scand., 1989 (79 : 283 - 289)stereotype Selbstverletzungen wurden folgende Zahlen zur Häufigkeit gemacht:Die Hälfte gab an, sich über 50mal verletzt zu haben, 23% zwischen 25 und 50mal, nur 2% hatten sich nur einmal selber verletzt,Favazza & Conterio schätzten die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung auf 14 - 750 Personen, die sich selbst verletzen pro 100000 Einwohner, in der Altersgruppe zwischen 15 und 35 Jahren jedoch auf 1800 pro 100000 Einwohner.Bei einer weiteren Definition von Selbstverletzung (psychotische und schizophrene Erscheinungsformen sind mit inbegriffen) betrüge die Inzidenz laut Walsh und Rosen (Rosen, Paul M & Walsh, Barent D : Patterns of contagion in Self - Mutilation Epidemics in : Am.J.Psychiatry 1989 (146 : 656 - 658) zwischen 14 und 600 Fällen pro 100000 Einwohner pro Jahr in den angloamerikanischen Ländern. Am häufigsten kommt die Diagnose Borderline - Persönlichkeitsstörung gemeinsam mit Selbstverletzendem Verhalten vor, gefolgt von Eßstörungen, Störungen durch psychotrope Substanzen, sowie der Antisozialen Persönlichkeitsstörung, der Neurotischen Persönlichkeitsstörung und der Multiplen Persönlichkeitsstörung.Taiminen et al. beobachteten, daß Selbstbeschädigungen (im Original : "Deliberate - Self - Harm") in geschlossenen psychiatrischen Jugendstationen durch Ansteckung auch bei vorher nicht betroffenen Jugendlichen ausgelöst werden konnte. Sie sagen, daß der Großteil der auf diese Art angesteckten Selbstverletzungen als Kleingruppen – Ritus verstanden werden könne, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl herzustellen.

Vor allem bei einigen angeboren oder erworbenen Erkrankungen des Gehirns tritt die sogenannte stereotype Automutilation auf.  Lesch - Nyhan - Syndrom, das Cornelia de Lange - Syndrom, das Rett - Syndrom, Familiäre Dysautonomie, das Gilles - de - la - Tourette -Syndrome, verschiedene Chromosomenanomalien, chronische Enzephalitis, Neurosyphilis und Hirnschädigungen durch Drogen und andere schädigende Substanzen. Beim Lesch - Nyhan - Syndrom, z.B. sind die Selbstverstümmelungen sehr spezifisch : die Patienten (diese Krankheit wurde bisher nur bei Männern beobachtet) beißen sich repetitiv und anfallsartig in Zunge, Lippen und Fingerkuppen.  Versteckte Scham www.versteckte-scham.de/ Privates Austausch- und Informationsforum für SVV-ler und deren Angehörige und Freunde.

Sensibilitätsstörungen

Bewertung der Sensibilitätsstörungen: Nicht jedes Kribbeln ist ein Hinweis auf einen Schlaganfall. Fast nie ist es ein Hinweis auf Durchblutungstörungen an Armen und Beinen. Für die Beurteilung der hier erhobenen Befunde ist eine exakte Kenntnis der komplizierten physiologischen Hautinnerinnervationsverhältnisse (zentral, peripher und segmental ) unerläßliche Voraussetzung. Wie bei Lähmungen können auch Sensiblitätsstörungen ihre Ursache nicht nur in Schäden des Gehirns durch einen Schlaganfall haben, sondern auch in Schäden der peripheren Nerven. Wichtig ist hier für die Unterscheidung zunächst die genaue Feststellung in welchem Hautbezirk sich der Schaden feststellen läßt. Für diese Diagnostik sind die Befunde der Algesie (s.u.) und der taktilen Ästhesie von ausschlaggebender Bedeutung.  Zentral bedingte, also im Zusammenhang mit einem Schlaganfall stehende Sensibilitätstörungen haben eine typische Verteileung je nach Ort der Schädigung im Gehirn, ihre Verteilung ist diffuser als bei peripheren Nervenschäden, sie betrifft häufig eine ganze Gliedmaße oder eine ganze Körperhälfte.  Die Felderung von peripher bedingten Sensibilitätsstörungen wird durch zwei voneinander unabhängige Ordnungsprinzipien bestimmt: von der segmentalen, radikulären Gliederung (Dermatome) einerseits und von dem Verteilungsmuster der peripheren Nervenverästelungen andererseits. (hinzu kommt noch die besondere Verteilung bei Plexusläsionen). Radikuläre oder periphere Sensibilitätsstörungen unterscheiden sich vor allem durch die Topik des Ausfalles. Zur sogenannten Oberflächensensibilität gehört die Wahrnehmung Berührungs-, Schmerz- und Temperaturreize auf der Haut. Als besondere Leistung der Tiefensensibilität gelten das Bewegungs-, Lage- und das Vibrationsempfinden. Schließlich wird als Stereognosie die Fähigkeit bezeichnet, Gegenstände durch Betasten ohne Kontrolle durch das Auge zu erkennen. An der Stereognosie sind differenzierte (epikritische) Leistungen der Oberflächensensibilität und die Tiefensensibilität beteiligt

Taktile Ästhesie. Unabhängig vom Berührungsempfinden kann - besonders auch bei zerebralen Herden - das räumliche Unterscheidungsvermögen mehrerer Tastreize gestört sein.  Man kontrolliert den oberflächlichen Drucksinn der Haut, die Berührungsempfindung, mit leichten, streichenden Berührungen durch einen Wattebausch, eine Hühnerfeder, ein Holzstäbchen, den Glaskopf einer Stecknadel oder dergleichen. Die Prüfung mit der bloßen Fingerkuppe hat den Vorteil, daß der Untersucher selbst die Intensität der Druckentfaltung spüren kann. Was der Arzt auf diese Weise selbst als ,,gleich" wahrnimmt, sollte auch der Kranke so erkennen. Man muß  berücksichtgen, daß die verschiedenen Körperregionen unterschiedlich mit Sinnesorganen ausgestattet sind. Hände und Gesicht zeigen eine wesentlich größere Empfindlichkeit auf taktile Reize (bis 100 Druckpunkte/cm²) als Nasenrücken, Bauch, Rücken oder die Knie- und Ellenbogenstreckseiten (minimal etwa 5 Druckpunkte/cm²). Orientierend prüft man das Zahlenschrifterkennen, d. h. der Patient soll mit dem stumpfen Nadelende auf seine Haut geschriebene Zahlen ,,lesen" können

Zweipunktdiskrimination. Diese erlaubt eine quantitative Analyse der taktilen Ästhesie. Dies geschieht mit Hilfe des sog. Webersehen Tastzirkels, eines Zirkels mit rechtwinklig abgebogenen stumpfen Enden und einer Skala, welche die Abstände dieser Enden in Millimeter anzeigt. Bei einer Rarefizierung der Druckpunkte in der Haut wird der Mindestabstand der Unterscheidungsmöglichkeit zweier Berührungspunkte vergrößert. Normalerweise werden zum Beispiel an der Fingerkuppe zwei Punkte im Abstand von 3-5mm noch als differente Berührung empfunden.Wichtig ist immer auch der Vergleich mit der analogen Region der gesunden Seite  Als improvisierter Tastzirkel kann eine auseinandergezogene Büroklammer verwendet werden 

Algesie. Als Hyper-, Hyp- und Analgesie werden Steigerung, Abschwächung und Aufhebung des Schmerzempfindens bezeichnet. Die Schmerzempfindung wird vielfach mit einer Nadelspitze geprüft. Dies ist nicht immer zuverlässig, da die Nadelspitze in gewissen, wenig empfindlichen Körperregionen sehr wohl zwischen zwei Schmerzpunkten an die Haut angesetzt werden kann, wodurch dann eine Verminderung des Schmerzsinnes vorgetäuscht wird. Besser ist es, eine Hautfalte zwischen zwei Fingern mit den Nägeln zu klemmen, wobei man auch die Intensität des Reizes beim Vergleich mit einer gesunden Region annähernd dosieren kann.

Thermästhesie. Als Thermhyp- und Thermanästhesie werden Abschwächung und Aufhebung des Temperaturempfindens bezeichnet. Die Temperaturempfindlichkeit  prüft man mit Hilfe zweier Reagenzgläser oder besser zweier Metallgefäße, die man mit kaltem bzw. warmem Wasser füllt. Die Temperaturunterschiede sollten nicht zu groß sein, nur so, daß sie der Untersucher in seiner Hand deutlich empfindet (warm bis 30°C kalt bis 1O’C). Ganz pauschal und einfach ist auch die Prüfung mit dem kalten Metallteil des Reflexhammers im Gegensatz z.B. zum Holzgriff.

Vibrationsempfindung.  Störungen des Vibrationsempfindens nennt man Pallhyp- bzw. Pallanästhesie. Man setzt eine angeschlagene Stimmgabel (128 Schwingungenls) mit ihrem Fuße möglichst auf tastbare Skelettvorsprünge und / macht zur Kontrolle stets die Gegenprobe mit der nichtschwingenden Gabel.

Bewegungsempfinden wird geprüft an distalen Gelenken der Hände und Füße, wobei vom Untersucher die Endphalangen seitlich gefaßt und dann passive Beuge- und Streckbewegungen durchgeführt werden. Die Richtung der jeweils vollzogenen Bewegung hat der Patient dann anzugeben.

Lageempfinden wird geprüft dadurch, daß der Kranke mit geschlossenen Augen eine vom Untersucher an der Gegenseite vorgegebene Extremitätenhaltung nachzuvollziehen hat.

Stereognosie (Tasterkennen) wird geprüft durch verschiedene Münzen oder Schlüssel, Sicherheitsnadel usw., die dem Kranken in die Hohlhand gegeben werden und die er erkennen soll. Das Unvermögen hierzu wird als Astereognosie (besser: Stereoagnosie) bezeichnet.

bei der dissoziierten Empfindungsstörung ist nicht die gesamte Oberflächensensibilität gestört, sondern nur die Schmerz- und Temperaturempfindung bei erhaltenem Berührungsempfinden,. (besonders bei Rückenmarksläsionen)

 

Shaping

Shaping (engl. formen). Ein komplexes Verhalten wird nach und nach geformt, indem einzelne Teilschritte belohnt werden.

Sick Building Syndrom (SBS)

In den Massenmedien immer wieder interessant, weiterhin aber sehr umstritten in seiner Existenz. Am wahrscheilichsten handelt es sich um induzierte Somatoforme   Funktionsstörungen.  Der Begriff Sick Building Syndrom (SBS) geht davon aus, daß krankmachende Bedingungen eines Gebäudes existieren, die ein definiertes Syndrom bei den Menschen erzeugen können, die sich darin aufhalten. Das Syndrom bezieht sich somit auf die Gesundheit und das Wohlbefinden in bestimmten Gebäuden und wird eher mit Büro- als mit Wohngebäuden in Verbindung gebracht. Die krankmachenden Bedingungen wurden zusammenfassend von der Environmental Protection Agency dargestellt und entsprechen in dieser Form dem Trend der vorherrschenden Meinungen: Es sind: – eine inadäquate Ventilation im Gebäude, z.B. ein zu hoher Umluftanteil, – emittierte chemische Schadstoffe im Gebäude, z.B. leicht flüchtige organische Stoffe, – Kontaminationen mit Einflüssen von außerhalb des Gebäudes, z.B. Lärm, Abgase, – biologische Kontaminationen im Gebäude, z.B. über das Ventilationssystem, sowie – Interaktionen von inadäquater Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Beleuchtung im Gebäude. sind. Zusammenfassend werden von Mølhave und von Levine  folgende Symptome beim SBS hervorgehoben:

– sensorische Reizungen der Augen, der Nase und des Rachens als trockene, stechende, heftige Reizungsempfindungen und mit veränderter Stimme, – Hautreizungen als Rötungen der Haut, auch stechend und juckend sowie mit trockener Haut, – geistige Ermüdung, reduziertes Gedächtnis, Lethargie, Schwindel, geminderte Konzentration, Kopfschmerz, Beschwerden, die als neurotoxisch verursachte Symptome angesehen werden, – unspezifische Überreaktionen wie laufende Nase, tränende Augen, asthmoide Reaktionen, respiratorische Veränderungen, – unangenehme Geruchs- und Geschmacksempfindungen oder veränderte Empfindlichkeit in diesem Bereich. 

Das Syndrom wird mit Bürogebäuden in großen Städten, mit darin existierenden psychosozialen Bedingungen der Arbeit sowie mit psychodynamischen Bedingungen der im Gebäude Beschäftigten in Verbindung gebracht. Man nimmt an, daß die Symptome keineswegs bei allen Beschäftigten in den Räumen und auch nicht in übereinstimmender Form oder in gleicher Ausprägung auftreten. Das Syndrom ist also unspezifisch im Auftreten. Bei extremer Betonung der psychodynamischen Seite des Phänomens wird sogar von Massenhysterie beim SBS gesprochen. Siehe auch bei MCS

Signifikanzprüfung und relatives und absolutes Risiko

Zur Signifikanzprüfung von Häufigkeiten dient der Chi 2 - Anpassungstest für Alternativdaten (oder ähnliche Teste). Auch hier aber sagt das Signifikanzniveau nicht unmittelbar etwas über die Effektstärke aus, da es von der Fallzahl abhängt. Bei gegebener Signifikanz lässt sich hier die Effektstärke mit verschiedenen Parametern ausdrücken.Das relative Risiko ergibt sich als Quotient der absoluten Risiken [AR1=a/(a+b); AR2=c/(c+d)] der verglichenen Gruppen: RR=[a/(a+b)]/[c/(c+d)]. Die Schwäche dieses Kriteriums liegt darin, dass es nichts über die Größe der absoluten Risiken und damit nichts zur klinischen Relevanz aussagt. Ein RR von 33% kann einer Abnahme des absoluten Risikos AR von 3% auf 1% aber auch von 60% auf 20% entsprechen. Daß sich diese beiden Möglichkeiten in ihrer klinischen Relevanz unterscheiden, liegt auf der Hand, besonders dann, wenn in beiden Fällen der therapeutische Gewinn bei z.B. 5% der Kranken mit gravierenden Nebenwirkungen bezahlt wird. Die absolute Risikoreduktion umgeht dieses Problem; sie ergibt sich aus ARR=[c/(c+d)]- [a/(a+b)]; sie beschreibt den prozentualen Anteil der Patienten, die im Vergleich zur Kontrollbedingung von der zu prüfenden Intervention zusätzlich profitieren. Da die ARR von der spontanen Häufigkeit der Ereignisse abhängt, bewirkt eine geringe spontane Häufigkeit zwangsläufig eine kleine absolute Risikominderung. Diese Abhängigkeit von der spontanen Häufigkeit wird durch Verwendung der relativen Risikoreduktion RRR={[c/(c+d)]-[a/(a+b)]}/[c/(c+d)] umgangen. Die relative Risikoreduktion teilt aber die Schwächen des relativen Risikos.

Simulation

Diese Form des Verhaltens ist eigentlich selten im klinischen Alltag. Eine Simulation wird in der Regel in Situationen beobachtet, in welchen dem Patienten irgend ein Gewinn erwachsen kann (in finanzieller oder anderer Hinsicht). Eine Simulation ist weder klinisch noch testmäßig eindeutig nachzuweisen und kann allenfalls in besonders eklatanten Fällen aus einer Vielzahl klinischer Angaben und Beobachtungen abgeleitet werden. Hinweise für eine Simulation sind ein clowneskes oder theatralisches Verhalten, die Präsentation von ausschließlich schweren Symptomen oder eine sehr ungewöhnliche Kombination derselben sowie eine starke Suggestibilität, wobei der Patient jedes Symptom, nach welchem man ihn fragt, geradezu wahllos bestätigt. Simulierende Patienten neigen dazu, auch die sehr einfachen Fragen des Arztes zu wiederholen, sprechen häufig langsam, sind auch sonst zögerlich. Sie gebrauchen oft eine Fülle pseudoerklärender Adjektive und neigen zu vagen, nicht bindenden Antworten. Sie bieten oft widersprüchliche Symptome und weisen eine Diskrepanz zwischen den präsentierten und beobachteten Symptomen auf. (Radanov in Orthopäde 1998 ´ 27:846-853  Springer-Verlag 1998)

Sinus-cavernosus-Syndrom

Unilateriale Okulomotorius- und Aduzensparesen in Kombination mit Sensibilitätsstörungen im 1. Trigeminusast (N. ophthalmicus) weisen auf eine Erkrankung des Sinus cavernosus (Tumor/Metastase, großes Aneurysma der A. carotis interna, Sinusthrombose, entzündliche Infiltration) hin. Bei akutem Beginn und Zeichen einer Drainagestörung, wie venöse Stauung des Orbitainhalts mit Lid- und Bindehautschwellung sowie Protrusio bulbi, sind eine venöse Thrombose und/oder Fistel zwischen A. carotis und Sinus cavernosus anzunehmen. Bei letzterer pulsiert der Exophthalmus, wenn das Shuntvolumen groß ist. Fieber und Leukozytose deuten auf eine septische Thrombose mit der Gefahr einer Propagation nach intrakraniell hin. Bei aseptischer („blander") Thrombose bedroht die venöse Stauung den Visus. 

Sjögren-Syndom

verminderte Tränensekretion, chronische Polyarthritis, Xerostomie als zusätzliches Symptom, häufiger bei Frauen als bei Männern.

Somatoforme autonome Funktionsstörung

Die Symptome werden vom Patienten so geschildert, als beruhten sie auf der körperlichen Krankheit eines Systems oder eines Organs, das weitgehend oder vollständig vegetativ innerviert und kontrolliert wird, so etwa des kardiovaskulären, des gastrointestinalen, des respiratorischen oder des urogenitalen Systems. Es finden sich meist zwei Symptomgruppen, die beide nicht auf eine körperliche Krankheit des betreffenden Organs oder Systems hinweisen. Die erste Gruppe umfaßt Beschwerden, die auf objektivierbaren Symptomen der vegetativen Stimulation beruhen wie etwa Herzklopfen, Schwitzen, Erröten, Zittern. Sie sind Ausdruck der Furcht vor und Beeinträchtigung durch eine(r) somatische(n) Störung. Die zweite Gruppe beinhaltet subjektive Beschwerden unspezifischer und wechselnder Natur, wie flüchtige Schmerzen, Brennen, Schwere, Enge und Gefühle, aufgebläht oder auseinandergezogen zu werden, die vom Patienten einem spezifischen Organ oder System zugeordnet werden. Da-Costa-Syndrom, Herzneurose, Magenneurose, Neurozirkulatorische Asthenie, Psychogene Formen: Aerophagie, Colon irritabile, Diarrhoe,   Dyspepsie,  Dysurie,  erhöhte Miktionshäufigkeit , Flatulenz,   Husten,  Hyperventilation,  Pylorospasmen, Singultus 

Somatisierung

Der Begriff "Somatisierung" hat seine Wurzeln in psychoanalytischen Konzeptionen, wo er als ein Abwehrvorgang aufgefaßt wird, bei dem seelische Konflikte in Form körperlicher Symptome zum Ausdruck gebracht werden.Der Begriff "Somatisierung" wird  zumeist synonym mit dem Ausdruck "somatoform" verwendet.

Somatisierungsstörung

Patienten mit einer Somatisierungsstörung berichten über eine Vielzahl unterschiedlicher (multiple) Symptome, die zudem häufiger wechseln und die Aufmerksamkeit der betroffenen Person sich deshalb immer wieder neuen Körperbereichen zuwendet. Um die Diagnose einer "Somatisierungsstörung" stellen zu können, muß eine bestimmte Anzahl von Beschwerden aus unterschiedlichen Körperbereichen vorliegen. Im DSM-IV wird gefordert, daß mindestens acht Symptome aus einer Liste von 33 Symptomen berichtet werden. Darunter sollten mindestens vier Schmerzsymptome (z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Menstruationsbeschwerden), mindestens zwei gastrointestinale Beschwerden (z.B. Durchfall, Blähungen oder Übelkeit), mindestens ein pseudoneurologisches Symptom (z.B. Blindheit, Aphonie oder Sensibilitätsstörungen) sowie mindestens ein Symptom aus dem psychosexuellen Bereich (z.B. Erektionsstörung, sexuelle Gleichgültigkeit oder unregelmäßige Menstruation) sein. Für die Diagnosenstellung wird darüber hinaus gefordert, daß die Störung mindestens zwei Jahre besteht und die ersten Beschwerden bereits vor dem 30. Lebensjahr aufgetreten sind. Weiterhin sollten die Symptome die Lebensqualität des Patienten deutlich beeinträchtigen und wiederholte Arztkonsultationen nach sich gezogen haben.

Somatoforme Störungen

Somatoforme Störungen sind dadurch gekennzeichnet, daß die betroffenen Personen über einzelne oder mehrere (multiple) körperliche Symptome oder Beschwerden klagen, für die sich jedoch trotz adäquater medizinischer Diagnostik keine eindeutigen körperlichen Ursachen finden lassen (somatoform = zunächst eine somatische Erkrankung suggerierend, die jedoch in Wirklichkeit nicht besteht).Personen mit somatoformen Störungen stellen in nahezu allen Bereichen der Medizin (vor allem in der Inneren Medizin, Urologie, Gynäkologie, Orthopädie und Neurologie) einen bedeutsamen Anteil der Patienten dar. Es wird davon ausgegangen, daß bei jedem fünften Patienten, der wegen körperlicher Beschwerden einen Arzt aufsucht, keine eindeutigen organischen Ursachen für seine Beschwerden gefunden werden können.Aber auch in der Normalbevölkerung wurden in epidemiologischen Studien zur Auftretenshäufigkeit multipler körperlicher Beschwerden ohne eindeutige organische Ursache vergleichsweise hohe Prävalenzraten gefunden. Diese variierten jedoch je nach Studie zwischen 4,4% und 20%.Auch bei Kindern und Jugendlichen treten somatoforme Störungen bereits vergleichsweise häufig auf (vgl. Pfeiffer, Schröder & Lehmkuhl, 1997). Lieb, Mastaler & Wittchen (1998) fanden in einer Studie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (14-24 Jahre) eine Prävalenzrate von etwa 11%. Die Hälfte der befragten Jugendlichen gab darüber hinaus an, in ihrem bisherigen Leben schon einmal unter einem somatoformen Symptom gelitten zu haben.   

Zu den chronischen Schmerzen: Eine linear-kausale Beziehung zwischen der psychosozialen Belastung und Manifestation von Beschwerden inkl.Schmerz, kann anhand empirischer Studien klar in Frage gestellt werden. Vor dem Hintergrund der klassischen psychoanalytischen Betrachtungsweise, welcher das Reiz-Reaktion-Prinzip zugrundeliegt, wird nach wie vor in der Praxis eine linearkausale Beziehung zwischen (früheren und aktuellen) psychosozialen Belastungen und inadäquatem Krankheitsverhalten inklusive Schmerzerleben angenommen. Als deren Grundlage wird oft eine bestimmte (sog. neurotische) Persönlichkeitsstörung postuliert. Nach wie vor wird dabei vertreten, daß einer bestimmten Persönlichkeitsstörung eine besondere, in der Regel belastende Entwicklungsgeschichte (sog.neurotische Fehlentwicklung) zugrundeliegt. Es wird dabei vergessen, daß die belastenden Entwicklungen viel häufiger sind, als es dem Anteil von Persönlichkeitsstörungen in der Bevölkerung entspricht. Nach wie vor stellt man fest, daß, wenn Aspekte einer unoptimalen Entwicklung im anamnestischen Interview verifiziert werden, diese in einer unreflektierten Weise als Beleg für eine Psychogenie der Beschwerden gewertet werden. Eine gewisse Disposition zu einem bestimmten Schmerz- und Krankheitsverhalten wird gemäß Forschung u. a.durch kulturspezifische und religiöse Faktoren bestimmt. Ferner sind in diesem Zusammenhang soziale Variablen (z. B. Einfluß der Partnerschaft, der Familie)  von Bedeutung. Das bedeutet dennoch nicht eine linear-kausale unilaterale Beziehung. Vielmehr kann der Einfluß dieser Faktoren sowohl negativ (d. h. schmerzverstärkend) als auch positiv (d. h. schmerzmindernd) sein. Als ein Fraktor, der das Schmerzerleben beeinflusst, gilt die Emotionalität. Die Bedeutung der Emotionalität in dieser Hinsicht ist problematisch, weil eine Störung der Emotionalität eine Konsequenz des chronischen Schmerzes, aber auch Ursache des chronischen Schmerz sein kann. Deshalb soll bei den chronischen Schmerzen die Entwicklung der emotionalen Aspekte des Patienten über Zeit erörtert werden, zumal wenn es um forensische Fragestellungen geht. Von allen Emotionen, die für das Schmerzerleben bedeutsam sind, ist in erster Linie die Depressivität  hervorzuheben. Depressivität findet sich in einem sehr unterschiedlichen Prozentsatz der chronischen Schmerzpatienten. Die Spanne reicht von unter 10 bis über 50 %. Als weitere beeinflussende Emotionen des Schmerzerlebens werden Angst  und Wut postuliert. Neuere Studien  weisen im wesentlichen darauf hin, daß Depression eher als Folge des Schmerzerlebens und der sozialen Konsequenzen (d. h. Veränderung der folgenden Aspekte: Arbeit, Familie, soziale Rolle) zu verstehen ist als umgekehrt. Wie auch immer entstanden, hat die Depressivität einen amplifikatorischen Einfluß auf das Schmerzerleben, wobei der Fachmann oft einem Circulus vitiosus begegnet. Die Hypothese der Schmerzpersönlichkeit Die Hypothese der sog. Schmerzpersönlichkeit geht von der biologischen Funktion des Schmerzes als Schutzmechanismus aus und postuliert den Schmerz als Schutz vor innerer Verletzung. Danach würden Individuen, bei welchen Schmerz mit beziehungsmäßigen Frustrationen während der Entwicklungsphase verknüpft wurden, dazu neigen, in Situationen, in welchen ihr inneres Gleichgewicht in Gefahr ist, mit Schmerzen zu reagieren. Als Frustrationen während der Entwicklungsphase wurden erkannt: emotionale Ablehnung, körperlicher oder sexueller Miûbrauch, fortdauernde Spannungen in der elterlichen Ehe sowie Trennung oder Scheidung, chronische Krankheit oder der frühe Tod von wichtigen Bezugspersonen. Ebenfalls wird bei diesen Individuen die Übernahme der Verantwortung oder der Vermittler- bzw. Sündenbockrolle innerhalb der Ursprungsfamilie sowie eine Leistungsorientiertheit innerhalb der Familie anamnestisch nachweisbar sein. Vor dem Hintergrund der genannten Belastungen kann als Ausdruck der Abwehr eine Persönlichkeit entstehen, die den Schmerz im Sinne eines innerseelischen Gleichgewichts benötigt. Neuere Forschungen konnten hingegen keine signifikant positive Beziehung zwischen neurotischen Abwehrmechanismen und einer höheren Morbidität nachweisen. Im Gegenteil, eine bestimmte Abwehrstruktur wurde als ein gesundheitsstabilisierender Faktor erkannt. Im Einklang damit konnten Verlaufsuntersuchungen belegen, daß die wechselnden psychosozialen Bedingungen, einschließlich Beziehungsaspekte, einen wesentlich wichtigeren Beitrag für die Entwicklung von Beschwerden inklusive Schmerzen haben als eine psychische Disposition. Es sollte auch betont werden, daß gewisse Personen, die vor der Traumatisierung scheinbar unauffällig waren oder gar besondere Leistungen erbracht haben, ohne jemals krank gewesen zu sein, dies vor dem Hintergrund eines enorm labilen inneren Gleichgewichts erreicht haben (sog. Workaholics). Solche Individuen können bei leichter Traumatisierung vollends aus dem Gleichgewicht geraten und nurmehr schwer auf den Weg der Besserung bzw. Genesung zurückfinden.Schließlich soll betont werden, daß die moderne Persönlichkeitsforschung davon ausgeht, daß wichtige Persönlichkeitsmerkmale genetisch determiniert werden. Vor diesen Faktoren gilt der Neurotizismus als jener Faktor, der das Wahrnehmen und Äußern der Beschwerden in spezifischer Weise prägt, in der Regel verstärkt. (Radanov in Orthopäde 1998 ´ 27:846-853   Springer-Verlag 1998)

Somatoforme Schmerzstörung

Bei Patienten mit einer Somatoformen Schmerzstörung stehen länger anhaltende Schmerzsymptome (chronischer Schmerz) im Vordergrund, welche durch einen physiologischen Prozeß oder eine körperliche Störung nicht hinreichend erklärt werden können. Die ASS, bei der psychischen Belastungen und Konflikten eine ursächlich führende Bedeutung zukommt, darf nicht verwechselt werden mit chronischen Schmerzsyndromen allgemeiner Art, bei denen sich regelmäßig neben organischen auch psychologische Faktoren in der Schmerzauslösung und -unterhaltung identifizieren lassen. Je nach verwendeten Diagnosekriterien (Normabweichungen im körperlichen Befund "erlaubt"?) liegt die Prävalenz der ASS unter Patienten mit chronischem Schmerz zwischen 1 und 40%.

Somatosensorische Verstärkung

Mit diesem Begriff wird ein Phänomen beschrieben, das zunächst bei hypochondrischen Patienten beobachtet wurde und durch ein Fokussieren der Aufmerksamkeit auf körperliche Vorgänge und Empfindungen gekennzeichnet ist, wobei eine ausgeprägte Tendenz besteht, vor allem unangenehme Körpersensationen ("Mißempfindungen") zu beachten und diese als gefährlich und als ein Hinweiszeichen für eine körperliche Erkrankung und nicht als eine normale physiologische Reaktion zu interpretieren. Die Fehlinterpretation und Überbewertung körperlicher Mißempfindungen hat zur Folge, daß die Aufmerksamkeit noch stärker auf körperliche Vorgänge fokussiert wird, was wiederum zu einer Verstärkung der wahrgenommenen Intensität der körperlichen Empfindungen führt. Es kommt somit zu einer gegenseitigen Aufschaukelung von krankheitsbezogenen Ängsten und Befürchtungen, dysfunktionalen Bewertungsprozessen und einer selektiven Aufmerksamkeitslenkung auf körperliche Mißempfindungen.Die selektive Aufmerksamkeitslenkung auf körperliche Mißempfindungen und deren Fehlinterpretation im Sinne einer gesundheitlichen Bedrohung führt zu einer übermäßig starken Beschäftigung mit dem eigenen Körper ("Checking" des Körpers) und zu verstärkten Krankheitsängsten und Krankheitsbefürchtungen. Verbunden damit ist dann zumeist eine verstärkte Inanspruchnahme medizinischer Hilfe, wobei die konsultierten Ärzte in der Regel häufiger gewechselt werden ("Doctor-Shopping"). Wenn der Somatisierungsvorgang nicht erkannt oder verstanden wird, können zahlreiche, unnötige Abklärungen und inadäquate Behandlungen eines Patienten eingeleitet werden. Da die eingeleiteten Abklärungen in der Regel ergebnislos bleiben bzw. für das Verständnis der Beschwerden unzureichende Befunde liefern, werden der Patient und der Behandler frustriert mit möglicher, nachfolgender Iatrogenisierung.

Somnolenz

leichteste Form der Bewußtseinsminderung. Patient schläft immer wieder ein, ist aber durch optische, akustische oder sensible Reize erweckbar. Manchmal grenzt man hier noch die Benommenheit ab, wenn der Patient zwar wieder spontan, jedoch verlangsamt und mit eingeengter Aufmerksamkeit handelt.

Sopor

weitgehend kontinuierlicher schlafähnlicher Zustand, aus dem der Patient nur durch starke Reize unvollständig erweckbar ist. Er reagiert mit diffusen oder gezielten Abwehrbewegungen oder motorischen Unmutsäußerungen. Eine geordnete verbale Kontaktaufnahme ist jedoch mehr nicht möglich.

SORCK-Schema 

SORCK-Schema Verhalten beruht  auf der simplen Tatsache, daß Menschen - genau wie alle anderen lernfähigen Lebewesen - Verhaltensweisen immer öfter zeigen, wenn die Verhaltensweisen entweder eine positive Konsequenz haben oder zum Wegfall einer negativen Konsequenz führen.   Verhalten wird durch seine Konsequenzen gesteuert.S = Stimulus Ein Stimulus (Reiz) wird von einem Organismus wahrgenommen. Herrchen sagt zum Hund (O) "Sitz!".O = Organismus hier finden Informationsverarbeitende Prozesse statt. Hund hört "Sitz!". (Nach HULL hängt die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion nun von verschiedenen Faktoren ab: der Gewohnheits-stärke, dem Antrieb, der antizipierten Verstärkung.)R = Reaktion der Organismus (O) reagiert. Hund setzt sich. C = Consequenz Das Verhalten (R) hat für den Organismus (O) bestimmte Konsequenzen (neutrale, unangenehme, angenehme). Herrchen gibt Hund etwas zu fressen od. lobt den Hund. K = Kontingenz Wenn ein enger Zusammenhang zwischen der Reaktion und den Konsequenzen besteht, so spricht man von hoher Contingenz,wenn Herrchen den Hund häufig lobt oder füttert, wenn dieser gehorcht.

Soziale Phobie

Die soziale Phobie ist eine dauerhafte und unangemessene Angst, sich vor anderen Menschen lächerlich zu machen, zu versagen oder durch ungeschicktes Verhalten gedemütigt zu werden. Sie bezieht sich vor allem auf Handlungen, die sich unter den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern möglicherweise auch kritisieren könnten. Soziale Phobien beginnen meist in Kindheit und Pubertät, wo sie in bestimmtem Rahmen noch als normal gelten. Deshalb wird die Diagnose erst gestellt, wenn ungewöhnlich starke Ängste zu einem verhängnisvollen Vermeidungsverhalten in entsprechenden Situationen führen, am Schluß sogar zu Rückzug, Leistungseinbruch und Isolationsgefahr. Dies kann sich auf konkrete, durchaus nachvollziehbare Situationen beziehen (Furcht vor öffentlichem Sprechen oder Auftreten, Examensangst), kann aber auch als "Angst vor anderen Menschen" alle normalen zwischenmenschlichen Aktivitäten einschließen (Betreten eines Ladens, Essen, Schreiben, Telefonieren vor/mit anderen usw.). Entscheidend ist der Umstand, daß sich die alltäglichen Handlungen vor den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern auch möglicherweise kritisieren könnten. Die soziale Phobie ist deshalb eine Menschen- bzw. Situationsangst, deren größtes Problem das daraus folgende Vermeidungs- und Rückzugsverhalten mit Isolationsgefahr ist.  Rasches Erröten, leise Stimme, verlangsamte Sprechweise, ggf. mimische Starrheit sowie bisweilen die Neigung, den anderen schon rein räumlich nicht zu nahe herankommen zu lassen. Ferner Händezittern, Schweißausbrüche, Übelkeit, Durchfallneigung, Drang zum häufigen Wasserlassen, Herzrasen und -klopfen, Atemnot, Schwindel, trockener Mund, Muskelverspannungen u. a. Manchmal sogar die sonderbare Zwangsbefürchtung, sich (in der Öffentlichkeit, vor Freunden usw.) erbrechen zu müssen. Die Folgen pflegen eine Beeinträchtigung von Vitalität, geistigem und körperlichem Wohlbefinden, Lebensweise und Zukunftschancen sein. Beispiele: Vermeiden entsprechender Kontakt-Situationen mit partnerschaftlichen, familiären, nachbarschaftlichen, beruflichen und schließlich finanziellen Einbußen, d. h. nicht neue Verantwortungsbereiche übernehmen, neue Stelle antreten, oder auch "nur" zu einer Feier oder sonstigen gesellschaftlichen Veranstaltung oder zu einem schlichten Freundestreffen zu gehen. Damit drohen noch schneller als bei der Agoraphobie Kontaktarmut, Rückzugs- und Isolationsgefahr. 

Nach dem DSM IV

A. Eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehreren sozialen oder Leistungssituationen, in denen die Person mit anderen Personen konfrontiert ist oder von anderen Personen beurteilt werden könnte.Der Betroffene befürchtet, ein Verhalten (oder Angstsymptome) zu zeigen, das demütigend oder peinlich sein könnte. Beachte: Bei Kindern muß gewährleistet sein, daß sie im Umgang mit bekannten Personen über die altersentsprechende soziale Kompetenz verfügen, und die Angst muß auch gegenüber Gleichaltrigen und nicht nur in der Interaktion mit Erwachsenen auftreten.

B. Die Konfrontation mit der gefürchteten sozialen Situation ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann. Beachte: Bei Kindern kann sich die Angst durch Weinen, Wutanfälle, Erstarren oder Zurückweichen von sozialen Situationen mit unvertrauten Personen ausdrücken. C. Die Person erkennt, daß die Angst übertrieben oder unbegründet ist. Beachte: Bei Kindern kann dieses Kriterium fehlen.

D. Die gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen werden vermieden oder nur unter intensiver Angst oder Unwohlsein ertragen.

E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das starke Unbehagen in den gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen beeinträchtigen deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder soziale Aktivitäten und Beziehungen, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden.

F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens 6 Monate an.

G. Die Angst oder Vermeidung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge,Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück und kann nicht besser durch eine andere psychische Störung (z.B. andere Angststörung, Körperdysmorphe Störung, Tiefgreifende Entwicklungsstörung oder Schizoide Persönlichkeitsstörung) erklärt werden.

H. Falls ein medizinischer Krankheitsfaktor oder eine andere psychische Störung vorliegen, so stehen diese nicht im Zusammenhang mit der unter Kriterium A beschriebenen Angst, z.B. nicht Angst vor Stottern, Zittern bei Parkinsonscher Erkrankung oder davor (bei Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa), ein abnormes Eßverhalten zu zeigen.

Sozialer Rückzug

Verminderung der Sozialkontakte. Wird beurteilt nach der Zugänglichkeit des Kranken im Gespräch und nach der Gemeinschaftsfähigkeit zu Menschen.

Soziale Umtriebigkeit

Vermehrung der Sozialkontakte im Vergleich zu früher. Patient wendet sich an viele Menschen, zum Teil distanzlos, klebrig, haftend, oberflächlich, umtriebig, anklammernd, querulatorisch etc.

Soziale Unterstützung

Innerhalb der Copingforschung kommt insbesondere aus sozialpsychologischem Blickwinkel dem Thema soziale Unterstützung eine zentrale Rolle zu. Unter social support versteht man nach Cobb (1976) "die Information durch andere, geliebt und versorgt, geachtet und geschätzt sowie Teil eines Netzwerkes zu sein, in dem miteinander kommuniziert wird und in dem man sich gegenseitig unterstützt". Soziale Unterstützung kann von Lebenspartnern, Freunden, Familienmitgliedern aber auch Vereins- und Organisationsmitgliedern (z.B. Arbeitskollegen) gegeben werden. Der Mangel an sozialer Unterstützung bzw. soziale Isolation ist nach einer Studie von House, Landis und Umberson (1988) ebenso gefährlich wie regelmäßiges Rauchen. Allgemein wird davon ausgegangen, daß soziale Unterstützung zu einem besseren Zustand der Gesundheit, selteneren Erkrankungen und höherer Lebenserwartung führt. Die Forschung im Bereich der sozialen Unterstützung geht von der These aus, daß es einen (positiven) Zusammenhang zwischen Umfang und Qualität sozialer Bindungen und Krankheitsprozessen gibt. Der Einfluß von sozialer Unterstützung auf gesundheitsförderndes Verhalten ist evident und in zahlreichen Studien empirisch belegt. Die Wahrscheinlichkeit für gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen in belastenden Lebenssituationen ist bei den Personen größer, die keine oder nur geringe soziale Unterstützung erfahren. Insbesondere die soziale Kontrolle, die von einem intakten sozialen Umfeld ausgeht, sorgt als Vermittlungsinstanz dafür, daß gesundheitsgefährdendes Verhalten (z.B. Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuß, Drogen, etc.) vermieden wird. Neben dem Einfluß von sozialer Kontrolle wird in der Literatur über social support und Gesundheit auch auf "Selbstachtung" als vermittelnder Variable zwischen sozialer Unterstützung, psychischem Wohlbefinden und Gesundheit hingewiesen (Stroebe & Stroebe, 1995). Man geht gemeinhin davon aus, daß die Einbettung in ein intaktes soziales Umfeld (Netzwerk) einen positiven Einfluß auf das Selbstwertgefühl hat. Dies wiederum führt zu einem Gefühl von "psychischem Wohlbefinden", was sich seinerseits gesundheitsfördernd auswirkt. 

Nach House (1981) kann soziale Unterstützung vier verschiedene Ausprägungen annehmen:

Emotionale Unterstützung (Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Zuspruch,...) 

Intrumentelle Unterstützung (Konkrete Hilfen wie finanzielle Unterstützung, Übernahme von Haushaltstätigkeiten, o.ä.) 

Informative Unterstützung (Informationen, die helfen, ein Problem in den Griff zu bekommen) 

Bewertende Unterstützung (Bewertungen, die Personen Wertschätzung, Anerkennung o.ä. entgegenbringen) 

Neben den Dimensionen sozialer Unterstützung, wie sie von House vorgeschlagen werden, gibt es einige andere Formen, das Konstrukt zu operationalisieren. Für die empirische Untersuchung von sozialer Unterstützung wurden verschiedene Meßmethoden entwickelt:

Interpersonal Support Evaluation (ISEL, Cohen et al., 1985) 

Social Support Questionaire (SSQ, Sarason et al., 1983) 

Inventory of Socially Supportive Behaviors (ISSB, Barrera et al., 1981) 

Der Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und einer positiven Wirkung auf die Gesundheit ist differenzierter zu betrachten, als es auf den ersten Blick scheint. Die einfachste Form, die vorstellbar ist, wäre ein direkter Effekt zwischen Ausmaß an sozialer Unterstützung und gesundheitlicher Situation. Beim direkten Effekt geht man von der Annahme aus, daß unabhängig von der Stärke des individuellen Streßempfindens die Einbettung in eine starke soziale Gemeinschaft und die damit verbundene soziale Unterstützung zu einem stärkeren Gefühl des Wohlbefindens beiträgt, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt.  Das empirisch gut belegte Puffer-Modell von La Rocco et al. (1980) geht einen Schritt weiter als die Annahme eines direkten Effektes. Die Aussage, die von La Rocco und seinen Mitarbeitern getroffen wird, läßt sich bildhaft zusammenfassen. Soziale Unterstützung funktioniert demnach bei akuter Streßbelastung wie ein Puffer, der die gesundheitsbedrohende Wirkung, die von Streß ausgeht, gleichsam abfedert. Damit sinkt die Erkrankungswahrscheinlichkeit von Personen mit großer sozialer Unterstützung gegenüber den Personen, die keine oder nur schwache soziale Unterstützung erfahren. Hohe Streßbelastung und ein hohes Maß an sozialer Unterstützung inter-agieren also in der Form, daß die ungünstigen Streßauswirkungen durch gute soziale Unterstützung stark abgefedert werden. Liegt jedoch nur eine geringe Streßbelastung vor, unterscheiden sich gering und stark unterstützte Personen in ihrer Krankheitsanfälligkeit kaum. Bereits 1972 haben Nuckolls et al. eine Untersuchung vorgenommen, bei der es um den Zusammenhang zwischen belastenden Lebensereignissen, sozialer Unterstützung und der Komplikationsrate bei Schwangerschaften ging. Die Ergebnisse unterstützen die These, die auch das "Puffer-Modell" postuliert. Es wurde festgestellt, daß die Komplikationsrate bei Schwangerschaften weder durch belastende Lebensereignisse noch sozialer Unterstützung allein beeinflußt wurde. Eine signifikant niedrigere Komplikationsrate konnte hingegen bei stark belasteten Frauen nachgewiesen werden, denen gleichzeitig gute soziale Unterstützung zuteil wurde. Bei ihnen lag die Komplikationsrate um rund ein Drittel niedriger als bei stark belasteten Frauen ohne oder mit nur geringer sozialer Unterstützung. Im Hinblick auf die Wirksamkeit von sozialer Unterstützung weisen auch Gentry und Kobasa (1984) darauf hin, daß vor allem bei "intensivem chronischem Streß" soziale Unterstützung einen starken Einfluß auf die Gesundheitssituation ausübt. Sie unterscheiden dabei zwischen "lebensbereichfremder" und "lebensbereichinterner" Unterstützung. So wirkt sich lebensbereichsfremde Unterstützung (beispielsweise familiäre Hilfe bei arbeitsbedingtem Streß) deutlich weniger stark aus, als lebensbereichsinterne (beispielsweise Unterstützung von Arbeitskollegen). Noch einen Schritt weiter gehen Holahan et al. (1997) in ihrem Befund. Sie treten der These entgegen, daß soziale Unterstützung per se einen positiven Einfluß auf die Gesundheit besitzt. In vielen Beziehungen gibt es neben sozialer Unterstützung auch soziale Stressoren (negative support). Beides wirkt sich mit dem selben Mechanismus signifikant auf das Konstrukt des sozialen Kontextes aus. Negative Aspekte von sozialen Beziehungen wirken sich dabei genauso stark gesundheitsbelastend aus wie positive gesundheitsfördernd wirken. Empirisch wurde die Existenz negativer Einflüsse von sozialen Beziehungen auf die Gesundheit aufbauend auf den "Resources Model of Coping" von Holahan und Moss (1994) in einer prospektiven Studie, die über den Zeitraum von vier Jahren 183 Herzpatienten beobachtete, untersucht. Sie gingen von den Hypothesen aus, daß der soziale Kontext (innerfamiliär und außerfamiliär), in dem sich Personen befinden, sowohl von unterstützenden Elementen (support) als auch von belastenden Elementen (social stressors) geprägt ist. Diese Konstellation würde eine Vorhersage auf die indirekte Folge depressiver Symptome zulassen. Mit Hilfe einer LISREL-Analyse wurden die Hypothesen in einem integrativen Modell getestet Die Untersuchung bestätigte die Ausgangshypothesen, daß die meisten sozialen Beziehungen gleichzeitig sowohl unterstützend als auch belastend wirken. Die negativen Aspekte von sozialen Bindungen beeinträchtigen dabei den Copingerfolg ebenso stark wie ihm positive Aspekte dienlich sind. Allerdings kamen Holahan et al. in ihrer Untersuchung auch zu dem Ergebnis, daß negative Komponenten sozialer Bindungen deutlich seltener berichtet wurden als positive. Soziale Unterstützung und soziale Stressoren unterliegen im Rahmen des Copingprozesses den selben Wirkungsmechanismen. In Abhängigkeit von sozialen Beziehungen und Geschlecht kommt Lepore (1992) zu der Aussage, daß soziale Bindungen von Frauen insgesamt eine weniger konfliktträchtige und damit stärker unterstützende Form besitzen als die von Männern. Weitere signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede stellt er nicht fest.

Sozialisation

Sozialisation ist nicht zielgerichtet, dauert das ganze Leben. primäre Sozialisation geschieht primär in der Familie.sekundäre Sozialisation geschieht durch die Gesellschaft, Schule, etc. Erziehung ist zielgerichtet.

Spannungskopfschmerzen

Die Inzidenz des chron. Spannungskopfschmerzes liegt zwischen 2 und 3% der Bevölkerung. Fast alle Patienten klagen über einen täglichen Kopfschmerz. In den meisten Fällen bestand ursprünglich ein episodischer Kopfschmerz und im Laufe der Zeit nahm die Zahl der Kopfschmerztage zu. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet einen Spannungskopfschmerz mit und ohne Beteiligung der pericraniellen Muskulatur.  Fast alle Patienten haben zumindest einen erhöhten Tonus der Nackenmuskulatur. Etwa 30% der Patienten mit chron. Spannungskopfschmerz haben aufgepropft einen medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz. Hier kann der relative Anteil des ursprünglichen Kopfschmerzes und des medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzes nur ermessen werden, nachdem ein Medikamentenentzug erfolgt ist. Etwa die Häfte der Patienten verspürt nach dem Medikamentenentzug eine signifikante Besserung der Kopfschmerzen. Zitat nach Migräne und Kopfschmerzen ein Gesundheitsratgeber der Stiftung Warentest. Der ,,angespannte Kopf' ist die häufigste Kopfschmerzform überhaupt. Jüngsten Untersuchungen zufolge leiden über 70 (!) Prozent der Deutschen gelegentlich oder häufiger unter einem Schmerzsyndrom, das die Betroffenen als ,,dumpf-drückend" schildern. Bei zirka fünf Prozent von ihnen meldet sich der Schmerz sogar täglich oder fast täglich. Anders als die Migräne tritt der Spannungskopfschmerz beidseitig auf. Er beginnt häufig im Hinterhaupt- oder Stirnbereich und breitet sich von dort allmählich über den ganzen Kopf aus. Viele Patienten spüren einen starken Druck um die Augen und hinter den Augen oder haben das Gefühl, eine schwere Last auf der Schädeldecke zu tragen. Andere beschreiben den schmerzhaften Zustand als ,,Schraubstockgefühl"   beziehungsweise  als einen zu engen Hut oder Reif um den Kopf herum. Wieder andere beklagen, nicht mehr frei denken zu können und fühlen sich, als hätten sie - im wahrsten Sinne - ,,ein Brett vor dem Kopf'". Diese Kopfschmerzerkrankung entwickelt sich langsam. Zu Beginn sind die Schmerzen oft morgens stärker und lassen im Laufe des Tages wieder nach. Sie treten meistens im Zusammenhang mit Konflikt- und Streßsituationen aber auch nach anatomisch belastenden und falschen Körperhaltungen (zum Beispiel bei der Arbeit am Computer). Im späteren Verlauf, wenn das Leiden chronisch geworden ist, gibt es keine besondere Tagesrhythmik und keine Abhängigkeit von äußeren Faktoren mehr. Die Schmerzen können sich jederzeit melden und bleiben dann über einen längeren Zeitraum (auch am Wochenende oder während des Urlaubs) bestehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlen sich die Betroffenen nachhaltig in ihrem alltäglichen Leben beeinträchtigt. Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit sind verringert. Darüber hinaus berichten viele Patienten über Antriebs- und Konzentrationsstörungen, die auf eine depressive Verstimmung hinweisen können. Solche Symptome sind allerdings häufig eine Folge der Kopfschmerzen und nicht deren Ursache. Spätestens mit Anfang Vierzig leiden viele Betroffene bereits unter chronischen  Beschwerden.   Die  Spannungskopfschmerzen bestehen dann oft schon seit Monaten, in manchen Fällen sogar seit Jahren oder Jahrzehnten.Treten die Schmerzen durchschnittlich an mehr als 15 Tagen pro Monat auf, dann handelt es sich um ein chronisches Leiden, das manchmal auch durch die regelmäßige Einnahme von Schmerz-mitteln (vor allem von Mischpräparaten) verstärkt und unterhalten wird. Die Grenze zwischen Spannungs- und medikamentenbedingtem Dauerkopfschmerz ist in solchen Fällen fließend. Spannungskopfschmerzen sind zwar häufig von starken Verspannungen der Kopfmuskulatur sowie der Muskeln im Bereich der Schultern, des Nackens oder auch der Halswirbelsäule begleitet - diese erhöhte Muskelanspannung ist jedoch nicht zwangsläufig gegeben. Außerdem haben Spannungskopfschmerzpatienten im Vergleich zu anderen Menschen keine stärkeren Abnutzungserscheinungen an der Halswirbelsäule oder irgendwelche typischen Organschäden. Begleitsymptome wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Übelkeit oder Erbrechen, die typisch für die Migräne sind, treten bei Spannungskopfschmerzen nur selten auf. Darüber hinaus setzen Spannungskopfschmerzen nie - wie die Migräne - nachts ein. Die Betroffenen werden auch nicht in den frühen Morgenstunden mit Beschwerden aus dem Schlaf geweckt. Kommt es zu Begleitsymptomen wie Brechreiz' Sehstörungen oder ausgeprägter Lärm- und Lichtempfindlichkeit, dann handelt es sich in der Regel um eine begleitende Migräne, das heißt um Migräne und Spannungskopfschmerzen' also um einen ,,Kombinationskopfschmerz"" Nur in einem Teil der Fälle von Spannungskopfschmerz handelt es sich im engeren Sinne um psychsomatische Zusammenhänge.Angesichts der sehr unterschiedlichen Entstehungsbedingungen des Spannungskopfscherzes können testpsychologischen Befunde im Einzelfall auch durchaus im Normbereich liegen.   Das Therapiekonzept ergibt sich aus der genauen Analyse der individuellen Entstehungsbedingungen (Soyka D. Psychosomatische Aspekte bei idiopathischen Kopfschmerzsyndromen. Nervenheilkunde 1997; 16: 250-256)Während eine kurzfristige Gabe peripher wirksamer Monoanalgetika (keine Kombinationspräparate) im anfänglichen Akutstadium sinnvoll sein kann, sollte eine längere Gabe z.B. länger als 4 Wochen unbedingt vermieden werden, da sich nicht selten aus einem ursprünglichen Sapnnungskopfschmerz ein Medikamenten induzierter Dauerkopfschmerz mit entsprechender Chronifizierung entwickelt.Therapie zuerst: Bewußtmachung ursächlicher Einflüsse, Korrektur des Lebensstils,Entspannungsübungen (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training, EMG-Biofeedback)Streßbewältigungsstrategien.  Vegetative Stabilisierung (Wechselduschen, Bürstenmassagen, Sport, geregelter Tagesablauf, ausreichend Nachtschlaf, Meidung von Genußmitteln wie Alkohol, Nikotin, Koffein),Schmerzpsychologische Behandlungskonzepte.Wenn das nicht hilft: Medikamente bei chronischer Verlauf: Trizyklische Antidepressiva (1. Wahl: Amitriptylin oder Doxepin, 2. Wahl: Imipramin, Clomipramin) eventuell Psychotherapie. Trizyklische Antidepressiva Amitriptylin (z.B. Saroten ret) 5 - 100 mg/Tag Gesamtdosis zur Nacht etwa 1-2 Stunden vor dem Schlafen. Amitriptylin-N-Oxid 30 - 90 mg/Tag Gesamtdosis zur Nacht etwa 1-2 Stunden vor dem Schlafen. Alternativ Doxepin 50 - 100 mg/Tag (Max. 150 mg/Tag) Gesamtdosis zur Nacht etwa 1-2 Stunden vor dem Schlafen. Imipramin 75 - 100 mg/Tag (Max. 150 ) Nortriptylin 25 - 100 mg/Tag (Max. 150 Mg/Die) Clomipramin 50 - 100 mg/Tag Immer falsch: Analgetikamischpräparate, Ergotaminpräparate,Benzodiazepinderivate Neuerdings wird von Erfolgen mit Botulinumtoxin berichtet.

Spielen / Spielsucht

Die Anerkennung des „Pathologischen Glücksspiels" als eigenständiges Störungsbild begann 1980 mit der Aufnahme in die internationalen Klassifikationssysteme DSM und später ICD. Die aktuellste Operationalisierung findet sich im DSM-IV, wobei sich in der deutschen Übersetzung (Saß et al. 1996) eine unkorrekte Bezeichnung als „Pathologisches Spielen" anstelle von „Glücksspielen" (gambling) findet. Danach handelt es sich um ein andauerndes und wiederkehrendes fehlangepaßtes „Glücksspielverhalten", das sich in mindestens fünf von zehn suchttypischen Merkmalen ausdrückt:Pathologisches Spielen ist durch die Unfähigkeit charakterisiert, dem Impuls zum Glücksspiel zu widerstehen, obwohl schwerwiegende persönliche, familiäre oder berufliche Konsequenzen drohen oder bereits eingetreten sind. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Leitsymptome:Häufiges und wiederholtes Spielen,ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Glücksspiel (z.B. Spieltechniken, Möglichkeiten der Geldbeschaffung für neue Glücksspiele), wiederholte erfolglose Versuche, dem Spieldrang zu widerstehen, fortgesetztes Spiel trotz schwerwiegender Konsequenzen, wie Verarmung, Zerrüttung der persönlichen Beziehungen, das Spiel dient als Möglichkeit, Problemen oder einer depressiven Stimmung auszuweichen, das Spielverhalten wird oft gegenüber Familienangehörigen, dem Therapeuten oder anderen verheimlicht, kriminelle Handlungen wie Diebstahl zur Finanzierung des Spielens , Spielen mit steigenden Geldmengen, um die erwünschte Spannung zu erzielen , Unruhe oder erhöhte Irritierbarkeit bei dem Versuch, auf Spielen zu verzichten, Vertrauen auf andere zur Begleichung der Schulden.

Spondylose

Knöcherne Ausziehungen an den Wirbelkörpern, häufig „traction spur” des Längsbandes als segmentales Hypermobilitätszeichen, gelegentlich auch spondylotische Spangenbildung mit Überbrückung eines Segmentes. 

Spondylarthrose

Spondylose und arthrotische Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke.

Spondylolisthesis

Verlängerung oder Unterbrechung der Interartikularportion der Lumbalwirbel (in 80 % LWK 5), mit Stufenbildung, meist symptomlos; wenn klinisch manifest, dann Kreuzschmerzen, v.a. nach längerem Sitzen oder Tragen von Lasten, beidseitige Ischialgien im chronischen Stadium, evtl. Stufe in den Dornfortsätzen, vorspringender, gelegentlich etwas lockerer, druckempfindlicher Dornfortsatz des Gleitwirbels, Röntgen LWS mit Funktionsaufnahmen; CT (Knochenfenster)

Sprache (siehe auch unter Aphasie und Dysartrie)

Neuopsychologisch gesehen ist Sprache das Produkt komplexer und koordinierter nervaler Aktivitäten in mehreren spezialisierten Regionen des Gehirns bei jedem Gesprächspartner. Man kann die Sprache von neurologischer, linguistischer und kommunikativ- funktionaler Sicht aus betrachten.

Sowohl in der philosophischen als auch in der psychologischen Tradition wird die menschliche Denkfähigkeit in engen Zusammenhang mit der Sprache gebracht. Bei Platon wird Denken mit innerem Sprechen gleichgesetzt. Für Wilhelm von Humboldt ist die Sprache ´die organisierende Kraft der Gedanken´. In der neueren kognitionspsychologischen Diskussion wird aber dieser Zusammenhang von einflußreichen Theoretikern (z.B. J.R. Anderson, Pinker) geleugnet. Bei der Explikation impliziten Wissens wie auch bei der Explikation von Erfahrung ist die Sprache zentral. Um die Erfahrungen von anderen nachvollziehen und für das eigene Handeln nutzbar machen zu können, sind komplexe Prozesse des Verstehens auf propositionaler wie auch auf konzeptueller Ebene nötig. Wie aus der Wissens- und Sprachpsychologie bekannt ist, spielen mentale Modelle und kognitive Schemata bei der Repräsentation von Erfahrung eine entscheidende Rolle (Schnotz 1988, Anderson 1996). Mentale Modelle lassen sich über die Analyse von Metaphern erschliessen (Gentner & Gentner 1983, Moser 1998). Der Erwerb und die Verwendung von Metaphern in der Alltags- wie auch der Fachsprache sind ein Beispiel für zentrale analoge, implizite Prozesse des Lernens wie auch der Wissensrepräsentation.

Statistik in Studien wichtige Begriffe der evidence based Medicine

Signifikanzprüfung Zur Signifikanzprüfung von Häufigkeiten dient der Chi-Quadrat-An-passungstest für Alternativdaten (oder ähnliche Tests). Aber auch hier sagt das Signifikanzniveau nicht unmittelbar etwas über die Effektstärke aus, da es von der Fallzahl abhängt. In der Praxis interessiert eigentlich nicht, wie ausgeprägt die Besserung einer Erkrankung im Gruppenmittel ist, vielmehr interessiert, wie hoch der Anteil der erfolgreich behandelten Erkrankten ist, d.h. der Patienten,deren Besserung einen bestimmten Schwellenwert über schreitet ". Relatives und absolutes Risiko Im Folgenden meint der Begriff „Risikoreduktion" die Wahrscheinlichkeit der Ab- oder Zunahme eines negativen oder günstigen Ereignisses. Die Berechnungsgrundlage ist jeweils vergleichbar. Das relative Risiko (RR) oder der relative Gewinn („benefit", RB) ergibt sich als Quotient der absoluten Risiken (AR1 = a/[a+b]; AR2 = c/[c+d]) der verglichenen Gruppen: RR=[a/(a+b)]/[c/(c+d)]. Die Schwäche dieses Kriteriums liegt darin, dass es nichts über die Größe der absoluten Risiken und damit nichts zur klinischen Relevanz aussagt. Ein RR von z.B. 33% kann einer Abnahme des absoluten Risikos AR von 3% auf 1%, aber auch von 60% auf 20% entsprechen. Dass sich diese beiden Möglichkeiten in ihrer klinischen Relevanz unterscheiden, liegt auf der Hand, besonders dann, wenn in beiden Fällen der therapeutische Gewinn bei z.B. 5% mit gravierenden Nebenwirkungen bezahlt wird. Die absolute Risikoreduktion (ARR) oder absolute Risikozunahme („increase", ARI) oder absolute Nutzenzunahme („benefit", ABI) etc. umgeht dieses Problem; sie ergibt sich aus der ARR = [c/(c+d)] – [a/(a+b)]. Beschrieben wird der prozentuale Anteil der Patienten, die im Vergleich zur Kontrollbedingung von der zu prüfenden Intervention zusätzlich profitieren. Da die ARR von der spontanen Häufigkeit der Ereignisse abhängt, bewirkt eine geringe spontane Häufigkeit zwangsläufig eine kleine absolute Risikominderung. Diese Abhängigkeit von der spontanen Häufigkeit wird durch Verwendung der relativen Risikoreduktion RRR = {[c/(c+d)] – [a/(a+b)]}/[c/(c+d)] umgangen. Die relative Risikoreduktion teilt aber die Schwächen des relativen Risikos. Odds-Ratio Anstelle der absoluten Risiken kann man die Erfolgs-Misserfolgs-Quoten miteinander in Beziehung setzen. Das sich ergebende Verhältnis (Kreuzproduktquotient)ist die „Odds-ratio" (OR = [a/b]/[c/d] = [a*d]/[b*c]). DerVorteil der Odds-Ratio gegenüber dem relativen Risiko liegt u.a. darin, dass die Odds-Ratio nicht davon abhängt, ob das Eintreten oder Ausbleiben eines Ereignisses untersucht wird. In Fall-Kontroll-Studien und in Metaanalysen ist die Odds-Ratio dem relativen Risiko vorzuziehen. Wie das relative Risiko, so gibt auch die Odds-Ratio keine Informationen über die Größe des absoluten Risikos. Die Odds-Ratio gibt an, um welchen Faktor häufiger ein Ereignis unter zwei verschiedenen Bedingungen auftritt. Bei Schaublidern zur Odds-Ratio besteht erst dann Signifikanz wenn die senkrechte Achse nicht mehr berührt wird. Parameter mit hohem Nutzwert:die „NNT "Die absolute Risikoreduktion drückt aus, wieviele von 100 Patienten zusätzlich (!) von der geprüften Intervention profitieren.  Nun stellt sich die Frage, wieviele Patienten mit der geprüften Intervention behandelt werden müssen, um einem zusätzlichen Patienten einen klinisch relevanten Gewinn zu bringen. Dies ist dienumber needed to treat" (NNT). Die NNT errechnet sich aus der Division von 100% (= 1) durch die absolute Risikoreduktion. Um ein ungünstiges Ereignis (Myokardinfarkt oder Koronartod) zu verhindern, müssen rund 44 männliche Patienten mit Hypercholesterinämie fünf Jahre lang mit Pravastatin behandelt werden. Jedoch müssen nur fünf depressive Patienten für acht Wochen mit Reboxetin oder Fluoxetin behandelt werden, um bei einem Patienten eine klinisch relevante Besserung zu erzielen. Außerdem kann man unendlich viele Patienten mit Fluoxetin statt Reboxetin behandeln, ohne einen zusätzlichen Erfolg zu erzielen. Konsequenz für die Praxis Daraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass sich die Auswahl des Antidepressivums nach der individuellen Verträglichkeit zu richten hat, denn nur das tatsächlich eingenommene Medikament (Compliance) kann auch wirken. Mit dem gleichen Rechenweg findet man für unerwünschte Ereignisse die number needed to harm" (NNH) oder – für den Fall tödlicher Ereignisse – die „number needed to kill" (NNK). Das ist also die Anzahl Patienten, bei deren Behandlung ein Fall der betreffenden Nebenwirkung („harm") oder ein Todesfall in Kauf genommen wird. Die NNH (NNK) errechnet sich also einfach durch die Division von 100% (= 1) durch die absolute Risikozunahme (ARI). 

Stauungspapille

Ursache:· jede Hirndrucksteigerung wie z. B.:Hirntumor,   subdurales Hämatom,·Hydrocephalus internus, Befund:· gestaute, geschlängelte Venen, · Papille vergrößert, prominent Skotom von außen nach innen zunehmd, im Gegensatz zur ähnlich aussehenden Papillitis, daher Diffwerentialdiagnose am besten durch Perimetrie und Prüfung der Sehschärfe.

Stereotypie

Unter Stereotypie versteht man Äußerungen auf sprachlichem und motorischem Gebiet, die die Tendenz aufweisen, oft lange Zeit hindurch in immer gleicher Form wiederholt zu werden. Im Gegensatz zur Perseveration ist hier kein Zusammenhang zu früher im Gespräch gebrauchten Worten und Gesten zu erkennen. Hier auch Verbigeration: Wortstereotypie.Auch Kataplexie und Flexibilitas cerea, Automatismen, Befehlsautomatie und Echo-Symptome,: Der Patient führt z.B. automatische Handlungen aus, die er selbst als nicht von ihm intendiert empfindet. Automatenhaftes Befolgen gegebener Befehle. Wenn der Anreiz zu einer solchen Handlung bloß durch das Beispiel gegeben wird und die Bewegung des Kranken in einer Nachahmung besteht, spricht man von Echopraxie. Werden Worte oder Laute nachgesprochen, nennt man es Echolalie.

Anhaltende und unangemessene Wiederholungen von Handlungen, Körperhaltungen und Redemustern, ohne erkennbare Ziele oder Zwecke. Diese sind bei schweren intellektuellen Behinderungen und autistischen Störungen zu beobachten und können manchmal den komplexen motorischen Tics sehr ähnlich sein.Sie sind jedoch oft rhythmisch.Umgekehrt treten bei Tic-Störungen selten isolierte komplexe Tics auf, ohne dass gleichzeitig auch einfache Tics vorhanden wären und eine entsprechende „Tic-Anamnese " zu erheben ist..Sprachstereotypien kommen bei Aphasien (siehe dort) häufig vor, gemeint sind dann Wiederholungen der gleichen sprachlichen Einheiten, es kann sich dabei um ein Wort der Sprache handeln aber auch um Neologismen (Wortneuschöpfungen), Brocas bekanntester Patient sagte bei jeder Gelegnheit "tan-tan". Es können aber auch kurze Sätze sein.

Stereotypes selbstbeschädigendes Verhalten

Unter der Bezeichnung stereotypes selbstbeschädigendes Verhalten werden folgende Verhaltensweisen eingeschlossen: Wiederholtes Kopfschlagen, Ins-Gesicht-schlagen, In-die-Augen-bohren, Beißen in Hände, Lippen oder andere Körperpartien. Diese Formen der Selbstbeschädigung treten meist in Verbindung mit einer Intelligenzminderung auf. Neben diesen Symptomen des selbstverletzenden Verhaltens treten jedoch auch bei Kindern und Jugendlichen habituelle Verhaltensweisen in Erscheinung, die durchaus zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und teilweise auch zu lebensbedrohlichen Selbstbeschädigungen führen können. Hierzu gehören: Trichotillomanie mit Trichophagie und die Pica-Symptomatik.

Stigmatisierung

Der soziologische Begriff der Stigmatisierung wird von der Rollentheorie, der Theorie des symbolischen Interaktionismus und der Ethnomethodologie als eine entehrende und vom gesellschaftlichen Leben ausschließende Bewertung von auffälligem Verhalten verstanden. Eingeführt wurde der Begriff von Erving Goffman. Die Stigmatisierung entsteht im gesellschaftlichen Leben, indem durch selektive Zuschreibung einer Person oder einer Klasse von Personen tatsächliche oder mögliche Eigenschaften zugeschrieben werden. “Es [das Stigma, d. Verf.] beruht auf Typifikationen, d. h. Verallgemeinerungen von teils selbst-gewonnenen, teils übernommenen Erfahrungen, die nicht mehr überprüft werden.”Stigmatisierungen werden an, von der Majorität abweichenden, sichtbaren und unsichtbaren Merkmalen angeknüpft. Als Eigenschaften dafür kommen beispielsweise in Frage: Körperliche Besonderheiten, spezielle Gruppenzugehörigkeit, Verhaltensformen oder Verdachts-merkmale. Charakteristisch für den Stigmatisierungsprozeß ist, daß ein vorhandenes Merkmal negativ von der Gesellschaft definiert wird, und daß im folgenden dem Merkmalsträger weitere negative Eigenschaften zugesprochen werden, die mit dem eigentlichen tatsächlichen Merkmal nichts mehr zu tun haben. “Diese Zuschreibung weiterer Eigenschaften kennzeichnen Stigmatisierungen als Generalisierungen, die sich auf die Gesamtperson in allen ihren sozialen Bezügen erstrecken. Das Stigma wird zu einem 'master status', der wie keine andere Tatsache die Stellung einer Person in der Gesellschaft sowie den Umgang anderer Menschen mit ihr bestimmt.”Der Stigmatisierte steht diesem Prozeß hilflos gegenüber und wird “in den meisten Fällen die Standards der Hauptgesellschaft für 'Normalität' verinnerlichen und die Zuschreibungen in die Vorstellung von sich selbst integrieren”.Er erlebt sich selbst als defizitär, entwickelt Schamgefühle oder andere passive Reaktionsvarianten (kompensierende Fertigkeiten, Psychosomatik usw.). Diese Reaktionen können wiederum von der Umwelt als Ausdruck der Abweichung aufgefaßt werden. Dadurch bilden Defekt und Reaktion quasi eine nahezu untrennbare Einheit. Es ist daher für den Betroffenen äußert schwierig aus dieser Stigmatisierung herauszukommen, denn egal wie er sich verhält, jedes Entgegenwirken wird als Bestätigung der zugeschriebenen Eigenschaften angesehen. Dadurch wird es dem Stigmatisierten fast unmöglich gemacht als vollwertiger Interaktionspartner Anerkennung zu finden. Weil es ihm schwerfällt zu beurteilen, wie sein Stigma und sein Merkmal vom aktuellen Interaktionspartner gesehen werden, wird er sich in Kommunkationen unsicher, verlegen, angespannt und ängstlich verhalten. “Für den Stigmatisierten ist es dann schwer, in derart verunsicherten Interaktionen seine persönliche Identität aufrechtzuerhalten oder zu entwickeln.”Funktion und Entstehung von StigmatisierungStigmata haben eine Orientierungsfunktion in sozialen Interaktionen. Die in ihnen enthaltenen Vorstellungen, Verhaltensanweisungen und Erwartungen strukturieren Situationen im voraus, verringern somit Unsicherheiten der Interaktionspartner und bieten ihnen Entscheidungshilfen. Sie führen jedoch auch zu einer selektierten und verzerrten Wahrnehmung und machen somit neue Erfahrungen unmöglich. In der Psychologie wird dabei vom Primacy-Effekt gesprochen, bei dem der erste Eindruck einer anderen Person meist auch dann noch bestehen bleibt, wenn der Interaktionspartner diesem nicht entspricht. Besonders häufig ist dieser Effekt bei negativen ersten Eindrücken. So werden als dumm, gefährlich oder inkompetent eingestufte Personen von vornherein gemieden und haben nur geringe Chancen zu beweisen, daß diese Etikettierung nicht zutrifft. Die Begegnung mit einem Stigmatisierten hat für einen 'Normalen' auch eine regulierende Funktion. Hohmeier spricht in diesem Zusammenhang von einer “Bedrohung der eigenen Identität”. Es erfolgt eine Erinnerung an eigene Abweichungstendenzen und der 'Normale' versucht durch Ablehnung, Interaktionsvermeidung und soziale Isolierung, sowie dem Herausstellen der   eigenen 'Normalität', das Gleichgewicht wieder herzustellen. Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene regulieren Stigmata den sozialen Umgang zwischen Majoritäten und Minoritäten ebenso wie den Zugang zu knappen Gütern der Gesellschaft (Berufchancen, Status usw.). Machtgruppen kann Stigmatisierung als ein Instrument für die Unterdrückung unerwünscher Gruppen dienen. Beispiele dafür sind die Judenverfolgung im dritten Reich oder die Diskriminierung von Ausländern. Stigmatisierte dienen als 'Sündenböcke', denen nahezu jede Schuld zugewiesen werden kann, um von der Aufdeckung und Beseitigung gesellschaftlicher Probleme abzulenken. Beispiel: 'Behinderte leben auf Kosten der Allgemeinheit'. Des weiteren bieten Stigmatisierte einen Kontrast zur eigenen Normtreue. “Ohne Stigmatisierte wäre es kein Vorteil 'normal' zu sein.”Hohmeier stellt vier Hypothesen zur Genese von Ausgrenzung bzw. Stigmatisierung vor. Die erste Hypothese bezieht sich auf die Herrschaftsstrukturen einer Gesellschaft. So bringen bestimmte Institutionen automatisch davon Deviante mit sich (Beispiel: Institution des Privateigentums den Dieb).Die zweite Hypothese besagt, daß sich durch die Entstehung neuer gesellschaftlicher Normen und Leistungsanforderungen Gruppen bilden, die diesen Anforderungen nicht gewachsen sind. Sie fallen durch das Netz sozialer Integration. Für eine Stigmatisierung müssen jedoch weitere Faktoren hinzukommen. Beispielsweise das Eingreifen bestimmter Kontrollinstanzen (Sozialarbeit, Justiz, Polizei usw.).Bei der dritten Hypothese beschreibt Hohmeier die Zweck-Mittel-Orientierung der Gesellschaft. Aufgrund von Anpassungsschwierigkeiten  mancher Gruppen (z. B. Behinderte) an die fortschreitende Rationalisierung gesellschaftlicher Verhältnisse (z. B. Arbeitsmarkt) geraten sie ins Abseits und sind durch das Unvermögen zur konformen Leistung diskreditierbar.  Inhalt der vierten Hypothese ist die anthropologische Grundausstattung des Menschen. So wird angenommen, daß durch ein natürliches oder anerzogenes Anliegen nach Unterscheidung von anderen Mitmenschen, “nach Triebentladung von Aggressionen, nach Projektion belastender Ansprüche sowie nach Entlastung durch Orientierung an übernommenen Vorurteilen”  die Bereitwilligkeit zur Stigmatisierung gegeben ist. Anlaß kann die zugrundeliegende Angst vor dem Andersartigen sein. Dynamik der Stigmatisierung: Da Ingroup-Favorisierung auf den relevanten Bewertungsdimensionen (ingroup-typische positive und outgroup-typische negative) durch eine Outgroup-Favorisierung auf den irrelevanten Dimensionen ausgeglichen wird (outgroup-typische positive und ingroup-typische negative, also relevante für Mitglieder der Outgroup!), ist der Befund bloßer Stereotypenakzentuierung gleichzeitig als fair und selbstwertsteigernd zu beurteilen: In spieltheoretischen Begriffen ist über wechselseitiges log-rolling eine Win-Win-Lösung erreicht, die zur gesellschaftlichen Stabilität der Stereotype beitragen kann. 

Stimmenhören (Phoneme) Siehe auch bei Schizophrenie

Besondere Form der akustischen Halluzination.Man kann verschiedene Deutlichkeits-, Leibhaftigkeitsgrade der Stimmen erfassen, ferner, ob die Stimmen den Kranken direkt ansprechen oder ob sie als Rede und Gegenrede von Drittpersonen empfunden werden. Manchmal ist zwischen Stimmenhören und Gedankeneingebung schwer zu unterscheiden.

Stimmung

Eine tiefgehende und anhaltende Emotion, die die Wahrnehmung der Umwelt färbt. Typische Beispiele für Stimmungen sind Traurigkeit, Gehobenheit, Ärger und Angst. Im Gegensatz zu Affekt als eher fluktuierende Änderungen im emotionalen ,,Wetter" bezieht sich Stimmung auf ein ausgedehnteres und überdauernderes ,,Klima". Arten von Stimmungen sind:- dysphorisch: Eine unangenehme Stimmung wie Traurigkeit, Angst oder Reizbarkeit. - euthym: Stimmung im ,,normalen" Bereich, was das Fehlen von gedrückter oder geho-ener Stimmung voraussetzt. - expansiv: Mangel an Zurückhaltung beim Ausdruck von Gefühlen, teilweise mit einer Überbewertung eigener Bedeutung und Wichtigkeit. - gehoben: Ein übertriebenes Gefühl von Wohlbefinden oder Euphorie oder freudiger Erregung. Eine Person mit gehobener Stimmung beschreibt ein Hochgefühl oder fühlt sich als ,,ekstatisch", ,,himmelhochjauchzend", ,,über den Wolken schwebend". - reizbar: Leicht zu verärgern und zur Wut zu reizen.

Störungen des Sozialverhaltens

Störungen des Sozialverhaltens sind durch ein sich wiederholendes und anhaltendes Muster dissozialen, aggressiven und aufsässigen Verhaltens charakterisiert. Dieses Verhalten übersteigt mit seinen gröberen Verletzungen die altersentsprechenden sozialen Erwartungen. Es ist also schwerwiegender als gewöhnlicher kindischer Unfug oder jugendliche Aufmüpfigkeit. Das anhaltende Verhaltensmuster muß mindestens sechs Monate oder länger bestanden haben. Störungen des Sozialverhaltens können auch bei anderen psychiatrischen Krankheiten auftreten, in diesen Fällen ist die zugrundeliegende Diagnose zu verwenden. Beispiele für Verhaltensweisen, welche diese Diagnose begründen, umfassen ein extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren, Grausamkeit gegenüber anderen Personen oder Tieren, erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, Feuerlegen, Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen oder Weglaufen von zu Hause, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche und Ungehorsam. Jedes dieser Beispiele ist bei erheblicher Ausprägung ausreichend für die Diagnose, nicht aber nur isolierte dissoziale Handlungen. Störungen des Sozialverhaltens zeigen eine hohe Stabilität und sind therapeutisch nur schwer zu beeinflussen. Damit treten vor allem präventive Maßnahmen in den Vordergrund. Ergebnisse von  2 Mannheimer Längsschnittstudien (Kurpfalzerhebung 8 - 25 Jahre, n = 399; Mannheimer Risikokinderstudie 0 - 11 Jahre, n = 362). Störungen des Sozialverhaltens entstanden in der Adoleszenz vor allem aus Hyperkinetischen Störungen bei entsprechenden familiären Belastungen. Auch frühe Störungen des Sozialverhaltens sind wesentlich mit psychosozialen Risikofaktoren assoziiert. Insbesondere bei Jungen waren psychische Störungen des Vaters und Broken Home Erfahrungen der Mutter gute Prädiktoren. Daneben lassen sich teilweise spezifische Symptommuster bis in die früheste Kindheit zurückverfolgen. Die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion ist dabei eine wesentliche vermittelnde Variable zwischen Risikofaktor und Verhalten des Kindes. Sie wird ihrerseits deutlich durch das Problemverhalten des Kindes beeinflußt.

Stottern

Allgemein gesagt, ist Stottern eine Störung des Redeflusses. Es tritt in der Regel erstmalig im Alter von 3 - 5 Jahren auf und kann sich in verschiedenen Formen zeigen: von lockeren Wiederholungen von Konsonanten am Anfang eines Wortes oder Satzes bis Wiederholungen von Wörtern und ganzen Satzteilen. Weiterhin können sogenannte Blocks auftreten, die sich von "Hängenbleiben" auf einen Konsonanten bis Mitbewegungen von verschiedenen Muskelgruppen zeigen können. Im Laufe unserer sprachlichen Entwicklung treten bei ca. 80% aller Kinder im Alter von 3-5 Jahren sogenannte Redeunflüssigkeiten auf. Lediglich bei ca. 2 % verfestigt sich diese Redeunflüssigkeit zu einem Stottern. Und bei einem geringen Anteil kann sich dies zu einem chronischen Stottern entwickeln (bei ca. 1% der Bevölkerung). Unterscheidung physiologische Redeunflüssigkeit: Wiederholungen von Wörtern, Satzteilen und in seltenen Fällen von Silben (z.B. "DaDaDaniel")Anfangsbuchstaben werden gedehnt, z.B. "Wwwwwo ist mmmmmeine Schere?" Unterbrechungen durch Pausen innerhalb eines Satzes beginnendes Stottern: vermehrt nur Lautwiederholungen an Stelle von Silben-, Wort und Satzwiederholungen, z.B. "BeBeBeBall" verlängertes Dehnen einzelner Laute Anzeichen körperlicher Anspannung bei den Wiederholungen Sprachlicher Rückzug des Kindes, d.h. es erzählt nicht mehr spontan und freudig oder bricht das Erzählen ab. Stottern ist meist keine Reaktion auf ein traumatisches Ereignis in der Kindheit! Es gibt zur Zeit keine schlüssige Erklärung für die Ursache des Stotterns, sondern lediglich verschiedene Erklärungsmodelle, die von neurologischen Ansätzen, erblich bedingten Ursachen bis hin zu sozial-psychologischen Erklärungen reichen. In jedem Fall bedeutet Therapie immer das Erlernen, mit dem Stottern umzugehen, weil nicht das Stottern das eigentliche Problem ist, sondern der Umgang mit dem Stottern. Die häufigste Reaktion ist das sogenannte Vermeideverhalten, das sich von "sich während des Sprechens Ersatzwörter überlegen" bis hin zur absoluten Isolierung aus der Gesellschaft äußern kann. Diesen "Teufelskreis" durchbrechen zu können, ist die Schwierigkeit bei diesem Therapiemodell. Es fordert vom Stotterer eiserne Disziplin und Selbstvertrauen. Aber die ersten Teilerfolge geben einen ausreichenden Motivationsschub, der es ermöglicht, die Therapie durchzuhalten. Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V.

Störung, psychische - unterschwellig

Unterschwellige psychische Störungen sind leicht ausgeprägte, symptomarme, maskierte, atypische oder auch intensivere, dann jedoch nur kurz dauernde psychopathologische Syndrome unterhalb der Schwelle operationalisierter Diagnosen. Es handelt sich um beginnende, intermittierende oder residuale Zustände bekannter psychischer Krankheiten oder um ("komorbide") Begleitsyndrome anderer psychischer oder somatischer Erkrankungen, möglicherweise teilweise auch um eigenständige Krankheitszustände. Sie sind, zumindest unterschwellige Depressionen und Angststörungen, mehr als doppelt so häufig wie spezifiziert diagnostizierbare psychische Störungen und haben ernste Konsequenzen sowohl im Hinblick auf individuelles Leiden als auch auf begrenzte finanzielle Ressourcen. Sie sind primär ein Problem der allgemeinärztlichen Versorgung. Vorrangige Aufgabe des niedergelassenen Arztes ist es, unter Klagen über Missbefindlichkeit beginnende oder residuale psychische Krankheiten zu erkennen und präventiv oder kurativ (aus-)zubehandeln bzw. komorbide psychische Störungen bei somatischen Erkrankungen mitzubehandeln

Strabismus concommitans

Begleitschielen oft bei hyperopen Kindern meistens Strabismus convergenz Behandlung sollte schon im Kleinkindesalter beginnen Abdeckprobe. Das fixierende Auge wird mit der Hand abgedeckt,  beim Strabismus convergenz wandert das nicht abgedeckte Auge von innen nach außen  beim Strabismus divergenz wandert das nicht abgedeckte Auge von außen nach innen.

Strabismus paralyticus

durch Augenmuskellähmung  oft Doppelbilder (=Diplopie), der Doppelbildabstand wird größer, wenn der Patient die Richtung blickt, bei der der gelähmte Muskel besonders aktiv sein müßte , oft kompensatorische Kopfhaltung, je nach Blickrichtung unterschiedliche Schielwinkel, primärer Schielwinkel (Fixation mit gesundem Auge) kleiner als der sekundäre Schielwinkel (Fixation mit gelähmten Auge)Trochlearisparese. Ausfall des M. obliquus superior, der das Auge nach unten innen zieht.  Das Auge hat dann eine Deviation nach außen oben   größter Abstand der höhendistanten Doppelbilder beim Blick nach innen unten   okuläre Schiefhals bei komopensatorischer Kopfhaltung Abducensparese. Ausfall des M.rectus lateralis, der das Auge nach außen zieht. Das Auge hat dann eine Deviation nach innen  Schielwinkel am größten bei Blickrichtung in Hauptwirkungsrichtung des gelämten Muskels, Blickfeldeinschränkung Oculomotoriusparese. Ausfall der übrigen Augenmuskeln, außerdem Ausfall des M.levator palpebrae, des M. ciliaris und des M. shincter pupillae. Das Auge hat dann eine Deviation nach unten außen, außerdem eine Ptosis, eine weite, lichtstarre Pupille und kann nicht akkomodieren.

Stupor, dissoziativer 

Dissoziativer Stupor wird aufgrund einer beträchtlichen Verringerung oder des Fehlens von willkürlichen Bewegungen und normalen Reaktionen auf äußere Reize wie Licht, Geräusche oder Berührung diagnostiziert. Dabei lassen Befragung und Untersuchung keinen Anhalt für eine körperliche Ursache erkennen. Zusätzliche Hinweise auf die psychogene Verursachung geben kurz vorhergegangene belastende Ereignisse oder Probleme.

Stuhlinkontinenz

 Unfähigkeit, den Stuhl- und/oder Windabgang willkürlich zu kontrollieren. Man kann prinzipiell zwischen einer Grob- (Unfähigkeit festen Stuhl zu halten) und einer Feininkontinenz (Unfähigkeit breiig-flüssigen Stuhl zu halten) unterscheiden.Die Prävalenz bei Berufstätigen ist mit ca. 4 : 1000 sehr gering. Bei über 65jährigen steigt sie jedoch sprunghaft auf 5 % an. Bei pflegebedürftigen Patienten und Heimbewohnern ist in bis zu 50 % der Fälle mit einer analen Inkontinenzproblematik zu rechnen (hohe Dunkelziffer).Ursachen: muskuläre Inkontinenz: direkte traumatische Schädigung der Sphinktermuskulatur, z. B. postoperativ, nach Pfählungsverletzung, durch Analfisteln oder durch Denervierung der Muskulatur durch Dehnungsschaden des N. pudendus nach vaginalen Geburten, sensorische Inkontinenz: im Rahmen einer Polyneuropathie (z. B. Diabetes mellitus) oder nach Entfernung der sensiblen Analschleimhaut durch Hämorrhoidenoperation, neurogene Inkontinenz: bei Schädigung des Sakralmarks, z. B. traumatisch oder bei Spina bifida, zerebralen Läsionen im frontalen Kortex oder ZNS-Systemerkrankungen wie multiple Sklerose, eingeschränkte Reservoirfunktion: nach operativer Verkleinerung des Rektums (anteriore Rektumresektion), bei verminderter Wandelastizität des Rektums im Rahmen einer Proktitis. Infusionsretentionstest (normalerweise können >0,8 l Wasser eingehalten werden). Die anorektale Manometrie sowie das Analsphinkter-EMG dienen zur differenzierten Ursachenklärung. Die anale Endosonographie kann lokalisierte Sphinkterdefekte nachweisen.

Subarachnoidalblutung

Blutung unter die Spinnwebhaut des Gehirns, meist durch Riß bestimmter Hirngefäße, Meist nach Trauma, begünstigt durch Alter und Alkoholmißbrauch Bei einer Subarachnoidalblutung (SAB) infolge eines Hirnarterienaneurysmas ist die Mortalität ohne Operation hoch (60% nach 8 Wochen); ca. 30% der Patienten erleiden innerhalb von 4 Wochen nach der ersten Blutung eine Nachblutung mit einer primären Mortalität von 43%. In 26% der Fälle treten zerebrale Vasospasmen mit neurologischen Ausfällen auf. Symptome: Heftiger Kopfschmerz, Nackensteife, Bewußtseinstrübung (in Abhängigkeit von der Schwere der Blutung), evtl. Hemiparesen bei intrazerebralem Hämatom. Diagnose: Die Sicherung der Diagnose erfolgt über ein primäres CT zum Nachweis von Blut in Subarachnoidalräumen und basalen Zisternen. Außerdem wird zur Lokalisation der Blutungsquelle eine Angiographie durchgeführt. Zum Ausschluß zerebraler Vasospasmen erfolgt eine transkranielle Dopplersonographie. Im Rahmen der Primärversorgung an kleinen und mittleren Kliniken wird auch oft eine Lumbalpunktion durchgeführt.

Sublimierung/Sublimation

Sublimierung/Sublimation = Es-Impulse werden von einem - vom Über-Ich nicht akzeptierten - Ziel auf ein sozial akzeptiertes (Kunst, Caritas) umgelenkt - Grundlage für die Entwicklung jeglicher Kultur nach Freud: aus primitiven Formen der Triebbefriedigung werden im Laufe der kindlichen Entwicklung höhere, sozial akzeptierte Formen gebildet, z.B. wird das kindliche Spiel mit Matsch und Kot zum kreativen Gestalten des Erwachsenen oder das kindliche Spiel des Auseinander- und wieder Zusammenbauens von Spielzeug wird zur konstruktiven Ingenieurstätigkeit, etc.

Substanzmißbrauch

DSM-IV-Kriterien „Substanzmißbrauch"A. Ein unangepaßtes Muster von Substanzgebrauch führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigungen oder Leiden, wobei sich mindestens eines der folgenden Kriterien innerhalb desselben 12-Monats-Zeitraums manifestiert:

(1) Wiederholter Substanzgebrauch, der zu einem Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause führt …

(2) Wiederholter Substanzgebrauch in Situationen, in denen es aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährung kommen kann …

(3) Wiederkehrende Probleme mit dem Gesetz in Zusammenhang mit dem Substanzgebrauch …

(4) Fortgesetzter Substanzgebrauch trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischen-menschlicher Probleme, die durch die Auswirkungen der psychotropen Substanz verursacht oder verstärkt werden…

B. Die Symptome haben niemals die Kriterien für Substanzabhängigkeit der jeweiligen Substanzklasse erfüllt …

Unter „schädlichem Gebrauch“ von Alkohol versteht die ICD-10 ein Konsummuster mit tatsächlichen schädlichen Gesundheitsfolgen für Psyche und /oder Physis des Konsumenten. Dazu zählen sowohl körperliche als auch psychische Störungen wie z.B. depressive Episoden nach massivem Alkoholkonsum. Die Ablehnung des Konsumverhaltens durch andere Personen oder negative soziale Folgen wie z.B. Eheprobleme stellen kein Kriterium für schädlichen Gebrauch dar. Ebenfalls eine akute Intoxikation beweist allein nicht den Gesundheitsschaden, der für die Diagnose erforderlich ist. 

Sudecksche Dystrophie  siehe Kausalgie

Suggestion

Suggestion ist ein ich-fremder Einfluß, der bei positiver emotioneller Wechselbeziehung angenommen und autosuggestiv verarbeitet wird." Umgangssprachlich drückt Suggestion einen Gegensatz zu rationalem Überzeugen aus. Suggestive Elementespielen in fast jeder therapeutischen Situation eine Rolle, z.B. wenn (unsystematisch) das Vertrauen eines Patienten in seine Ärzte oder z.B. der Glaube an technische Geräte oder Pharmaka im Heilungsprozeß (u.a. bei „Verschreibungen") eingesetzt werden. Die wissenschaftlichen Begriffsbestimmungen im Hinblick auf den gezielten und systematischen Gebrauch (bes. bei der Hypnose) sind uneinheitlich und reichen von der „Einführung einer Vorstellung in das Gehirn [eines anderen]..., die von diesem angenommen wird" bei Bernheim über die Betonung des affektiven Moments mit der „unmittelbar reizmäßigen Übertragung" bei Kretschmer zu sozialpsychologischen Aspekten im Sinne der „Übernahme der Bewußtseinsinhalte eines anderen durch die Wir- bildung bei Strauss.

Suizid

Unter Suizid (Selbstmord und -beschädigung) versteht man nach neueren Definitionen eine Handlung mit Todesfolge, die mit bewußter Absicht durchgeführt wird. Da sich die Erfahrung der Unausweichlichkeit und Endgültigkeit des Todes erst in der Präpubertät einstellt, ist fraglich, ab welchem Alter man tatsächlich von Suizid sprechen kann. Als Suizidversuch (Selbstbeschädigungsversuch) bezeichnet man ein Verhalten, das in selbstmörderischer Absicht mit nichttödlichem Ausgang erfolgt. Dazu zählen auch Handlungen, die unterbrochen wurden, bevor eine tatsächliche Schädigung eintrat. Suizid-Gesten sind Handlungen, die keine ernsthafte Lebensgefahr nach sich ziehen. Suiziddrohungen umfassen alle verbalen Äußerungen oder Handlungen, die selbstschädigendes Verhalten ankündigen. Suizid-Ideen (Absichten) sind Gedanken an suizidale Handlungen.1995 gab es in Deutschland 12 888 Todesfälle wegen Suizid. Es handelte sich zu 71,6% um Männer und zu 28,4% um Frauen. Die standardisierte Sterbeziffer lag in Deutschland bei 14,6 je 100 000 Einwohner, im Osten war sie mit 17,5 deutlich höher als im Westen mit 13,9. Von 1980-1995 sind die Todesfälle wegen Suizid im Westen bei Männern um 26,8% und bei Frauen um 43,1% zurückgegangen, im Osten um 40,1% bzw. 60,3% Besonders erhöhtes Suizidrisiko Depressive: Die Untergruppe der affektiven Psychosen weist insgesamt das höchste Suizidrisiko auf. Die Suizidrate liegt je nach beurteiltem Schweregrad der depressiven Symptomatik zwischen 4% bei allen depressiven Syndromen und 14-15% bei depressiven Patienten, die wegen dieser Erkrankung stationär behandelt wurden. Bei Patienten mit Schizophrenieerkrankungen werden Suizidraten von bis zu 13% geschätzt . Alkoholiker: Die Suizidrate beträgt etwa 2% bei unbehandelten und bis zu 3,4% bei behandelten Alkoholikern. Das Risiko einer Suizidhandlung scheint im mittleren Lebensalter höher zu sein als in jüngeren Jahren. Alte und Vereinsamte: Das Suizidrisiko nimmt mit dem Alter vor allem für Männer zu. Die Suizidgefährdung Medikamenten- und Drogenabhängiger dürfte 5-50mal höher sein als in der Gesamtbevölkerung. Personen mit Suizidankündigungen. Personen, die schon einen Suizidversuch unternommen haben, weisen nach einschlägigen Studien Suizidraten von 7-22% auf. Zu den Risikogruppen zählen außerdem noch chronisch Kranke mit geringer oder fehlender Heilungsaussicht oder einem hohen Sterberisiko. Bei Dialysepatienten soll das Suizidrisiko 100-400mal größer sein als das der Normalbevölkerung, bei Magersucht 20mal, bei HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen 7mal, bei Krebserkrankungen nach Schätzungen bis zu 20mal. Außerdem werden Personen in Haft - insbesondere in Untersuchungshaft - als besonders suizidgefährdet angesehen.Kap. 5.16 Suizid (Teil 1) [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998

SUNCT-Syndrom

einseitige um das Auge herum lokalisierte Schmerzattacken von 10-120sec Dauer mit stechendem Charakter 

begleitend: Augenrötung, Gesichtsschwitzen, hängendes Lid, enge Pupille, Lidödem

Triggerbarkeit z.B. durch Gähnen, Laufen 

Auschluß einer symptomatischen Ursache 

bisher keine wirksame Therapie bekannt, da erst 1998 definiert. 

Syndrom

Eine Zusammenfassung, die auf dem häufigen gemeinsamen Auftreten von Zeichen und Symptomen beruht, die Gemeinsamkeiten hinsichtlich der zugrundeliegenden Pathogenese, des Verlaufes, des familiären Musters oder der Wahl der Behandlung aufweisen.

Syringomyelie

Syringomyelie oder auch Hydromyelie, Hydrosyringomyelie wird oft als eine Zyste im Rückenmark beschrieben. Bei dieser Zyste handelt es sich um einen länglichen Hohlraum im Inneren des Rückenmarks, der mit Nervenwasser (Liquor) gefüllt ist. Der Name Syring kommt aus dem Griechischen und bezeichnet den Hohlraum. Die Syring übt Druck auf die umgebenden Nervenbahnen des Rückenmarks aus und kann dadurch zu dauerhaften Schäden führen, die von geringfügigen Gefühlstörungen bis zu schweren Lähmungen reichen können. Wenn Symptome aufgetreten sind, kann man davon ausgehen, daß die Krankheit im Lauf der Zeit weiter fortschreitet. Allerdings ist nicht vorhersehbar, in welcher Geschwindigkeit das geschieht und wie weit das geht. Bis zum Auftreten starker Lähmungen dauert es in den meisten Fällen mehrere Jahre oder Jahrzehnte. Hervorgerufen wird die Syring meistens durch Störungen im Fluss des Liquors, der das gesamte zentrale Nervensystem aus Gehirn und Rückenmark umgibt. Solche Störungen können dazu führen, daß sich das Nervenwasser in der Nähe dieser Störung im Inneren des Rückenmarks aufstaut und sich eine Syring ausbildet. Dies ist eine etwas grobe Beschreibung, die genauen Prozesse, die zur Bildung der Syring führen, sind erst seit kurzem bekannt und zum Teil noch Gegenstand der Forschung. Eine eindeutige Diagnose kann man durch die Kernspin- bzw. Magnetresonanztomographie stellen. Auf den Bildern ist die Syring auch ohne Verwendung von Kontrastmitteln zu sehen.