Vorbemerkung:                                                                                                                   09

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse - ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

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Wahn

Eine falsche Gewissheit, die mit Überzeugung aufrechterhalten wird, auch wenn sie im Widerspruch zur Realität steht.Man kann Wahn definieren als krankhaft entstandene Fehlbeurteilungen der Realität, die mit apriorischer Evidenz (erfahrungsunabhängiger Gewißheit) auftreten und an denen mit subjektiver Gewißheit festgehalten wird, auch wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit und zur Erfahrung der gesunden Mitmenschen sowie zu ihrem kollektiven Meinen und Glauben stehen. Wahn gibt es bei verschiedenen Psychosen, er ist nicht spezifisch fur die Schizophrenie Der Kranke hat im allgemeinen nicht das Bedürfnis nach einer Begründung seiner wahnhaften Meinung, ihre Richtigkeit ist ihm unmittelbar evident. Ein Wahn ist allgemein eine objektiv falsche Überzeugung, die aus einer krankhaften Ursache heraus entsteht und trotz vernünftiger Gegengründe aufrecht erhalten wird. Beispielsweise haben manche Patienten das Gefühl, bestimmte Vorgänge in ihrer Umgebung hätten speziell etwas mit ihnen zu tun, auch wenn dies objektiv nicht der Fall ist. So können sie z. B. annehmen, daß andere Menschen über sie reden, daß sich Radio- oder Fernsehsendungen oder Zeitungsberichte auf sie beziehen oder daß Gegenstände oder Ereignisse in ihrer Umgebung ihnen bestimmte Zeichen geben. Andere Betroffene fühlen sich verfolgt und beeinflußt durch andere Menschen oder außerirdische Mächte, oder sie befürchten, daß bestimmte Strahlen oder Gifte auf ihren Körper einwirken.Der Wahn kann sich in zahlreichen Formen zeigen und verschiedene Bereiche betreffen. So unterscheidet man z. B. Beziehungswahn, Beeinträchtigungswahn, Verfolgungswahn, Vernichtungswahn, religiösen Wahn, Eifersuchtswahn, Liebeswahn, Größenwahn und Kleinheitswahn. Während der akuten Krankheitsepisode halten die Patienten diese Gedanken oder Erlebnisse für völlig realistisch und können nicht verstehen, daß z. B. die Angehörigen oder der Arzt anderer Meinung sind. Nach Beendigung der akuten Krankheitsepisode können die meisten Betroffenen aber erkennen, daß es sich nur um krankheitsbedingte "Einbildungen" gehandelt hatte. Systematisierter Wahn: Liegt vor, wenn ein Wahn in der sogenannten Wahnarbeit durch Verknüpfungen, Beziehungseetzungen, ,,Begründungen" und ,,Beweise", Bestätigungen, Ableitungen und dergleichen zusammenhängend ausgestaltet wird. Zu diesem Ausbau können neue Wahnwahrnehmungen und Wahneinfälle, reale Wahrnehmungen und Erfahrungen sowie auch sekundäre Wahnerscheinungen (z. B. der Erklärungswahn) herangezogen werden. Es gibt aber auch Wahnsysteme, bei denen offenbar nur die allererste Voraussetzung eindeutig wahnhaft ist. Die Wahnformung vollzieht sich am häufigsten erst im längeren Verlauf der Psychose und ist weitgehend von der Gesamtverfassung des Kranken abhängig. Es gibt chronische Psychosen mit sehr gut erhaltener Persönlichkeit, bei denen ein systematisierter Wahn das einzige offenkundige Symptom zu sein scheint. Bei der Paranoia ist immer ein Wahnsystem entwickelt.

Wahndynamik

Die affektive Anteilnahme am Wahn; die Kraft des Antriebes und die Stärke der Affekte, die im Wahn wirken. Für den Untersucher ist die Wahndynamik zu erschließen aus der Art, wie der Wahn vorgetragen wird. Zwischen lebhafter Wahndynamik mit antriebsstarker Produktivität, lebhaftem Vordrängen des Wahnes und einem eintönig starren Festhalten an einem (dann oft alten) Wahn, oft auch ohne affektive Bewegtheit mit Herunterleiern des Wahns, so daß die psychotische Wahnproduktivität ausgebrannt erscheint, gibt es alle Ubergänge. Vollziehen sich z. B. Wahneinfalle vor dem Hintergrund lebhaften oder stürmischen affektiven (wenn auch gelegentlich parathymen) Mitschwingeris, bewegter Psychomotorik oder gesteigerten Antriebs, sind die Wahngedanken fließend, wechelnd und durch intensives Reagieren des Kranken ausgezeichnet, so besteht eine stark ausgeprägte Wahndynamik. Werden dagegen vom Kranken z. B. Wahneinfalle ohne nennenswertes emotionales Reagieren, ohne erkennbare Tendenz zur produktiven Ausweitung vorgebracht, so liegt nur eine geringe Wahndynamik vor. Bei alten Schizophrenen scheint es oft ein affektleeres, eingeschliffenes Herunterleiern, ohne daß hier noch ein echtes Erleben des Wahnes spürbar wäre (Residual-Wahn).

Wahnhafte Störung

Eine Störung charakterisiert durch die Entwicklung eines einzelnen Wahns oder mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte, die im allgemeinen lange, manchmal lebenslang, andauern. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich. Eindeutige und anhaltende akustische Halluzinationen (Stimmen), schizophrene Symptome wie Kontrollwahn oder Affektverflachung und eine eindeutige Gehirnerkrankung sind nicht mit der Diagnose vereinbar. Gelegentliche oder vorübergehende akustische Halluzinationen schließen besonders bei älteren Patienten die Diagnose jedoch nicht aus, solange diese Symptome nicht typisch schizophren erscheinen und nur einen kleinen Teil des klinischen Bildes ausmachen.

Wahnstimmung

Ist die erlebte Atmosphäre des Betroffenseins, des bedeutungsvollen Angemutetwerdens in einer verändert erlebten Welt oder auch durch ein verändert erlebtes Ich, wobei der Kranke nicht unbedingt einen konkreten Inhalt angeben muß. Diese Stimmung besteht in einem unmotivierten, d. h. dem Gesunden nicht zwingend nachvollziehbaren Bedeutungszumessen und Inbeziehungsetzen, Meinen, Vermuten und Erwarten. Bei der (subjektiven) Überzeugung von der Richtigkeit des wahnhaft Erlebten (Wahngewißheit, apriorisches ,,Wissen") gibt es die verschiedensten Grundtönungen der Stimmung, am häufigsten die Stimmung der Unheimlichkeit, des Verändertseins (des Kranken selbst oder seiner Umgebung), des Erschüttert- und Erschrecktseins, der Bedrohung, der Angst, des Argwohns, der Ratlosigkeit, manchmal auch der Gehobenheit und Zuversicht. (Beispiele: es liegt etwa in der Luft, es kommt etwas heran, alltägliche Dinge der Umgebung erhalten eine besondere Bedeutung etc.)

Wahnwahrnehmung

Richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine abnorme Bedeutung (meist im Sinne der Eigenbeziehung), die ihnen objektiv nicht zukommt. Die Wahnwahrnehmung ist also eine wahnhafte FehlInterpretation einer wirklichen Wahrnehmung. Beispiel: Dieser Streifen am Himmel (ein Kondensstreifen von einem Flugzeug) ist ein Fingerzeig Gottes. - Daß der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum Abschied die Hand gab, bedeutet, daß ich doch Krebs habe. Nicht zu verwechseln mit illusionärer Verkennung. Wahneinfall nennt man das plötzliche Ankommen (,,Einfallen") von wahnhaften Meinungen.

Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen

Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen Besonders das schizophrene Krankheitsbild geht oft auch mit Wahrnehmungsstörungen einher, die alle Sinne betreffen können. Die Patienten hören, fühlen, sehen, riechen oder schmecken Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Man nennt dies auch Sinnestäuschungen oder Halluzinationen. So hören die Betroffenen z. B. Stimmen von tatsächlich nicht anwesenden Personen, die sich über sie unterhalten, ihnen Befehle geben oder ihr Tun mit Bemerkungen kommentieren oder die drohen, schimpfen, rufen oder flüstern. Es kommen auch reine Geräuschhalluzinationen vor, wobei die Patienten Töne und Geräusche hören, wie z. B. ein Klopfen, Donnern, Summen oder Pfeifen. Geruchs- oder Geschmackshalluzinationen können sich z. B. darin äußern, daß die Patienten meinen, sie würden unangenehme Düfte riechen oder alles, was sie essen, würde z. B. nach Seife oder Essig schmecken. Oft gehen diese Halluzinationen mit der Angst einher, vergiftet zu werden.Die Halluzinationen können für Patienten absolut realistisch sein, und sie fühlen sich sogar mißverstanden, wenn Ärztin/Arzt oder Angehörige darauf hinweisen, daß das, was sie erleben, nicht in Wirklichkeit vorhanden ist. Dies ist ganz typisch für die Krankheit, und wenn es den Kranken wieder besser geht, können sie erkennen, daß sich diese Erlebnisse nur "in ihnen selbst" abgespielt haben.

Wernickeencephalopathie (Polioencephalopathie Wernicke)

Das lebensbedrohliche Krankheitsbild tritt meist akut auf. Leitsymptome:  Bewußtseinstrübung,  Ataxie, Augenmuskellähmung, Gedächtnisstörungen, Kombination mit Delirium tremens. Wichtig: Das Auftreten einer Wernicke-Enzephalopathie zwingt zur sofortigen hochdosierten parenteralen Vitamin-B1l-Therapie (bereits vor der in jedem Fall notwendigen Klinikeinweisung!).Man gibt Thiamin 50 mg i. v. und 50 mg i. m., dann bis zur Normalisierung der Ernährung täglich 50 mg i. m. Mit möglicherweise gefährlichen aber sehr seltenen allergischen Reaktionen auf das Thiamin muß gerechnet werden! 

Werther- Effekt

Nach der Veröffentlichung von Goethes Liebesdrama gab es eine Welle von Suizidversuchen und auch Suiziden. Ähnliches ist immer wieder nach Suiziden in der personellen Umgebung  wie auch nach Suiziden berühmter Stars zu beobachten. Den selben Effekt hat auch die hohe publizistische Ausschlachtung besonders von Jugendgewalt – ob nun die Gewalttaten in Littleton oder Steinewerfer auf den Autobahnbrücken. Pubertierende sind besonders leicht beeinflußbar, besonders labil und emotional unausgeglichen entsprechend sind solche Effekte ebenso wie die Beeinflußbarkeit durch die Massenmedien dort am größten.

Wesensveränderung, alkoholtoxische

Sie läßt einzelne vorgegebene Persönlichkeitseigenheiten stärker in Erscheinung treten; sie impliziert aber auch eine Veränderung der Reaktionsmuster des Betroffenen auf alltägliche Belastungen und chronische Konflikte. Stimmungsschwankungen, Antriebsstörungen, vermindertes Durchhaltevermögen, mangeihafte Konzentration, Beeinträchtigung zielgerichteten Handelns, Interessenverarmung und Einbußen an verläßlicher Kontinuität eigenen Handelns lassen den Alkoholkranken wesensmäßig unharmonisch-entdifferenziert erscheinen. Die Wesensveränderung mischt sich mit und wird damit Teil der Depravation des Suchtkranken. Sie kann sich in Kritik- und Urteilsschwäche, Unehrlichkeit, Verwahrlosung, Dissozialität und Kriminalität manifestieren und ist immer Ausdruck der im Zentrum getroffenen und veränderten (,,entkernten") Persönlichkeit, der das Vermögen verloren gegangen ist den eigenen Seinsentwurf zu leben. Zur Wesensveränderung gehören auch die Dissimulations-, Bagatellisierungs- und Verleugnungstendenzen bezüglich der eigenen Trinkgewohnheiten, welche man mit mangelnder Krankheitseinsicht nur unvollkommen zu umschreiben versucht. Je deutlicher die Zeichen eines organischen Psychosyndroms, um so uniformer zeigt sich die alkoholtoxische Wesensänderung und verwischen sich die individuellen Besonderheiten. So wichtig im Einzelfall die aktuelle psychopathologische Struktur der Wesensänderung auch sein mag (zumal sie therapeutisch und prognostisch von hoher Wertigkeit ist), so liegt ihre folgenreichste Auswirkung im Bereich der zwischenmenschlichen und sozialen Bezüge und Wechselwirkungen. 

Wiederholungszwang

  Bezeichnung  für zwanghafte u. wiederholte Exposition gegenüber einer psychisch traumatisierenden Situation; Vork. z.B. bei Neurose.

Willensschwäche

Die Unfähigkeit, zielgerichtete Handlungen zu beginnen und durchzuführen. Wenn die Willensschwäche schwer genug ist, um als pathologisch zu gelten, ist sie tiefgreifend und hält die Person von vielen unterschiedlichen Arten von Handlungen ab (z. B. Arbeit, intellektuelle Herausforderungen, Selbstversorgung).

Wunschdenken

Hoffnung, daß das Problem durch äußere Faktoren gelöst wird.

Wut

Wut, Ärger und Zorn beziehen sich  auf negativ evaluierte Ereignisse,  hier wird die Ursache nicht intern, sondern extern attribuiert. Wichtig ist dabei die Status- oder Stärkedifferenz zwischen Subjekt und Objekt bzw. die Einschätzung der eigenen Wut und Schuldgefühlen, die sich gleichzeitig oder in kurzer Folge gegenseitig auslösen und zu einer emotionalen Eskalation führen können.  „Scham-Wut-Spirale",   gemeint sind sich wiederholende und sich in Intensität und Dauer steigernde Sequenzen der beiden Emotionen, die in Interaktionen auftreten.  Die Scham-Wut-Spirale ist eine Variation des Zusammenhangs von Scham, Wut und Schuldgefühlen und  in der Interaktion von Scham und Wut liegt der dynamische Kern des Phänomens.

 

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 Xenomanie

Vernarrt sein in fremde, ungewöhnliche Dinge. Abnorme Schwagerschaftsgelüste.

Xenophobie

Angst vor allem Fremdartigen.

 

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 Yoga

Aus der indischen Philosophie abgeleitete "Kunst der leib-seelischen Selbstkontrolle". Besteht aus einer Fülle von Körperhaltungen ( Asanas), Atemübungen (Pranajamas) und Meditationsmethoden.

 

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Zähneknirschen

Nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) kommt sehr häufig vor und steht offensichtlich in keiner Verbindung zu ernsthaften physischen oder psychischen Erkrankungen. Ist aber häufig ein Zeichen vermehrter innerer Anspannung. In schwerwiegenden Fällen können kieferorthopädische Maßnahmen (Aufbißschiene) zur Vermeidung einer starken Abnutzung der Zähne beitragen.

Zentralarterienverschluß

Ursache:Arteriosklerose, Arteriitis temporalis (mit Kopfschmerz, BSG-Erhöhung und Visusverschlechterung), Befund plötzliche, einseitige schmerzlose Sehverschlechterung, kein Blendungsgefühl, verengte Netzhautarterien,diffuses Netzhautödem, afferente Störung der Pupillomotorik,· weißlicher, ödematöser Bereich im Versorgungsgebiet der verschlossenen Arterie, kirschrote Fleck im Bereich der Macula (Choroidea schimmert durch), bei zilioretinaler Arterie in diesem Bereich erhaltene Durchblutung.

Zönästhesie

Der Begriff Zönästhesie, zusammengesetzt aus dem griechischen Koine und Aisthesis, bedeutet wörtlich übersetzt: Allgemeine Empfindung oder, als entsprechender deutscher Begriff: „Gemeingefühl". Dieser Terminus war in der Physiologie und Psychologie des 19. Jahrhunderts gängig, um das Leiberleben im Grenzgebiet zwischen Psychischem und Physischem zu beschreiben. In den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts, maßgeblich beeinflußt durch die grundlegenden Arbeiten von Huber und Glatzel u. Huber, wurde der Begriff hauptsächlich in pathologischen Zusammenhängen gebraucht. Als Zönästhesien wurden nun qualitativ eigenartige Leibgefühlsstörungen bezeichnet, welche in verschiedene Teile des Körpers projiziert werden. Die von den Patienten geschilderten bizarren, fremdartigen Sensationen werden mit Vorliebe in das Körperinnere projiziert, in Organe, von denen man normalerweise keine bewußte Empfindung hat. Neben umschriebenen Schmerzsensationen von z.T. bohrenden, reißendem oder brennendem Charakter werden ziehende, kreisende oder steigende Leibgefühle, Elektrisierungs- oder thermische Sensationen, Zug- oder Druckempfindungen im Körperinnern sowie das Gefühl einer Verkleinerung oder Schrumpfung beschrieben. Daneben finden sich häufig Taubheits-, Steifigkeits- und Fremdheitsempfindungen bis hin zu Entfremdungserlebnissen im eigenen Körper sowie Erlebnisse des Nichtvorhandenseins von Organen oder Extremitäten.

Die Zönästhesien sind als Symptom zu werten, welches bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen auftritt, selten jedoch auch bei neurologischen Erkrankungen, z.B. entzündlichen oder tumorösen Erkrankungen des zentralen Nervensystems beobachtet werden kann. Zönästhesien sind als abnorme Körpermißempfindungen oder leibliche Beeinflussungserlebnisse im Sinn von Leibhalluzinationen definiert, welche in verschiedene Teile des Körpers projiziert werden. Die Patienten klagen häufig über unerträgliche Schmerzen oder Mißempfindungen, welche auch Organe betreffen können, von denen normalerweise keine bewußte Empfindung besteht. Zönästhesien sind als Symptome zu werten, die bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen, z.B. Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, beobachtet werden. Sie können jedoch auch Symptome neurologischer Erkrankungen sein, z.B. von entzündlichen oder tumorösen Erkrankungen des ZNS, weshalb eine ausführliche Differentialdiagnostik erforderlich ist.Während Zönästhesien in späten Krankheitsstadien aufgrund ihres „bizarren" Charakters leicht zu erkennen sind, kann die Einordnung in Frühstadien, in denen häufig nur schwer lokalisierbare Brennschmerzen oder Mißempfindungen berichtet werden, schwierig sein.Trotz der unspezifischen Beschwerdeschilderung werden aufgrund des hohen Leidensdrucks der Patienten nicht selten wiederholt weitreichende, z.T. invasive und manchmal unnötige diagnostische und therapeutische Maßnahmen veranlaßt. Als Therapie erster Wahl gelten in Abhängigkeit von der Grunderkrankung Neuroleptika, wobei sich die therapeutische Beeinflußbarkeit der Symptome schwierig gestalten kann.

Zwangsdenken

Zwanghaft persistierende Denkinhalte. Charakteristisch ist das Sich-Aufdrängen und Beharren von Vorstellungen, die zwar abgelehnt werden, sich aber doch durch willentliche Beeinflussung nicht abstellen lassen. Zwanghafte Vorstellungen müssen inhaltlich nicht unsinnig sein. Als unsinnig oder jedenfalls ungerechtfertigt kann aber ihre Persistenz und Penetranz empfunden werden. Man faßt hier zusammen: Zwangsideen, -gedanken, -vorstellungen, -erinnerungen, -fragen, -grübeln, -befürchtungen. Sie können die Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen oder Zwangsimpulsen annehmen, die fast immer für die betreffende Person quälend sind. Manchmal sind diese Ideen eine endlose Überlegung unwägbarer Alternativen, häufig verbunden mit der Unfähigkeit, einfache, aber notwendige Entscheidungen des täglichen Lebens zu treffen. Die Beziehung zwischen Grübelzwängen und Depression ist besonders eng. Eine Zwangsstörung ist nur dann zu diagnostizieren, wenn der Grübelzwang nicht während einer depressiven Episode auftritt und anhält.

Zwangsimpulse

Immer wieder zwanghaft gegen inneren Widerstand sich aufdrängende innere Antriebe, bestimmte Handlungen auszuführen, z. B. etwas zu kontrollieren, aus dem Fenster zu springen, jemanden zu attackieren, obszöne Worte auszustoßen (Koprolalie), zu zählen, zu rechnen (Arithmomanie).

Zwangsstörung

Wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, der Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden. Zwangshandlungen oder -Rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihr Schaden bringen oder bei dem sie selbst Unheil anrichten könnte. Im allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangshandlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich. (Angst?) Unangenehmer beharrlicher „affekt-logischer" Gedanke  Unbehagen, Angst => Zwangsimpuls (bei reinen Zwangsgedanken serienförmig perseverierende und nur allmählich abklingende „Gedankenschleife")  =>Zwangshandlung  =>Abnahme der Angst   =>Gefühl der Entlastung, Entspannung (Minuten bis Stunden)  => unangenehmer beharrlicher Gedanke  =>Angst  => Zwangsimpuls  =>Zwangshandlung evtl. Integration der Zwangshandlungen in alltägliche Routine.

Zwangshandlung

Die meisten Zwangshandlungen beziehen sich auf Reinlichkeit (besonders Händewaschen), wiederholte Kontrollen, die garantieren, daß sich eine möglicherweise gefährliche Situation nicht entwickeln kann oder übertriebene Ordnung und Sauberkeit. Diesem Verhalten liegt die Furcht vor einer Gefahr zugrunde, die den Patienten bedroht oder von ihm ausgeht; das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese Gefahr abzuwenden Zwanghafte, evtl. auch gegen den eigenen Willen impulsartig ausgeführte Handlung, die als Ich-fremd erlebt wird u. deren Ausführung nicht mit Lustgewinn verbunden ist, sondern der Vermeidung von Angst dient; z.B. Waschzwang, Zählzwang ; Vork.: u.a. bei Zwangsneurose, psychotischer Depression u. Schizophrenie. Meist wird ein Zwangsritual oder Zwangszeremoniell ausgeführt, z. B. das Zwangsritual des Waschens. Das Ritual muß meistens in genau vorgeschriebener Form, oft in bestimmter Häufigkeit der Wiederholung ausgeführt werden. Wo ein Zwangsritual ausgeführt wird, findet man oft auch ,,folie de doute", das ist der Zweifel, ob das Ritual auch richtig nach ,, Vorschrift" ausgeführt worden ist. Aber auch ohne ,,folie de doute" gibt es häufige Wiederholungen der Zwangsrituale. 

Zwangslachen, Zwangsweinen

Pathologisches Lachen und Weinen als Enthemmungsphänomene von angeborenen Ausdrucksbewegungen bei zerebralen Krankheitsprozessen.

Zyklothymia 

Hierbei handelt es sich um eine andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Perioden von Depression und leicht gehobener Stimmung (Hypomanie), von denen aber keine ausreichend schwer und anhaltend genug ist, um die Kriterien für eine bipolare affektive Störung (F31.-) oder rezidivierende depressive Störung (F33.-) zu erfüllen. Diese Störung kommt häufig bei Verwandten von Patienten mit bipolarer affektiver Störung vor. Einige Patienten mit Zyklothymia entwickeln schließlich  eine bipolare affektive Störung.